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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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Hotelzimmer finden – Martin richtete sich gänzlich auf und sah sich in dem durchwühlten Zimmer um   –, denn ich habe Simion hier überrascht und geschossen.
    Die Geschichte mit dem Zodiac nimmt mir niemand ab, sagte er sich und legte die Pistole beiseite. Niemand, weder bei der von Securitate durchsetzten Polizei noch bei den Seilschaften in der Justiz   ... niemals! Und wenn das stimmt,was Brzezinski über Simions Auftrag gesagt hat, werden mich auch die Amis jagen. Brzezinski wird ihnen weismachen, dass ich ihren Agenten erschossen habe. Welche Botschaft wird mir da noch helfen? Die deutsche oder die französische? Sie haben schon andere verkommen lassen. Niemand wird sich die Finger verbrennen. Mir bleibt nur die Flucht. Und zwar sofort!
    Er stand auf, zog das Magazin aus der Pistole, eine Patrone fehlte, die steckte in Simions Brust, sieben Patronen blieben ihm. Er schob das Magazin zurück. Gewalt war ihre Sprache, nicht seine, aber ohne Sprachkenntnisse war man verloren. Er sicherte die Waffe und steckte sie ein. Mit dem Schalldämpfer war sie schrecklich unhandlich, aber er musste sie mitnehmen. Das hatte er schon einmal getan, und es hatte ihm das Leben gerettet. Er berührte Simion, der Körper war noch warm, er konnte noch nicht lange tot sein. Simion hatte ihm das alles eingebrockt. Er hatte ihn zwei Wochen lang betrogen und belogen, er hatte ihn benutzt. Martins Mitleid hielt sich in Grenzen. Aber auch ohne den Amerikaner wäre er dem Zodiac gefolgt.
    Ich muss an mich denken, ich muss schnell denken, und ich muss an alles denken. Was darf ich mitnehmen? Der Wagenschlüssel in der Hosentasche ist überflüssig, sie werden mich im Auto leicht finden. Koffer? Nein, zu groß. Klamotten? Nein, zu schwer. Mobiltelefon? Nur das nicht registrierte ist nützlich, wenn ich es nach dem Gespräch sofort abschalte und die Stellung wechsele wie ein Scharfschütze nach dem Schuss. Aber auch das andere kann nützlich sein. Das Adressbuch muss mit und die Lederjacke. Die Ausweispapiere habe ich   ...
    Er stand in der Tür und sah die Leiche. Simions tote Augen starrten weiter in die Unendlichkeit oder an einen Punkt an der Wand. Der Tote geht mich nichts an, sagte er sich, das ist nicht mein Krieg. Nur dummerweise geht’s immer auf unsere Kosten, wenn sie sich gegenseitig umbringen.
    Martin wollte das Licht im Zimmer ausknipsen, und als er nach dem Schalter griff, erinnerte er sich an das Geld dahinter. Es machte die Kreditkarte überflüssig und vermied elektronische Spuren. Zumindest das hatte er von dem Toten gelernt. Er steckte auch das Taschenmesser ein, dann trat er in den halbdunklen Flur, huschte zu einem Fenster, zog den Vorhang zurück und sprang. Er kam weich auf und rannte los.
    Zwischen den benachbarten Villen öffnete sich ihm ein schmaler Weg, die Dunkelheit dahinter würde ihn aufnehmen. Links stieg jemand aus einem Wagen, in der Einfahrt rechts tauchte Brzezinski auf und versuchte, ihm den Weg abzuschneiden, da war er auch schon vor ihm, hatte etwas in der Hand   – Martin hob die Waffe und drückte zweimal ab. Es machte plopp, der Rückstoß war schwach, Brzezinski taumelte rückwärts und stürzte gegen eine Wand – oder hatte er sich in Deckung geworfen? Jetzt habe ich wirklich Schmauchspuren an der Hand, dachte Martin und hörte Stimmen, aber nicht die des Russen. Eine Polizeisirene jaulte auf, er rannte, schlug Haken, ging langsam, wollte in der menschenleeren Stadt nicht auffallen, er hockte sich in eine Nische, hinter eine Vorgartenmauer, kroch unter einen Lastwagen, bis er schließlich in einem Hauseingang auf den Morgen wartete. Hier konnte er schlafen, nachdenken, die Polizei oder was auch immer erwarten. Unter den Hunden, die im Müll wühlten, fühlte er sich wohl. Sie taten ihm nichts.
    Als die Sonne aufging, plante er die nächsten Schritte. Sie führten ihn zum Busbahnhof. Als er die Polizeiwagen bemerkte, drehte er ab. Dann sah er ein Hochhaus und einen Funkmast. Beides hatte er bei der Ankunft in dieser Stadt gesehen. Zumindest hatte er nun eine Himmelsrichtung und lief los. Er fand die Ausfahrt zur bombardierten Straße nach Târgovişte wieder, ein Lastwagen nahm ihn dorthin mit. Er kaufte einen billigen Rucksack und verwandelte sich zum Rucksacktouristen. Er kaufte Schuhe, eine leichte Jacke, allesbillig, Unterwäsche, eine Zahnbürste und eine kleine Sonnenbrille. Sie verdeckte seine Augen. Eine große hätte ausgesehen, als wolle er sich dahinter verstecken. Dann fand er

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