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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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an Ihre Kontakte, er will an meine Kontakte, er fürchtet, dass die Anti-Korruptions-Spezialisten der EU von seinen Machenschaften erfahren und dass der Geldstrom versiegt. Siebenunddreißig Millionen an Agrarsubventionen wurden schon zurückgehalten. Das geht nicht. Sofia haben sie erledigt, und deshalb ist Josef unter Druck gesetzt worden, die Zusammenarbeit mit Ihnen aufzukündigen. Er ist klug, so viel bedeuten ihm die paar Euro nicht, die er von Ihnen bekommt. Und Dragos Geld wollte er nicht.«
    »Mit Ihrer Vermutung könnten Sie recht haben«, sagte Martin.
    »Mit meiner Vermutung? Das ist Realität, so merkwürdiges klingt. In Ihrem Land wird das vielleicht anders gehandhabt, da gibt es für alles ein Gesetz; nur bei Terrorismus ist alles erlaubt.«
    »Mit Ihrer Vermutung liegen Sie vielleicht richtig«, wiederholte Martin, »Ana Cristina war heute in meinem Zimmer, sie hat es durchsucht, aber es fehlt nichts – bis auf die unbenutzten SI M-Karten .«
    »Wieso sollte Sie etwas mitnehmen? Haben Sie mal daran gedacht, dass sie etwas dagelassen haben könnte?«

19
    Es war mehr ein Kratzen als ein Klopfen an der Tür, und es konnte nur von Ana Cristina stammen. Martin lag lediglich mit der Hose bekleidet auf dem Bett und las in einer ihm von Simion überlassenen Zeitung; auf dem Nachtschrank stand neben dem Weinglas eine angebrochene Flasche von Alexandru Garbors bemerkenswertem Cabernet Sauvignon. Martin wunderte sich noch immer, wie ein so gut strukturierter Cabernet auf derart fettem Boden wachsen konnte. Das vergangene Jahr musste extrem trocken gewesen sein.
    Es kratzte wieder, Martin reagierte nicht auf den diskreten Laut und zog die Wartezeit in die Länge. Als es zaghaft klopfte, stand er auf, warf ein Hemd über und blieb hinter der Tür stehen.
    »Wer ist da?«, fragte er, statt zu öffnen.
    »Ich wollte mich vergewissern, dass es Ihnen gut geht«, hörte er die bekannte Stimme sagen. »Lassen Sie mich nicht rein?«
    »Aber gern«, antwortete er und konnte sich das Grinsen nicht verbeißen. Ana Cristina würde sich wundern, diesen Abend würde sie nicht vergessen, und er kostete bereits jetzt seine Schadenfreude aus. Es waren die Vorwürfe von Miriam Vasilescu und Luciens Eröffnungen, die bei ihm eine Art Sinneswandel bewirkt hatten. Bislang war er bei den Menschen, die ihm hier begegneten, von der Unschuldsvermutung ausgegangen, von nun an würde er ihnen gleichböse Absichten unterstellen und entsprechend auf der Hut sein. Die Zeiten ändern sich, dachte er, und der alte Zorn auf sich selbst, schon einmal den falschen Leuten vertraut zu haben, kam wieder hoch. Manchmal war es erschreckend, wie lange unterdrückte Gefühle am Leben blieben.
    Sie trug zwar noch dasselbe Kleid wie beim Abendessen, aber jetzt kaum noch etwas darunter. Unter dem weich fallenden Stoff zeichnete sich kein Büstenhalter ab, kein Unterrock warf Falten. Darauf soll es hinauslaufen, dachte er, und einen Moment lang bedauerte er sogar, dass ihn diese attraktive Frau völlig kalt ließ und ihr Auftritt das Gegenteil dessen erzeugte, was er bewirken sollte. Er lächelte, sah ihre Augen an sich heruntergleiten und blickte auf das Kreuz auf ihrem Busen.
    »Wie schön, dass Sie noch wach sind.« Sie flüsterte mehr, als dass sie sprach, ging so zielstrebig an ihm vorbei, als wäre sie in ihrem eigenen Zimmer, warf einen Blick aufs Bett und stellte die Sektflasche mit den zwei Gläsern auf das Tischchen zwischen den Sesseln vor dem Fenster.
    »Die Trauben für diesen Sekt, übrigens dürfte der Extra Brut genau nach Ihrem Geschmack sein, kommen aus Panciu. Es liegt weiter nördlich, dort werden die Trauben mit höherer Säure speziell für Schaumweine angebaut. Ich hoffe, dass er kalt genug ist. Hier, machen Sie auf, Sie sind der Mann!« Sie hielt Martin die Flasche am ausgestreckten Arm hin. Dabei sah sie ihn so schmachtend an, als wäre sie seit Jahren in einem orthodoxen Kloster von der Männerwelt ferngehalten worden.
    Wenn man innerlich unbeteiligt ist, wenn einem das, was andere vorführen, gleichgültig bleibt, wenn man weiß, dass jemand geradewegs in die für ihn aufgestellte Falle läuft, kann man den kommenden Ereignissen gelassen entgegensehen. Das einzig Überraschende wäre gewesen, wenn in Ana Cristinas Gefolge zwei Männer hereingestürmt wären und ihn niedergeschlagen hätten; daran dachte Martin zwar,aber damit rechnete er nicht, höchstens damit, dass Simion ihm das Arrangement verdarb.
    Martin nahm die

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