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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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ihr weismachen, dass er es nicht wert ist, dass er ein Mistkerl ist und dass es besser für sie ist, wenn er nicht anruft – aber was, wenn er sich dann doch meldet? Ich erinnere an die Trennungsregel Nummer drei: Nur mittelmäßige Freundinnen sollten schreckliche Dinge über den Ex-Freund sagen.
    Wir bestellen drei Glas Wein – roten für Sam und Natalie, weißen für mich.
    „Er wird gern gefesselt“, verkündet Sam.
    „Wie bitte?“ Ich verschlucke mich an meinem Wein.
    „Gefesselt. Und ganz besonders gern mag er Handschellen. Er lässt sich auch gern auf den Hintern schlagen.“
    Es ist mir unmöglich, den Wein zu runterzuschlucken. Es sieht so aus, als ob Sam die Bedeutung von S&M wohl doch verstanden haben muss.
    Natalie lacht. „Stehst du auf so ein Zeug?“
    „Manchmal. Obwohl es schon komisch bleibt.“
    Nie wieder werde ich Marc mit denselben Augen betrachten können.
    „Glaubt ihr“, fragt Sam laut in den Raum, „dass er die Handschellen auch mit einer anderen Frau benutzen wird?“
    „Du musst nicht immer eine neue Packung Kondome kaufen, wenn du mit einem anderen Mann schläfst“, bemerkt Natalie weise.
    An dieser Stelle wollte ich auch meinen Senf dazugeben. „Ich finde schon, dass man sich für jeden Partner ein neues Paar Handschellen besorgen sollte. Das ist wie mit den Äpfeln und den Birnen. Handschellen, denke ich, sind doch etwas sehr Persönliches, sehr Individuelles, hingegen ist es vernünftig, die Kondome weiter zu benutzen, sofern noch ein paar in der Packung sind. Nur die gebrauchten muss man natürlich wegschmeißen.“
    „Ich weiß nicht“, zweifelt Sam. „Meinen Vibrator benutze ich doch auch weiter.“
    Sam und ich sind bei unserem zweiten Glas Wein, als wir die beiden, wie aus der jüngsten Ausgabe der „GQ“ entsprungenen Männer an der Bar sehen – beide Anfang dreißig, beide im Anzug, einer spricht ins Handy, der andere könnte langsam eine Rasur gebrauchen, beide sehr sexy.
    „Wir rufen sie zu uns rüber“, sagt Sam und stürzt ihren Wein runter.
    Ich bin mir nicht sicher, wie man Männer zu sich rüber ruft. Man kann ja schlecht winken und brüllen: „Hallo Jungs, hier sind wir!“ Würde man uns die Verzweiflung nicht anmerken? „Vielleicht sollten wir sie einfach niederstarren.“
    „Niemals“, betont Natalie angewidert und legt ihre Hand auf das Glas. „Wir brüllen und starren nicht.“
    „Schon gut, Entschuldigung. Was also sollten wir deiner Meinung nach machen?“
    „Wir lachen laut und tun so, als hätten wir jede Menge Spaß. Und wir ignorieren sie komplett.“
    „Das ist der Plan?“ Ich finde, Nat sollte langsam anfangen, die Spaßregeln aus dem Fashion Magazin genauer zu befolgen.
    „Das ist der Plan“, bekräftigt sie.
    Sam steckt den Finger in ihr Glas, um den letzten Tropfen Alkohol herauszuwischen, der vielleicht noch drin ist. „Ich glaube, ich brauche noch etwas Wein.“
    „Trink meinen aus“, bietet Nat an und reicht ihr das Glas.
    Ich spüre die mentalen Stürme, die in Sam toben. Soll sie das Glas zusammen mit all den möglichen Bakterien von Nat nehmen? Oder soll sie ihrer Phobie nachgeben und das Gratisgetränk ablehnen? Ich lege ihr die Hand auf die Schulter. „Das neue Selbst, furchtlos und unerschrocken, erinnerst du dich?“
    Sie nickt beherzt. „Danke.“ Zunächst denke ich bei ihrem Gesichtsausdruck noch an jemanden, der Toilettenwasser schluckt, wenngleich ich noch nie das Vergnügen hatte, einen solchen Akt zu beobachten. Dann aber entspannt sie sich, und ich fühle mich wie die stolze Tante.
    Natalie wirft den Kopf in den Nacken und fängt zu meiner Überraschung laut an zu lachen. Offensichtlich hat die Lass-uns-so-tun-als-hätten-wir-Spaß-Show begonnen.
    Zehn Minuten später sitzen die GQ-Männer an unserem Tisch. Natalie flirtet mit Braucht-eine-Rasur, und Sam flirtet mit dem Handy-Mann. Ich hatte gedacht, Sam flirten zu sehen wäre wie einer Frau auf der Straße zu begegnen, deren Rockzipfel hinten aus Versehen in der Strumpfhose steckt, aber sie ist erstaunlich talentiert. Einmal als Samantha vorgestellt, mutiert sie zum Augen aufschlagenden Nymphchen und zieht alle Register der Ich-bin-so-unglaublich-interes-siert-an-dem-was-du-sagst-Technik, stellt tausend Fragen, bevor sie subtil die Sprache auf sich selbst bringt.
    „Ich unterrichte in der Mittelstufe“, antwortet sie ihm, nachdem er sich nach ihrem Job erkundigt hat. Wenn er jetzt fragt, welches Sternzeichen sie ist, drehe ich durch.
    „Du

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