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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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du. Hat überhaupt nicht wehgetan, obwohl es jetzt etwas geschwollen ist.
    Natalie: Vielleicht werde ich es tun. Aber irgendwie ist es ja auch doof, oder? Außerdem haben alle eins.
    Ich (gereizt): Vielen Dank, Nat. Ich denke, ich bin eine Konformistin mit einem schlechten Geschmack.
    Die Reaktion, 2. Akt
.
    Iris: Das ist cool! Ich will auch eins. Ist es rot? Ich wette, es ist rot. Das geht doch aber wieder weg, oder? Meine Freundin Mandy hat sich auch eins machen lassen, ohne es ihrer Mutter zu erzählen, und jetzt hat sie beim Duschen immer einen Badeanzug an, falls ihre Mutter aus Versehen reinplatzt. Sie weiß gar nicht, wie sie das im Sommer machen soll. Die haben einen Pool, und ihre Mutter wird sich sicher wundern, dass sie plötzlich keinen Bikini mehr trägt. Ich habe Mom gefragt, ob ich mich auch piercen darf, aber sie hat Nein gesagt, keine Chance. Sobald ich achtzehn werde, lasse ich mir eins machen. Ein Jahr, fünf Monate und drei Tage wird mein Ich noch ohne Bauchnabelpiercing sein. Das wird sich doch nicht entzünden, oder?
    Die Reaktion, 3. Akt
    Janie: Hättest du nicht dein Haar färben können oder so was?
    Die Reaktion, 4. Akt
    Dad: Und, was gibt’s Neues?
    Ich: Nichts.
    Die Reaktion, 5. Akt
    Wendy (über Lautsprecher, während ich mir meine Zehnägel lackiere): Ich frage mich, warum unsere Generation sich für die Selbstverstümmelung entschieden hat.
    Ich: Es ist nicht unsere Generation. Seit Jahrtausenden piercen sich die Völker.
    Wendy: Aber wieso pierct man sich in Amerika die Bauchdecke, die Zunge, die Brustwarzen und andere Körperteile, die ich besser nicht erwähne?
    Ich: Vielleicht gehört zu unserer politisch korrekten Mentalität, den Ausgleich zwischen den Kulturen herzustellen.
    Wendy: Oder um einen ästhetischen Effekt zu provozieren.
    Ich (auf die Nägel meines rechten Fußes pustend): Oder einen spirituellen.
    Wendy: Oder einen sexuellen.
    Ich (Entrüstung vortäuschend): Ich habe mir nicht die Klitoris piercen lassen.
    Wendy: Vielleicht haben wir außer unserem eigenen Fleisch nichts mehr anzugreifen.
    Sam (das heißt: Samantha, die in mein Zimmer platzt): Ist das nicht cool? (Sie zieht ihr Shirt hoch) Können wir ein Foto machen?
    Wendy: Darüber werden eure Kinder später sicher lachen können.
    Die Reaktion, 6. Akt
    Wir essen im „Asian Grill“ früh zu Abend. Das ist eine dieser Lokalitäten, wo man sich sein Fleisch, Gemüse, die Nudeln, Saucen, eben alles selbst holt und dabei zusieht, wie ein kleiner Teller mit Nahrung plötzlich dreißig Dollar wert ist.
    Andrew (der mir gegenüber auf einer Bank für zwei sitzt): Ich kann es einfach nicht fassen.
    Ich (die Arme eng über meinem T-Shirt verschränkt): Warum? Ich habe bislang noch nicht gemerkt, dass Körperschmuck ein persönlichkeitsverändernder Fluch Gottes ist. (Die folgenden Worte bleiben unausgesprochen.) Ach du Schreck. Meinst du, dass Männer mich jetzt sexuell abstoßend finden?
    Andrew: Ich dachte, Nabelringe sind eher was für den Alanis-Morissette-Typ.
    Ich: Herrje. Sogar eine Bewerberin zur Miss Amerika trägt heute stolz ein Piercing vor sich her. Miss Springfield oder so.
    Andrew: Kann ich’s mal sehen?
    Ich: Du willst, dass ich mitten im ‚Asian Grill‘ mein T-Shirt hochziehe?
    Andrew (mit größer werdenden Augen): Ja!
    Ich (den unteren Teil des T-Shirt lüftend): Zufrieden?
    Andrew: Warum ist das so rot?
    Ich: Mir haben sie gerade mit Nadeln in den Bauch gestochen. Was erwartest du?
    Andrew (dessen Augen so groß werden wie englische Muffins): Das ist, na ja, sexy in gewisser Weise.
    Ich (die folgenden Worte bleiben unausgesprochen): Gut.
    Ende
    Am Montag gehen Sam und ich nach der Arbeit einkaufen. Nicht dass wir wirklich anständig laufen könnten.
    Die letzten sechsunddreißig Stunden musste ich auf meine Jeans verzichten, und sobald nur irgendwas in die Nähe meines Bauches kommt – ein Arm, Kleidung, ein Luftzug – könnte ich an die Decke gehen.
    Wir legen die üblichen Sachen in unseren Wagen: Saft, Milch, Makkaroni, Käse. Dann wechselt Sam in die Gourmetabteilung und holt ein paar Scheiben Salami, einen Sechserpack Bier, ein Stück Hartkäse und in der Drogerieabteilung ein Röllchen Antihistamine.
    Verwirrt starre ich auf das Bier. „Fahren wir gleich in eine Studentenbude?“
    „Nein, wir machen unsere Wohnung etwas männer-freundlicher.“
    „Ist das dein neues Motto: Sorge für sie, und sie werden schon kommen? Lass mich raten, ‚Cosmo‘?, ‚Glamour‘?, ‚City

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