Großstadt-Dschungel
er, unseren Körperkontakt ignorierend.
Hmm. Er steht wirklich sehr nah bei mir. Merkt er nicht, wie nah er steht? Steht er absichtlich so nah?
Manchmal steht jemand so nah bei einem, dass man ihn fühlen kann, ohne ihn zu berühren.
„Wer ist Ben?“ frage ich, nachdem ich mich geräuspert habe.
„Mein Mitbewohner. Hast du ihn letzte Woche nicht getroffen? Er ist eher das, was du den Herrn der Piste bezeichnest.“ Die Brünette verschwindet, und Andrew kehrt in seine vorherige, nicht ganz so nahe Position zurück.
„Ist er attraktiv?“
„Attraktiv? Ich kann nicht beurteilen, ob ein anderer Mann attraktiv ist.“
„Quatsch. Ich kann doch auch sagen, ob eine andere Frau attraktiv ist.“
„Welche Frau hältst du für attraktiv?“
„Vergiss es. Ich werde hier weiter keine lesbischen Fantasien nähren, bevor du mir nicht verraten hast, ob dieser Ben Single ist.“
Brünette? Brünette? Komm zurück! Komm zurück, wo immer du auch gerade steckst.
„Ben!“ ruft er einem gut gebauten Blonden in Kragen-T-Shirt zu. „Bist du heute noch Single?“
Ich gebe ihm den dritten Klaps.
„Warum schlägst du mich die ganze Zeit?“
„Weil du den Schlaf … den Schlag verdienst.“ Hilfe.
„Jedes Mal, wenn du mir einen Hieb versetzt, kippst du mehr von deinem Drink auf den Fußboden … Ben!“ Er hebt sein Glas in Richtung des kräftigen Blonden, der zu uns an die Bar kommt.
Heute-noch-Single mustert mich von oben bis unten und intoniert dann ein „Halloooo“.
„Ben, Jackie. Jackie, Ben.“
Er führt meine Hand zu seinen Lippen und küsst sie. „Es ist mir ein Vergnügen, dich kennen zu lernen“, sagt er, ohne meine Hand loszulassen. „Möchtest du etwas trinken?“
„Warum gibst du der Dame nicht ihre Hand zurück und holst uns drei Wodka“, schlägt Andrew vor.
„Aber ihre Haut ist so weich.“ Er reibt seine Lippen gegen meine Knöchel. Sehr weiche Lippen. Wer ist dieser Typ noch mal?
„Vergiss es. Sie ist nicht zu haben.“
Nicht zu haben? Gefalle ich Andrew? Sage ich was dazu? Lasse ich es durchgehen? Gefällt Andrew mir?
Ben knabbert an meinen Fingern, und ich fange an zu lachen. Er lässt meine Hand los, lächelt und verschwindet, woher auch immer er gekommen ist.
Ich stelle die Frage geradeheraus: „Warum ruinierst du meine Chancen bei einem offensichtlich verfügbaren Singlemann?“
„Weil Jer es mir nie verzeihen würde, wenn ich dich mit Ben losgehen ließe.“
Jer?
Jer
? „Jer?“
„Ich dachte nur …“
„Dass du dich allein deswegen mit mir unterhältst, um sicherzustellen, dass ich brav hier sitze und jungfräulich auf Jers Rückkehr warte, während der alles vögelt, was ihm vors Visier läuft.“
Meine Stimme ist plötzlich laut. Warum führt er Jer ins Feld? Ist er so dumm? Oder einfach ein unsensibler Klotz? Da sitze ich hier seit einer Viertelstunde und denke nicht an Jer, und er kommt daher und macht alles kaputt.
„Wow! So habe ich es ganz bestimmt nicht gemeint. Schlafe, mit wem du willst. Aber als dein Freund, und als ein alter Freund deines Ex, kann ich dir nicht guten Gewissens empfehlen, mit einem Mann nach Hause zu gehen, noch dazu in meine Wohnung, der mindestens drei Frauen in der Woche hat und mindestens eine Flasche Wodka am Tag trinkt.“
„Oh.“ Ops.
„Es sei denn, du stehst auf betrunkene Playboys.“
„Nicht wirklich.“ Ich schnüffle an meiner Hand. Sie riecht nach Scotch.
„Dann sei dir dein Ausbruch verziehen. Wenigstens hast du mir nicht gleich wieder eine gescheuert.“
„Voilà, schöne Frau“, sagt Ben und stellt zwei Gläser mit einer undefinierbaren Flüssigkeit vor mich hin.
„Was ist das genau?“ frage ich.
„Mach dir darüber mal keine Sorgen, Süße.“ Er kneift mir mit klebrigen Fingern in die Wange. „Auf Andrews charmante Freundin“, sagt er und hält mit seiner freien Hand das Glas hoch.
„Auf Andrews charmanten Freund.“ Ich sehe ihm direkt in die Augen. Was soll ich sagen? Verführerisch, Playboy, kräftig … Ich fühle mich trotz Andrews Warnung in Versuchung, allerdings auch nicht zu sehr.
„Cheers“, sagt Andrew, und wir kippen den ersten der brennenden Drinks hinunter.
Ben hebt den zweiten in die Höhe: „Auf dass es spät wird heute Nacht.“
Ich schüttle mich fast, als die scharfe Flüssigkeit meine Kehle hinabrinnt.
„Möchtest du heute mit zu mir kommen, charmante Freundin von Andrew?“
In spöttischer Verwunderung zögere ich einen Moment. „Nein.“
Ben zuckt mit den
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