Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
Vom Netzwerk:
mehr Raum haben, als ihm lieb ist, wenn ich erst jeden anderen Mann auf dieser Erde vögele.“
    Das Wort „vögeln“ hört sich aus ihrem Mund merkwürdig an, gerade so, als ob sie ihn voller Erdnussbutter hätte. „Ich freue mich für dich“, sage ich unentschieden.
    „Es ist an der Zeit, einen
reifen
Mann zu finden.“ Sie hebt ihren Busen hoch und sieht sich das Ergebnis im Spiegel an. „Ich bin bereit.“
    „Wofür? Für Sex mit einem reifen Mann?“
    „Nein. Fürs ‚Orgasm‘.“
    Damit käme sie vom Regen in die Traufe. Ich versuche sie von einer, sagen wir mal, entspannteren Bar wie dem „Aqua“ zu überzeugen, ein After-Work-Lokal im sechsundfünfzigsten Stock des Tyler Buildings, aber sie bleibt störrisch. Dankbarerweise stellt Natalie am selben Abend die Dinge klar, indem sie ihr erklärt, dass ins „Orgasm“ Leute unter dreißig kommen, hingegen das Aqua
der
Laden für die älteren, karriereorientierten Männer ist.
    Natalie ist einverstanden zu fahren, was bedeutet, dass sie nur ein Glas Wein trinken darf. Ich habe den Eindruck, dass Sam sich richtig austoben will, und als gute Freundin, die ich bin, kann ich sie sich schlecht allein austoben lassen. Natalie wollte sogar unbedingt die Parkgebühren zahlen, und auf Grund unserer chronisch leeren Kasse haben wir nicht groß protestiert.
    „Diese Dinger bringen mich um“, sagt Sam. Gemeint sind Pflaster, die sie sich für den Fall, dass ihr kalt wird, über die Brustwarzen geklebt hat. Sie trägt eins von Natalies rückenfreien Tank Tops, und ihre Brüste werden schnell zu „murmelig“, wenn sie nichts drüber hat.
    „Warte mal, wenn du sie dir erst wieder abmachst“, bemerkt Nat. „Das sind richtige Schmerzen.“
    „Wie sehe ich aus?“ fragt Sam.
    „Großartig“, antworte ich. Sie sieht wirklich spitze aus. Fast wie eine Schlampe (was gut ist). Definitiv sehr scharf, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es angemessen ist.
    Wir stehen vor dem Fahrstuhl, als eine Garderobiere uns anspricht und uns bittet, die Mäntel abzugeben, was, da der Eintritt ja frei ist, jede zehn Dollar kosten soll.
    Alle drei verschränken wir wie auf Kommando die Arme vor der Brust. „Ehrlich gesagt, ich würde meinen Mantel lieber anbehalten, wenn es nichts ausmacht“, sagt Natalie. Bei ihr ist es nicht das Geld; sie vertraut Fremden einfach nicht gern ihre Sachen an.
    „Versuch’s“, entgegnet die Frau. „Aber sie schicken dich wieder runter.“
    „Nein, schicken sie nicht“, bemerkt Nat schnippisch. „Ich gehe immer im Mantel rein.“
    Wir fahren also in einem dieser blitzschnellen Fahrstühle nach oben, und ich wünschte, ich hätte ein Kaugummi dabei, um den Druck auf den Ohren loszuwerden.
    Der Fahrstuhl spuckt uns direkt vor einer der Hostessen aus.
    „Hi“, begrüßt Natalie sie. „Einen Tisch für drei, bitte.“
    Die Hostess mustert uns von oben bis unten. „Tut mir Leid, aber wir sind voll.“
    Ich entdecke einen freien Tisch am Fenster, auf dem auch garantiert kein „Reserviert“-Schild zu sehen ist. Das schreit nach drastischeren Maßnahmen. Wir drei stecken die Köpfe zusammen, und nach fünfminütiger Beratung schieben wir ihr die anständige Summe von zehn Dollar zu.
    „Der Tisch ist jetzt frei“, sagt die Hostess zuckersüß. „Aber vorher müsst ihr noch mal runter, um eure Mäntel abzugeben.“
    „Wir möchten sie lieber bei uns haben“, wiederholt Natalie.
    „Sorry, aber ich kann euch nicht reinlassen, bevor ihr sie abgegeben habt.“
    Schweigend drücke ich den Runter-Knopf und ziehe eine Packung Kaugummis aus der Tasche.
    Im Erdgeschoss angekommen nehmen wir den Blick nicht vom Boden.
    „Wir möchten gern unsere Mäntel abgeben“, sagt Natalie. Sam und ich kichern. Ich sehe die Frau an der Garderobe an und lächle. Sie lächelt zurück.
    Fünf Minuten später spuckt uns der Aufzug zum zweiten Mal vor der Hostess aus. „Unseren Tisch, bitte.“ Natalie zeigt auf den immer noch freien Tisch am Fenster.
    „Tut mir Leid, aber wir sind voll.“
    Wir stecken wieder die Köpfe zusammen, und fünfzig Dollar ärmer als vor unserer Ankunft sitzen wir an dem Ecktisch mit Blick über die Stadt.
    Natalie und Sam legen ihre Handys direkt neben die Servietten. Nur für den Fall … „Hat er denn angerufen?“ fragt Sam. Sie meint natürlich Marc.
    „Nein.“
    Schweigen. Was soll auf so was noch gesagt werden? Einerseits möchte man sie trösten und ihr versichern, dass er bestimmt noch anrufen wird, andererseits möchte man

Weitere Kostenlose Bücher