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Grounded (German Edition)

Grounded (German Edition)

Titel: Grounded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy A. Luvers
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geheime Machenschaften vor den neugierigen Blicken der Mutter. Als das fertige Werk an Weihnachten schließlich ausgepackt wurde, war allerdings auch Danny sprachlos. Der Sandstrand auf dem Bild leuchtete weißgolden, das Meer war in einem beeindruckenden Türkisblau gehalten, das von blassglitzernden Pünktchen, Sonnenreflexionen, durchzogen war. Und nicht nur die Landschaft, auch die Familienmitglieder waren hervorragend getroffen. Elena und ihr Vater zimmerten konzentriert an der Sandburg herum, während die Mutter und Danny lachend und mit schlammigen Händen einen Graben aushoben.
    „Weil die Kamera im Urlaub kaputt gegangen ist und du doch so gerne eine Erinnerung haben wolltest“, sagte Ell, bevor Emmeline ihr, mit Tränen der Rührung in den Augen, um den Hals fiel.
    „Oh, Liebling. Das ist das Schönste, was ich je gesehen habe. Danke, meine Süße. Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll.“ Sie legte die Hand auf ihre Brust, dann wischte sie sich schniefend über die Augen. Danach suchten die beiden Damen des Hauses gemeinsam einen Platz für das Bild aus und hängten es mit zeremonieller Feierlichkeit an die Wand.
    Zwei Wochen später kam Emmeline ins Kra nkenhaus.
    Sie hatte ohne Vorwarnung über sehr starken Durst und Sehstörungen zu klagen begonnen. Wenige Tage darauf erlag sie ihrer Lebensmittelvergiftung, die auf den Papieren angegebene Todesursache lautete „Botulismus“.
    Am Tag nach der Beerdigung schmiss Ell ihre gesamten Farben und Bleistifte sowie Papier und Zeichenkohle in den Mülleimer. Dort landeten auch alle Zeichnungen, die sie jemals angefertigt und aufgehoben hatte. Sie schwor feierlich vor Danny und ihrem Vater, niemals wieder ein Bild zu malen. Niemals. Dann schloss sie sich zwei Tage lang in ihrem Zimmer ein, weinte und hörte laute Musik.
    Rupert gelang es, einige wenige Zeichnungen halbwegs unbeschadet aus der Papiertonne zu retten. Er hob sie in einem Ordner auf, den er heimlich im Kleiderschrank versteckt hielt. Manchmal, wenn er sentimental wurde, holte er den Ordner hervor und dachte an die viel zu kurze Zeit zurück, in der sein Leben vollkommen gewesen war. In diesen Momenten wurde ihm jedes Mal aufs Neue bewusst, wie seltsam es eigentlich war, dass man „glückliche Zeiten“ immer erst dann erkannte, wenn sie vorüber waren.
     
    *
     
    Meine Schwester saß aufgelöst in einem der Krankenhausgänge, in die uns der junge Mann von der Rezeption verwiesen hatte. Ells Gesicht war tränenüberströmt und kreidebleich. Blässe war nichts Ungewöhnliches bei ihr, in diesem Fall war sie allerdings echt und nicht von Make-up herbeigeführt. Ihre ebenfalls fahlen Lippen bebten, ein Verband war um ihren Kopf gewickelt. Nathalie setzte sich neben sie.
    „Prinzessin“, sagte sie leise und griff nach Ells Hand. Nathalie blickte mich verzweifelt an, als meine Schwester keinerlei Reaktion auf die Ansprache zeigte.
    Ich ging vor Elena in die Hocke um sie besser ansehen zu können. Sie schaute eine Zeit lang ins Leere, geradewegs durch mich hindurch, schien dann jedoch schrittweise in die Realität zurückzufinden. Sie sah mich ausdruckslos an. Die Erschöpfung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    „Geht es dir gut? Dein Kopf“, fügte ich hinzu, als
    meine Frage lediglich einen leeren, verständnislosen Blick zur Folge hatte.
    „Oh … ja. Ist okay“, brachte sie hervor, dann schüttelte sie kurz den Kopf, wie um einen lästigen Gedanken zu verscheuchen. Endlich sah sie auch Nathalie an und schenkte ihr zur Begrüßung ein gequältes Lächeln. Es erreichte ihre müden Augen nicht einmal ansatzweise.
    „Hi.“
    Nathalie nahm erneut ihre Hand und musterte sie unglücklich und hilflos. „Was ist denn passiert? Geht es dir auch wirklich gut? Ist dir schlecht oder schwindlig?“
    „Ich bin okay. “
    „Was ist passiert?“, wiederholte ich Nathalies Frage leise und voller Sorge. Ell schüttelte nur teilnahmslos den Kopf.
    „Ist er da drin?“ Nathalie deutete auf den Raum, vor dessen Tür wir saßen. „Wie geht es ihm, weißt du das?“
    Ell warf einen Blick auf die Tür hinter sich und sah so verblüfft aus, als hätte sie die Tür gerade zum ersten Mal gesehen. Sie wandte sich uns nur langsam wieder zu. Elena stützte ihren Kopf in die Handflächen und legte die Stirn in Falten. Die Muskeln spannten sich unter ihrer Haut an. Es war offensichtlich, dass sie Schmerzen hatte.
    „Soll ich eine Schwester holen gehen?“, fragte ich meine Freundin leise. Sie schüttelte den

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