Grounded (German Edition)
nahm seine Hand aus dem Kinderbettchen.
„Er ist so süß, nicht?“ Nathalie stellte sich zu Danny und bot ihrem Bruder die Flasche an. „Ja, wenn man Hunger hat, dann kann man nicht schlafen, ich weiß“, sagte sie, als sie dem Kleinen den Sauger in den Mund schob und er die Milch in gierigen Zügen zu trinken begann. „Dabei hat Mama dir doch vor zwei Stunden erst gegeben. Kleiner Vielfraß. Hmmm. So ist prima. Lecker, nicht? Wenn man satt ist, dann schläft es sich gleich viel besser, du wirst sehen.“ Das Kind trank und schaute seine Schwester dabei unablässig aus großen Augen an.
Als die Flasche zur Hälfte geleert war, spuckte Mikey den Sauger aus und ließ ihn sich auch kein weiteres Mal in den Mund schieben. „Fertig, ja? Na, dann leg dich noch ein bisschen hin.“
Danny beobachtete, wie sich das Baby, das jetzt schon ein viel freundlicheres Gesicht machte, brav wieder auf seiner Matratze ausstreckte und die Augen schloss. Es ließ sich beim besten Willen nicht leugnen – der Kleine war wirklich sehr süß.
Während Nathalie die Flasche zurück in die Küche brachte, setzte Danny sich in ihr Zimmer zurück und wartete.
„Sei froh, dass Mikey gerade eigentlich noch müde und verschlafen ist. Beziehungsweise, sei froh, dass er bisher jedes Mal tief und fest geschlafen hat, wenn du hier warst. Normalerweise ist er nicht so ruhig und artig“, sagte sie. „Wenn der mal nen schlechten Tag hat …“ Sie verzog gequält das Gesicht und hielt sich die Ohren zu.
„Klingt anstrengend.“
„Und wie! Kann einen in den Wahnsinn treiben, dieses ständige Gebrüll. Lern mal bei dem Krach. Von wegen Faulheit, Schlaf- und Konzentrationsmangel sind meine Probleme. Mikey schuldet mir mein Abi, wenn das so weitergeht.“ Nathalie lächelte ihm zu. „Und du? Hast dich anscheinend ja trotzdem richtig in ihn verliebt. Darfst ihn dir gerne mal ausleihen.“
Danny lächelte einen Moment zurück. Dann griff er wieder nach dem Mathebuch. „So, wo waren wir?“
„Och, bitte nicht!“ Nathalie riss ihm das Buch aus den Händen. „Mir reicht’s, ich kann keine Funktionen und Graphen mehr sehen! Zumindest heute nicht mehr“, fügte sie dann beschwichtigend hinzu. „Mein Kopf raucht. Schluss jetzt.“
„Äh. Na gut. Ist auch ziemlich kompliziert, das Kapitel. Ja. Gut. Okay, dann geh ich wohl mal.“
„Oh. Musst du schon los?“ Nathalie fuhr sich durchs Haar. „Wir könnten auch ein bisschen Musik hören oder so, es sei denn du hast es eilig?“
„Äh, nein, hab ich nicht. Musik. Ja. Cool.“ Er fühlte sich wie ein sprachbehinderter Idiot.
Nathalie stellte das Radio an und setzte sich wieder neben Danny auf das Bett. Kissen und Decke waren mit Bettwäsche in einem angenehmen grünen Farbton bezogen. Überhaupt, nicht nur die Bettwäsche wirkte sehr frisch und verspielt, sondern das ganze Zimmer.
Wie Nathalie.
„Du gehst echt toll mit deinem Bruder um“, sagte Danny, weil er fand, dass er irgendetwas sagen sollte und weil ihm spontan nichts Klügeres einfiel.
„Findest du? Naja. So was lernt man eben, wenn ein Baby ins Haus kommt.“ Dann fügte sie hinzu: „Ich liebe Kinder und möchte unbedingt selbst welche. Am liebsten hätte ich natürlich mindestens zwei. Wäre das für dich in Ordnung, wenn wir zwei Kinder bekämen oder wolltest du mehr? Dann muss das mit dem eigenen Auto zwar ein bisschen warten, aber ich meine, Autos rennen ja nicht weg. Die biologische Uhr hingegen tickt unablässig. Tick-tack, tick-tack.“ Eine Mischung aus Entsetzen und Befremdung breitete sich auf Dannys Zügen aus, während er Nathalie ungläubig anstarrte.
„Wa--… was?“
„Du solltest dein Gesicht sehen. Unbezahlbar“, kicherte sie, schließlich brach sie vollends in Gelächter aus und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Es war doch nur Spaß, beruhige dich. Du bist ja ganz blass.“
„Spaß? Ach so. Da denke ich, ich soll dir was über Mathe erzählen, dabei willst du bloß ein Kind haben. Das hättest du auch gleich sagen können, dann hätte ich mir die Mühe mit den Formeln sparen können, die machen mir genauso wenig Spaß. Dann hätte ich ne Kuschelrock-Platte mitgebracht. Und mir einen schicken Stringtanga angezogen. Ich hab da noch einen in Leoparden-Optik daheim, der würde dir sicherlich gefallen.“ Nathalie rollte sich lachend und gleichzeitig angewidert quietschend auf dem Bett umher. „Na, ich bringe ihn einfach das nächste Mal mit. Obwohl, nein. Du hast es dir ja jetzt
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