Großstadt-Dschungel
…“
Den Rest der Unterhaltung habe ich nicht mehr mitbekommen, weil ich noch am
Playboy
hängen geblieben bin. „
Playboy
? Was hast du denn für den
Playboy
geschrieben?“
„Eine Kurzgeschichte.“
„Die würde ich wahnsinnig gern mal lesen.“
„Liest du erotische Texte?“
Erotische Texte? Ich bin die Königin erotischer Texte. Ohne mich wäre die erotische literarische Welt voll mit überflüssigen Kommas und Endlossätzen. „Ich arbeite für Cupid, schon vergessen?“
„Stimmt. Was machst du denn morgen?“
Na,
das
ging jetzt aber flott. So flott dann auch wieder nicht, wenn man bedenkt, dass ich vierundzwanzig Jahre lang auf meine Zwillingsseele gewartet habe. Ich tu so, als überlegte ich. „Hast du schon eine Idee?“
„Ich würde dich gern auf einen Drink einladen.“
Endlich die Art von Streber, die dir eventuell über zig Tassen Espresso/alkoholischen Getränken um zwei Uhr morgens in einem kleinen Café/einer schummrigen Bar den Kopf verdreht! „Fänd ich schön. Vorausgesetzt, dass dein Interesse nicht allein aus meinem Geständnis resultiert, dass ich für die Pornoindustrie arbeite.“ Ich scherze natürlich; er musste den kosmischen Knall genauso gespürt haben.
„Teilweise deswegen. In erster Linie aber, weil mir mein Freund zuwinkt. Ich denke, er will gehen, und ich möchte sicher sein, dich wieder zu treffen.“
Ein sehr guter Grund. Nicht nur, dass er sensibel ist (zwingend für einen Schriftsteller), er ist auch charmant.
Er geht zur Bar, um Zettel und Stift zu holen, und ich sehe den Keeper grinsen und fragen: „Na, was gerissen?“ Wie unreif.
Ich schreibe meine Nummer in möglichst sexy Buchstaben auf. Dann setze ich in Großbuchstaben Jackie darunter, nur für den Fall … Zwillingsseele oder nicht, mein Name war das Erste, was ich ihm gesagt habe, und es ist möglich, dass er die Schwingungen zu diesem Zeitpunkt noch nicht gespürt hat.
Und jetzt sitze ich hier an diesem erstklassigen Tisch mutterseelenallein. Wahrscheinlich bekomme ich Ärger mit Amber, der Zahnpastafee, aber ich werde hier keine drei Stunden so hocken. Die Bar ist nicht mehr ganz so voll, also wird diesmal der Ellbogen reichen, um mir Platz zu schaffen, kein Schubsen mehr nötig.
„Hallo“, begrüße ich Nat, die mit Ben am Tresen steht.
„Hi“, sagt sie. „Hattest du ein nettes Gespräch mit Damon? Ihr beide macht ja mehr oder weniger das Gleiche.“
„Ja. Er wirkt echt sympathisch. Er hat mich gefragt, ob wir ausgehen wollen.“
„Echt? Ich dachte, er ist noch mit Suzanne zusammen.“
„Offensichtlich nicht. Wer ist Suzanne?“
„War eine Weile seine Freundin, älter als er.“
„Ich nehme an, das ist vorbei. Ist er nett?“
„Das kannst du wohl glauben. Supernett.“
Mann! Ran an den Speck! Meine Zwillingsseele ist supernett.
„Wer ist supernett? Ich?“ fragt Ben und bläst mir eine Ladung scotchgetränkten Atem ins Gesicht.
„Damon.“
„Damon wer?“
„Damon …“ Verflucht. Das ist wohl eine Kleinigkeit, die ich mir merken sollte. Hat er mir seinen Nachnamen überhaupt gesagt? Ich kann mich nicht erinnern. Ich bin sowieso nicht gut im Merken von solchen Details, Nachnamen, Geburtstage oder wo ich das Flugticket hingelegt habe. Obwohl die Sache mit dem Flugticket auch wirklich nur einmal passiert ist. Und ich bin immer noch ziemlich sicher, dass der Abschnitt für den Rückflug im Flieger selbst unter meinen Sitz gefallen ist. Dinge fallen nun mal runter. Frag Janie. Die beschwert sich dauernd, dass ihr Hintern runterfällt. Und ihr Gesicht. Letzte Nacht hat sie mich völlig aufgebracht angerufen, um mir zu sagen, dass ihre Hosen Größe 36 nicht mehr passen – sie muss jetzt 40 tragen.
Trotzdem, die Tatsache, dass ich in meiner ganzen Flugkarriere erst ein Ticket verloren habe, ist dann doch eigentlich recht beachtlich. Zwei Tickets eventuell, wenn man das mitrechnet, das Janie mir angeblich für den 7. Juni, 18:00 Uhr geschickt hat, obwohl es für den 6. Juni um 19:00 Uhr war. Wenn sie nicht so sicher geklungen hätte, hätte ich das Datum natürlich gegengecheckt. Wirklich.
„Damon Strenner.“ Natalie ist die Rettung.
Jackie Strenner hört sich gut an, so rund.
Ben schnaubt. „Du gehst mit Damon Strenner aus? Diesem Versager?“
Natalie rollt mit den Augen. „In den letzten zwanzig Minuten hast du etwa drei Männer Versager genannt. Sag mal echt, gibt es hier in diesem Lokal auch nur einen Mann, außer dir selbstverständlich, der kein Versager
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