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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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hast richtig gehört.“
    „Mein Gott. Wo hast du den denn getroffen? Bist du sicher, dass du das nicht geträumt hast?“
    „Ganz sicher.“ Es war kein Traum. Ich bin mir außerordentlich sicher, dass es kein Traum gewesen ist. Ich sehe mich in meinem Zimmer nach irgendwelchen Beweisen für meinen Besuch im „Orgasm“ um. Mein schwarzer Rock liegt dort auf dem Boden, wo ich ihn gestern fallen gelassen habe. Ich hole ihn. Er riecht nach Rauch und „Sex on the Beach“.
Puh
.
    „Wie ist das gekommen?“ will sie wissen.
    „Er hat mich an der Bar gesehen.“ Ich lasse unerwähnt, warum. „Wir haben geredet. Er hat mich nach meiner Nummer gefragt.“
    „Das ist ja irre. Ist er immer noch so ein fescher Fuchs?“
    „Und wie. Vielleicht nicht mehr
so
fesch, aber immer noch fesch.“
    „Hat er schon angerufen?“
    „Noch nicht.“
    „Oh.“
    Oh? Was heißt das, ‚oh‘? „Das geht gar nicht, Wendy. Welcher Typ ruft schon gleich am nächsten Morgen an? Wahrscheinlich meldet er sich morgen Abend. So gegen 20:30 Uhr. Nach den Simpsons.“
    „Nicht wenn er heute ausgehen will.“
    „Er wird mich heute nicht um ein Date bitten.“
    „Warum nicht?“
    „Weil er dann verzweifelt wirken würde. Vertrau mir, Wendy, so wird das Spiel nicht gespielt.“ Liebe gute Wendy. Gute naive Wendy.
    „Woher weißt du, wie das Spiel gespielt wird? Du bist grad erst seit einem Tag wieder dabei.“
    Hey, ich erinnere mich durchaus an L.v.J. (Leben vor Jeremy). Ich hatte ein Leben, verstehst du. „Er ruft am Sonntag an und fragt nach einem Treffen am Dienstag, so dass er mich Dienstag sehen und mich um ein Treffen am Samstag fragen kann. Klingelt’s?“
    „Glockenklar. Wohin, glaubst du, lädt er dich ein?“
    „Wann, Dienstag oder Samstag?“
    Wendy antwortet nicht. Ich sehe schon, dass das alles ein bisschen kompliziert für sie ist. Ein Jahr nicht zu daten hat ihren Geist irgendwie eingeschläfert.
    „Sherry Burns wird sterben, wenn sie das hört“, bemerkt Wendy.
    „Ich weiß. Ist das nicht super?“
    „Wenn sie es jemals mitbekommt, es sei denn natürlich, sie liest die Heiratsanzeigen in der New York Times.“
    „Ich habe überlegt, ob ich ein Foto von uns machen und es auf die Stapley-Schülerseite im Internet stellen soll.“
    „Kein schlechter Plan. Oh-oh. Ich habe ein Meeting. Muss Schluss machen.“
    „Ein Meeting? Wer ist samstags noch im Büro?“
    „Wer ist nicht im Büro?“
    „Meine Güte. Bist du sicher, dass du keinen normalen Job machen willst?“
    „Kein Stück bin ich mir sicher. Wir reden später.“
    „Ciao.“
    Was soll ich tun? Aufstehen vielleicht. Es ist fast zwei.
    „Hallo?“ rufe ich von meinem Bett aus. „Jemand Zuhause?“
    „Hallo!“ echot Sam. „Ich putz gerade das Bad.“ Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ihr Bad jeden Tag putzt. Ich habe sie schon dabei ertappt, wie sie mit Desinfektionsspray hinter ihren Gästen hergeschlichen ist. Mit dem Kühlschrank ist sie genauso pedantisch. Sie hat irgend so ein Ding mit dem Verfallsdatum laufen. Jede Tüte Milch kippt sie genau drei Tage, nachdem wir sie geöffnet haben, aus. In dem Fall ist das Verfallsdatum sogar total unwichtig. Aus unerfindlichen Gründen kann ich sie nicht davon überzeugen, dass sich das Verfallsdatum weder auf den Tag des Kaufes bezieht noch auf den Tag, an dem man die Ware geöffnet hat.
    „Das willst du doch jetzt nicht wirklich essen, oder?“ hat sie mich erst gestern gefragt und mit Abscheu auf mein sechs Tage altes Päckchen Truthahnaufschnitt gestarrt. Nun ja, doch, ich wollte. Wenn ich es halten würde wie Sam, landete alles, was ich besitze, im Müll oder in der Toilette.
    Ich werfe die Decke zur Seite und setze mich hin, stelle die Füße auf den Boden. Den kalten Boden. Wo sind meine Hausschuhe? Habe ich Hausschuhe? Nein, ich habe keine Hausschuhe. Warum habe ich keine Hausschuhe? Wo sind meine Strümpfe?
    Ich schlüpfe in ein Paar Shorts. Nicht einmal Sam ertrüge den Anblick meiner altmodischen Unterhosen. Ich gehe zu ihr ins Zimmer. „Morgen.“
    „Tag“, sagt sie, während sie mit einem undefinierbaren Apparat die Fliesen schrubbt. „Spät gewesen gestern?“
    „Ja, aber super.“
    „Gut. Ich bin fast fertig. Wenn du willst, leihe ich dir meine Sachen, falls du dein Bad auch putzen willst.“
    Ich bin mir nicht ganz sicher, vermute aber, dass das ein Wink mit dem Zaunpfahl ist. Andererseits habe ich heute sowieso nichts weiter vor. Und mein Bad sieht ziemlich schlimm aus. Das

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