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Grounded (German Edition)

Grounded (German Edition)

Titel: Grounded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy A. Luvers
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und sie verbarg ihr Gesicht darin.
    Während sie weinte, streichelte ich ihr langsam über den Kopf. Ihre Haare fühlten sich wegen des vielen Färbens immer etwas trocken an, gleichzeitig waren sie heute fettig. Vermutlich hatte sie im Krankenhaus andere Sorgen als Haarewaschen gehabt.
    Am nächsten Morgen, als ich langsam erwac hte, konnte ich mich nicht mehr erinnern, überhaupt eingeschlafen zu sein. Ich wusste noch, dass Ell und ich kein Wort miteinander gewechselt hatten. Ell lag mit weit geöffneten Augen da und starrte an die Decke. Um das zu wissen, musste ich nicht zu ihr hinabsehen.
    Vermutlich hatte sie heute Nacht nicht eine S ekunde lang geschlafen.
    „Es ist eigentlich lustig. Findest du nicht, D aniel?“
    Möglicherweise war der Umstand, dass sie mich zum ersten Mal seit Jahren „Daniel“ nannte, der Grund dafür, dass ich schlagartig hellwach war.
    „Gestern hast du noch Träume, eine Zukunft … ein Leben. Und BAMM!“ Sie schlug heftig mit der Faust auf ihre eigene Handfläche. Erschrocken fuhr ich zusammen. „Am nächsten Tag ist nichts mehr davon übrig. Nichts. Ganz plötzlich. Bloß noch Scherben. Wie schnell etwas kaputt gehen kann, das man sich jahrlang aufgebaut hat … das ist doch lustig, oder nicht?“ Sie sah mich an und schien sich ernsthaft zu einem Grinsen zwingen zu wollen. Es gelang ihr nicht. Stattdessen füllten ihre Augen sich nur Sekunden später erneut mit Tränen. „Sag, dass das lustig ist. Weil, wenn es nicht lustig sein soll, dann weiß ich nicht, was—“ Ell presste die Hände auf ihr Gesicht, das ich in den letzten Jahren nur selten ungeschminkt gesehen hatte. Dann bebten ihre Schultern unter dem Schluchzen, das aus ihr herausbrach.
    Ell flippte regelmäßig wegen allem möglichen aus; sie war prinzipiell nah am Wasser gebaut und steigerte sich auch gerne theatralisch in die nichtigsten Probleme hinein. Allerdings blieben auch diese Anfälle immer in einem gewissen Rahmen. Überhaupt, nicht einmal beim Tod unserer Mutter hatte ich sie so aufgelöst erlebt wie jetzt. Im Gegenteil war sie damals Diejenige gewesen, die mich und Dad aufgefangen und gezwungen hatte, in die Zukunft zu sehen. Weiterzumachen. Zu der Zeit hatte es für mich nichts gegeben, für das es sich gelohnt hätte, nach vorne zu schauen. Dennoch hatte Ell mir jeden Tag aufs Neue in den Hintern getreten und mich getriezt, so lange, bis ich mich wieder halbwegs zusammenreißen konnte. So lange, bis ich mich wieder halbwegs wie ein Mensch fühlte.
    Nun war ich wohl an der Reihe, Elena zu triezen, zum Blick nach vorn zu zwingen, auch wenn es nichts gab, das nach einer Zukunft aussah. Anstatt ihr aber Halt zu geben und tröstende Worte zu finden, verlor ich ebenfalls die Kontrolle. Der Anblick ihrer Tränen und ihres vom Schluchzen zuckenden Körpers auf meinen Beinen legte den Schalter in mir um, der seit Tagen starr in seiner Position festgefroren gewesen war. Meine Nase wurde feucht und die Welt verschwamm vor meinen Augen, bis ich das nächste Mal blinzelte, und die Tränen aus ihnen, vorerst, verschwanden. Ich bemühte mich redlich, meinen Körper unter Kontrolle zu behalten, damit Ell so wenig wie möglich von meinem Zustand mitbekam.
    Meine zitternde Hand platzierte ich auf Elenas Arm und zog sie an meine Brust, wo sie ihr Gesicht verbergen konnte. Ell biss die Zähne so fest aufeinander, dass ich ihren Kiefer mahlen hörte und ballte die zarten Hände zu Fäusten. Es verging eine Ewigkeit, bis sie schließlich völlig erschöpft in einen unruhigen Schlaf verfiel.

 
     
     
     
    the world keeps turning
    round and round
    but I wish it would stop and
    let me off right now

„Du stellst dich wie der letzte Vollidiot an, das ist dir schon klar? So schwer ist das ja nun auch nicht. Du hast doch an jeder Haltestelle Fahrpläne hängen, und wenn du dir trotzdem unsicher bist, schaust du halt vorher im Internet nach, welche Linie du nehmen musst und zu welchen Zeiten die abfährt.“ Ell musterte Danny, fassungslos über sein Unvermögen, sich im öffentlichen Personennahverkehr zurechtzufinden. Ihre Haare waren damals zwar noch nicht schwarz gefärbt, aber sie begann bereits bevorzugt, sehr niedliche Kleidung – beispielsweise kurze, gepunktete Kleidchen – zu tragen.
    „Das Internet ist wohl deine Lösung für alles.“
    „Boah, du bist so was von peinlich. Das Internet ist zumindest eine bessere Lösung, als zu spät zur Schule zu kommen. Echt, mach so weiter, und

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