Großstadt-Dschungel
Girls‘?“
„‚City Girls‘.“
„Was steht noch in ‚City Girls‘?“
„Dass wir uns einen Hund anschaffen sollten. Männer gehen auf Hunde zu und fangen an, sich mit dem Besitzer zu unterhalten. Mit uns.“
„Du bist allergisch gegen Hunde.“
„Deswegen versuchen wir es ja auch über den Weg mit den Lebensmitteln. Aber vielleicht können wir uns ja einen Hund ausleihen. Dafür sind die Antihistamine.“
Wer ist diese Frau, und was hat sie mit meiner Mitbewohnerin gemacht? Sam hat noch eine Reihe anderer Vorschläge, die ich alle ablehne:
1. Einen Computerkurs machen. (Wir haben keine Zeit dafür. Wir sind sehr, sehr beschäftigt.)
2. In Bars an einem Lutscher lutschen. (Wenngleich ein Lutscher deinem Mund die unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen gibt, was an sich nicht schlecht ist, verfärben sie deinen Mund auch in den unterschiedlichsten Farben.)
3. In einem Baumarkt rumhängen. (Auf gar keinen Fall.)
4. Einen Salsakurs machen (Ich: „Niemals, ich kann nicht tanzen.“ Sam: „Deswegen sollten wir es ja lernen.“ Ich: „Nein.“)
5. Aus Socken Voodoo-Puppen basteln. Das, sagt sie, hilft uns zwar nicht, andere Männer kennen zu lernen, würde jedoch Marc und Jer ernsthafte körperliche Schmerzen, emotionale Verwirrung und den finanziellen Ruin bescheren. (Witzige Idee, aber das würde uns in die psychotische Ecke stellen.)
Mein Gegenvorschlag ist der Besuch eines Buchladens. Ich kann mir vorstellen, dass es sinnvoll wäre, mit jemandem auszugehen, der das geschriebene Wort zu schätzen weiß, da ich ja selbst in der Verlagsbranche arbeite, Literaturwissenschaft studiert habe und viel lese.
„Kapier ich nicht“, hakt Sam nach. „Du willst jemanden treffen, der Liebesromane liest?“
Wir landen schließlich bei Barnes and Noble. Nach meiner Uhr ist es jetzt sechs. Sam und ich beschließen, den Laden nicht eher zu verlassen, bis wir mit mindestens einer Person die Telefonnummer ausgetauscht haben, die unser zukünftiger Ehemann sein könnte. Sam entscheidet sich spontan für die Abteilung Wirtschaft und Karriere. Ich hadere noch mit mir: Seele (Belletristik) oder guter Job (Computer)? Es ist schwierig, aber am Ende muss das schöne Auto der schönen Bibliothek weichen; ich bin schon auf dem Weg zur Rolltreppe Richtung Literatur, als ich es mir anders überlege und in Richtung Computerabteilung umdrehe. Ja, ja, ich bin schwach.
Die Computerabteilung besteht aus drei Wänden voll mit Büchern. Ich beschließe, rechts anzufangen und mich nach links vorzuarbeiten.
„Kann ich Ihnen behilflich sein?“ fragt eine Verkäuferin.
„Nein, danke. Ich gucke bloß.“
Ein echter Schnuckel blättert durch ein Hardcover. Ich beobachte ihn einfach, warte auf die passende Gelegenheit … nicht dass ich wüsste, was ich zu ihm sagen soll. Oder doch! Ich bitte ihn, mir etwas zu empfehlen. Das ist gut. Es weckt seinen Helferinstinkt.
„Entschuldigung?“
„Ja?“
Was soll ich ihn jetzt fragen? „Kennen Sie ein gutes Buch über … Computer?“
Er sieht mich an, als ob etwas an mir nicht ganz richtig wäre, als hätte ich gammelige Schuhe an oder als würden mir die Augenbrauen fehlen. „Sie sollten besser jemanden fragen, der hier arbeitet.“
Verflucht. Zeit für eine Kaffeepause.
Sechs Kaffee und vier Stunden später ist mein Magen übersäuert, und ich bin entnervt. Ich bin drei Typen begegnet, deren Gattinnen/Freundinnen/Frauen es nicht besonders schätzten, dass ich in ihr Territorium eindrang, zwei Männern mit Kindern (ich denke nicht, dass ich in einer Lebensphase bin, in der ich Stiefmutter oder Geliebte werden sollte) und einem Trekkingfreak, dessen unablässiges Starren mich dazu zwang, zeitweise meinen Posten aufzugeben. Die Verkäuferin von Barnes and Noble glaubt längst, dass ich eine Macke habe. Alle zehn Minuten fragt sie mich, ob ich sicher bin, dass ich keine Hilfe brauche.
„Für mich kommt jede Hilfe zu spät“, sage ich ihr.
Und dann treffe ich Josh. Er steht beim C++ Regal und stöbert in einem Buch mit dem Titel „Die Lust am Programmieren“. Er ist groß und süß, und er hat ein nettes Lächeln (mit zwei bewundernswerten Grübchen), aber ich bin müde und will nach Hause. Ich reiche ihm meine Hand und stelle mich vor, alle Regeln der vorausgesetzten Anbändelrituale über Bord werfend. Ich hab’s eilig, Mensch. Er nennt mir seinen Namen, wir plaudern eine Weile, und während er mir noch von seiner Katze, seinem Hund und seinen fünf Mikroprozessoren
Weitere Kostenlose Bücher