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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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Bongers! Und jetzt verschwinden Sie. Ich will Sie nicht mehr sehen. Raus!« Er stand auf. »Und nehmen Sie Ihr Gesöff mit.« Er hielt ihr die Flasche hin, nahm sein Glas, ging ins Bad und goss den Inhalt ins Waschbecken.
    Wie gelähmt stand Ana Cristina im Raum. Alle Freundlichkeit, jeder Ausdruck von Charme und Verlangen war aus ihrem Gesicht verschwunden, sie wirkte ziemlich ordinär. »Ich will mein Honorar für gestern und heute, das macht zusammen vierhundert Euro.«
    »Wir hatten einen Tagessatz von hundert Euro ausgemacht, das ist mehr, als Teubner bekommen hat.«
    »Mein Tagessatz sind hundertfünfzig Euro, sofort!« Sie hob die Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger. »Soll ich mir das Kleid zerreißen und der Polizei sagen, Sie seien zudringlich geworden? Einem Ausländer glaubt hier keiner, dafürsorge ich.« Sie fasste sich an den Ausschnitt und lachte ordinär. »Die Webcam werfe ich aus dem Fenster, und Sie lernen rumänische Gefängnisse von innen kennen.«
    Martin holte das Geld. »Sie sind widerwärtig.«
    »Hüten Sie Ihre Zunge, Herr Bongers, hier haben wir das Sagen! Wenn wir wollen, machen wir Sie fertig.«
    »Glauben Sie, das wäre im Sinne von Tudor Dragos?«
    »Hüten Sie sich . . .«
     
    »Ich habe mich an Ihren Rat gehalten, Marc. Wozu brauchen wir einen Dolmetscher? Das schaffen wir allein, Sie wollten nicht einmal Teubner akzeptieren.«
    »Sie haben das Luder tatsächlich rausgeworfen? Nach dem, was Sie mir erzählt haben, hätte ich die kleine Nutte behalten und mich darauf eingestellt. Die Behörden wissen sowieso, wo Sie sind, ob Sie abgehört werden oder nicht. Der Weinbauverband hat Ihnen die Reise ausgearbeitet, hat für Sie die Verabredungen getroffen, und da braucht man später nur anzufragen, wie Ihr Besuch vonstatten ging. Ob sie nun mit dabei ist . . .«
    ». .. oder nicht? Dann besser nicht. Sie waren ziemlich scharf auf sie . . .«
    »War ich nicht!«
    »Unsinn. Ab einem gewissen Alter helfen nur noch die späte große Liebe oder das große Geld bei Frauen. Sie war auf mich angesetzt, weiter nichts. Ich hoffe nur, dass sie das Telefonat vorher nicht mitgeschnitten hat.«
    »Mit wem haben Sie gesprochen? War es wichtig?«
    Es gab Momente, in denen Martin Simions Gesellschaft lästig war. Wenn der Amerikaner einen besonders unbeteiligten Eindruck zu erwecken suchte, geradezu unschuldig, glaubte Martin, dass er dann sehr genau zuhörte.
    Das gegenseitige Belauern dauerte nicht länger als einen Lidschlag, und Simion wechselte das Thema. »Es wäre viel amüsanter gewesen, wir beide wären eingeweiht gewesen,und Ana hätte davon nichts gewusst, man hätte tolle Geschichten erfinden können, wie Graham Greene, die Sache mit dem Staubsauger auf Kuba, glauben Sie nicht?«
    »Was für ein Staubsauger?«
    »Er hat sich eine Geschichte ausgedacht, bei der ein Vertreter aus dem Bauplan eines Staubsaugers eine Verteidigungsanlage konstruiert, und die Geheimdienste fallen darauf rein.«
    »Ich bin nicht auf Vergnügungsreise, Marc. Ich werde jetzt die Rechnung der Dame bezahlen, anschließend meine eigene, der Koffer ist gepackt.«
    »Hat sie Ihnen da auch eine Wanze reingesteckt? Oder ins Laptop?«
    »Ich habe beides untersucht. Mich findet man gleich auf der Landstraße. Wenn Sie wollen, kommen Sie mit – wenn nicht . . .«, Martin zuckte mit dem Achseln, ». .. das ist Ihre Sache. Wir treffen uns heute Abend an diesem See mit dem unaussprechlichen Namen.«
     
    Es stellte sich wie zu Anfang der Reise das Gefühl von Freiheit ein, als Martin hinter dem Steuer des Wagens saß und allein über die Landstraße rollte. Er brauchte einen Tag lang mit niemandem zu reden, und es standen keine Pflichtbesuche auf dem Programm. Er war auf die Karpaten gespannt, die vor ihm lagen, und wollte in Târgu-Neamt¸ das Kloster aus dem 15.   Jahrhundert und die Festung besichtigen. Er traf Menschen, für einige Stunden oder zwei Tage, es gab hier und da eine intensive Begegnung. Zu den sympathischen Leuten brachen die Beziehungen durch irgendeine Katastrophe brutal ab. Er sah Landschaften, die er gern länger betrachtet hätte, ohne auf Fuhrwerke, durchgeknallte Lkw-Fahrer und Bombentrichter in der Straße achten zu müssen. Und von den Weinen war er enttäuscht. Von einem Land mit zweieinhalb Jahrtausenden Weinbau konnte man Besseres erwarten. Doch wenn er sah, wie die Menschenmiteinander umgingen, wunderte es ihn nicht, dass sie ihre Reben ähnlich lieblos behandelten. Immer wieder hörte er, dass es

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