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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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für die CIA in Georgia, wo er angeblich herkommt, nachdem seine Brötchengeber abdanken mussten. Man baut für Agenten eine Legende, einen persönlichen Hintergrund auf, der ihren Fähigkeiten entsprechen muss, wie bei Ihnen. Er heißt de Lima und ist auch als Dr.   Veloso aufgetreten, bis er vor einem Jahr aus Portugal verschwand. Er hat dort gelebt, wo der Portwein herkommt.«
    »Deshalb also kennt er sich mit Wein aus. Dann hat er mich die ganze Reise über belogen?« Diese Eröffnung war für Martin so erschreckend wie der Anblick der Wanne aus Edelstahl, der Boden schwankte erneut, er verlor ihn unter den Füßen. Oder belogen sie ihn? – eine neue Variante, um ihn zum endgültigen Straucheln zu bringen, ihn gänzlich zu zerstören?
    »Ich sehe das anders«, hörte er Brzezinski sagen. »Sie haben sich belügen lassen, im besten Fall. Sie haben geglaubt, was Sie glauben wollten. Sie haben nicht nachgefragt, weil Sie selbst genug zu verbergen hatten. Dazu reichte Ihre Kraft nicht. So sind die Menschen. Unsere Aufgabe ist es, siezu kennen und sie entsprechend einzusetzen. Ja, Simion oder Simionescu oder Dr.   Veloso hat Sie benutzt. Er hingegen wusste sicher genau, wer Sie sind, dass er den Winzer Martin Bongers vor sich hatte.«
    »Er hat mich benutzt?«, schrie Martin aufgebracht. Die gefesselten Hände hinderten ihn, aufzuspringen. »Sie lügen, nur um mich fertigzumachen.« Allmählich bahnte sich in ihm die fürchterliche Erkenntnis, was es bedeutete, ihre Spionagezentrale entdeckt zu haben, was anderes konnte das hier nicht sein. Sie würden ihn töten! Sie mussten es tun. Und wo war Simion, war von ihm irgendeine Hilfe zu erwarten? Nein. Jeder war sich selbst der Nächste. Also blieb ihm nur die Flucht. Aber wie sollte er hier rauskommen?
    Brzezinski zeigte sein Granitlächeln.
    Glaubt das Schwein, dass ich bereits fertig bin, fragte sich Martin und kämpfte gegen die neue Panik. Glaubt er, dass ich erledigt bin, zerstört? Glaubt er, dass ich ihm bereits gehöre? Das ist nur so, wenn ich es selbst glaube, sagte er sich und versuchte sich aufzurichten. Aber habe ich überhaupt eine Chance? Können sie mich nach dem, was ich hier gesehen habe, jemals gehen lassen? Ja – nur wenn sie glauben, dass ich wirklich mit ihnen kooperiere. Dann kann ich später immer noch die französische Polizei informieren. Grivot wird mir helfen, Kommissar Grivot. Das war die einzige Hoffnung, an die er sich klammern konnte.
    »Es ist so, leider, Herr Bongers, Simion hat Sie benutzt. Für die Portugiesen hat er gearbeitet und für die USA.   Simion ist Geheimdienstmann, immer gewesen, und er wird es sein, bis man ihn stoppt. Sie werden uns dabei helfen. Oder bedeuten Ihnen Ihre amerikanischen Freunde so viel?«
    »Es sind nicht meine Freunde, verflucht. Und Sie? Sind Sie vom KGB?«
    Brzezinski machte ein Gesicht, als ob er zuschlagen wollte.»Den gibt es schon lange nicht mehr. Der Auslandsgeheimdienst heißt jetzt SWR.«
    »Und der Herr im Kreml wäre mein zukünftiger Chef?«
    »Ist Ihnen der im Weißen Haus lieber?«
     
    »Gib dich nicht auf   ... gib dich nicht auf, gib dich nicht auf«, sagte sich Martin laut, bis er Schritte an der Tür hörte. Er zog die Decken fester um sich, doch Angst und Kälte ließen ihn immer stärker zittern. Trotz seines Angebotes zur Zusammenarbeit hatten sie ihn in diesen fenster- und zeitlosen Raum gebracht. Die Wandfarbe war zu hart, um sie mit den Fingernägeln aufzukratzen. Die Lüftungsschächte waren zu hoch, um daran zu lauschen oder etwas hineinzurufen. Martin wusste nicht, ob es Tag war oder Nacht, er hatte gezählt: eins, zwei, drei   ... bis sechzig und wieder von vorn. Das war eine Minute. Mit den Fingern waren es zehn, nahm er die Zehen zu Hilfe, kam er auf zwanzig, dann musste er das System von vorn beginnen. Er hatte sich das Einschlafen verboten, denn wenn er einnickte, hatte er das Gefühl zu ertrinken.
    Wieder verbanden sie ihm die Augen, im Verhörraum nahmen sie ihm die Binde ab, Brzezinski wartete. Der Tisch war gedeckt, es gab Weißbrot, verschiedene Würste, in Weinblätter eingerollten Käse. War das seine Henkersmahlzeit?
    »Essen Sie!« Brzezinski machte eine einladende Handbewegung. »Sie brauchen eine gute Grundlage, denn danach werden wir einen hervorragenden Tropfen probieren. Wir wollen nicht, dass Sie gleich betrunken sind.«
    Martin rührte nichts an.
    »Wir werden Sie nicht zwangsernähren, aber ich glaube, Sie haben lange nichts gegessen, Sie brauchen

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