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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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nicht die vier Kisten mit Zigarettenstangen.
    Das Interessante waren die weißen Pakete. An der Wand waren in Plastikfolie verpackte weiße Päckchen gestapelt.
    »Großer Gott«, flüsterte Großvater.
    Pelle ging hin und schnüffelte, stand einen Moment reglos da, nur seine empfindliche Nase vibrierte. Dann drehte er sich um und pinkelte voller Abscheu an den ersten Stapel. Danach wandte er sich zu den anderen um, und ein tiefes, entsetztes oder warnendes Knurren kam aus seiner Kehle.
    Der Laut war ihnen neu.
    Es war ein neues Knurren. Oder hatten sie es schon einmal gehört? War es nicht das gleiche Knurren, das sie schon einmal aus seiner Kehle hatten aufsteigen hören, damals, als sie ein verlassenes Zelt entdeckt hatten? Unten am See?
    »Was ist das?«, fragte Mina.
    »Ich glaube«, sagte Großvater, »dass dies das größte Lager von Heroin und Amphetamin ist, das man je in einem nordeuropäischen Land gefunden hat, und es liegt an der Grenze zu Norwegen, und das könnte erklären, warum sie in den Zeitungen Oslo als die Heroinhauptstadt Europas bezeichnen. Hier befindet sich das Lager.«
    »Aber warum hier?«, fragte Mina.
    »Eigentlich genau auf der Grenze, perfekt und unerreichbar, und sie kamen auf die Idee, es unerreichbar hier in der dritten Höhle zu lagern, weil niemand geglaubt hat, dass es die Höhle gibt, und alle dachten, dass sie nur in einem Kinderbuch vorkommt, aber dann haben ein paar russische Drogengangster dieses Kinderbuch auf Litauisch gelesen …«
    »Perfekt, wenn man einen Hubschrauber hat«, sagte Mina widerwillig und begann zu begreifen, obwohl ihr das Ganze nur schwer in den Kopf wollte. »Ist das der Hubschrauber, der …?«
    »Ich möchte jetzt rauchen«, sagte Großvater, als hätte er vollkommen die Kontrolle verloren, müsste aber auf jeden Fall etwas sagen.
    »Aber das Zelt unten am See?«, fragte Gabriel. »War das nicht eine ebenso gute … Zentrale?«
    »Das war zu gefährlich. Die Höhle ist perfekt. Es ist mein Fehler. Ich hätte keine Karte für die litauische Ausgabe des Buchs zeichnen sollen. Jetzt gibt es hier ein Riesenlager. Rauschgift für ganz Norwegen. Ein Lager in der Höhle, und sie kommen das Zeug abholen, wenn sie etwas brauchen. Ich hätte diese Karte nicht zeichnen dürfen. Aber sie waren schlau.«
    »Wieso?«, sagte Marcus.
    »Ich habe geschrieben, dass das Buch dokumentarisch sei. Das war es auch. Die Höhle gibt es ja. Ich hatte nur einen falschen Weg zu ihr eingezeichnet. Um alle Touristen aus Deutschland in die Irre zu führen, die dort hinwollten, um die Geschichte zu überprüfen. Aber diesen Bluff hat das Syndikat durchschaut. Das habe ich gleich gesehen. Ihre Karte war perfekt. Der gepunktete Pfad, den sie eingezeichnet hatten, war der Aufstieg über die Nordwand, schnell und praktisch. Und dann haben sie auch noch entdeckt, dass es hier oben einen perfekten Hubschrauberlandeplatz gibt. Ich hätte nie …«
    »Was ist ein Syndikat?«, wollte Gabriel wissen.
    Plötzlich stürzte Pelle zur Höhlenöffnung, hielt dort inne und suchte spähend den Horizont ab.
    Ein fantastischer Abendsonnenschein lag über dem Tal, in dem der See Vällen jetzt fast schwarz war. Jenseits des Wasserspiegels lagen die norwegischen Berge. Keine Wolke am Himmel. Es war ein warmer Abend, und man konnte die Vögel singen hören, es war so schön, dass einem fast das Herz stillstehen konnte; aber das war nicht das Wichtige für Pelle und Mina, die jetzt beide nach draußen wollten und sich am Eingang der dritten Höhle gegenseitig behinderten. Es war ein anderes Geräusch als das Singen der Vögel.
    Ein Geräusch, das sie kannten. Das sie mit Entsetzen erfüllte, obwohl sie es zuerst nur schwach gehört hatten, beinahe wie ein undeutliches Donnergrollen; aber jetzt wurde es rasch stärker und schwoll zu einem furchterregenden Dröhnen an. Und plötzlich sahen sie, woher das brüllende, donnergleiche Dröhnen kam.
    Es war der schwarze Hubschrauber, der mit einem steilen Aufschwung vor dem Höhleneingang auftauchte, dann nach Nordwesten stieg, hinter der Spitze des Dreihöhlenbergs wieder abtauchte, vibrierend in der Luft stehen blieb und schließlich mit einem gewaltigen Dröhnen schwer auf dem Felsplateau südwestlich vom Höhleneingang aufsetzte, wie eine riesige schwarze Kröte.
    Ein abschließendes Aufbrüllen der Motoren. Dann Stille.
    Die Kröte des Todes war gelandet.
    2. Im Inneren der Höhle: drei Kinder, ein Hund und dann Großvater.
    Sie blickten alle auf Großvater,

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