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Grounded (German Edition)

Grounded (German Edition)

Titel: Grounded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy A. Luvers
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geröteten Augen und der Farbton seiner Haut deuteten darauf hin, wie wenig er in den letzten Tagen geschlafen hatte.
    „Ell hat grade eine schwere Zeit. Sie braucht mich. Und um Oma mache ich mir auch Sorgen. Immerhin ist ihr Sohn tot, sie ist ziemlich am Boden zerstört. Ich weiß auch nicht, wahrscheinlich macht es sie fertig, dass sie sich in den letzten Jahren so wenig gesehen und gesprochen haben.“ Er blickte sich nervös im Raum um. „Aber gut, mit so was rechnet ja keiner.“ Er schnaufte, dann zupfte und fummelte er unruhig an seinem Hemdärmel. „Also, was ich sagen will, es geht gerade ganz schön drunter und drüber bei uns.“
    „Ich weiß. Vielleicht könnte ich ein bisschen helfen. Euch ein paar Kleinigkeiten abnehmen. Einkaufen. Essen machen. Und so.“
    Erneut schnaufte ihr Freund. Sein Blick husc hte unstet zwischen den Gästen hin und her. Unbewusst begann er, an seiner Hose zu kratzen. „Die Sache ist … Es geht mir hauptsächlich um Ell. Sie hat jetzt nur noch mich. Wenn ich jetzt vor ihren Augen mit dir auf glückliche Beziehung mache … ich will ihr das gerade einfach nicht antun. Du meinst es nur gut, ich weiß. Im Moment ist es aber, glaube ich, besser, wenn ich mit ihr allein bin. Irgendjemand muss sich jetzt um sie kümmern. Nur um sie. Dass Oma um uns herumschwirrt und Stress verbreitet, ist schon schlimm genug. Wir machen auch beide drei Kreuze, wenn sie morgen wieder fährt. Oh. Ohje. Bitte sag niemandem, dass ich das gesagt habe.“
    Plötzlich hatte Nathalie Kopfschmerzen. Sie konnte ja verstehen, was er meinte. Dennoch, es war schwierig, den bösartigen Filter in ihrem Kopf auszuschalten, der seine Worte für sie auf seine eigene Art und Weise interpretierte und übersetzte. Du störst. Du wärst uns nur im Weg. Ich will dich nicht um mich haben. Lass mich in Ruhe. Ell hasst dich. Nicht nur Oma verbreitet Stress, sondern du auch. Sie schloss die Augen und zwang sich, ihre egozentrischen Gedanken beiseite zu schieben. Es ging hier nicht um sie oder ihre Eitelkeit.
    „Kein Problem.“
    Danny legte den Arm um ihre Taille und zog sie zu sich; seine Lippen drückten sich sanft auf ihre Wange.
    Auch hierbei wirkte er völlig gedankenverl oren und nicht ganz bei sich. Sein Blick blieb glasig, seine Miene ausdruckslos.
    „Wollen wir uns dann nächste Woche mal tre ffen? Vielleicht abends, wenn Ell schläft? Wir könnten in diese eine Bar gehen, bei mir um die Ecke. Eine kleine Auszeit von dem ganzen Chaos würde dir bestimmt nicht schaden.“
    „Hmm.“
    „Was hältst du von Freitag?“
    „Ja.“ Dannys Blick schweifte durch die Menge.
    „So um neun?“
    Ein Nicken. „Mhmm.“ Abrupt wandte er sich Nathalie zu, nahm ihr Gesicht in die Hände, sah ihr, diesmal ohne glasigen Schleier, der seinen Blick vernebelte, zärtlich in die Augen und küsste sie. „Danke. Für alles.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern. Nathalie lächelte und legte die Hand an seine Taille, wie früher. Danny hatte deutlich abgenommen.
    „Ich denke, ich sollte Ell jetzt besser nach Ha use bringen. Für heute hat sie genug durchgemacht.“
    Elena stand, reglos wie eine Schaufensterpu ppe, an der Wand in der hinteren Ecke des Zimmers und ließ das Geschwätz eines Herren mittleren Alters über sich ergehen. Vermutlich handelte es sich um einen Kollegen von Rupert. Kreidebleich folgte sie seinen gestenreichen Ausführungen. Ihre Hände, mit denen sie sich abwechselnd den Oberarm rieb oder die Schulter kratzte, wirkten bei genauerem Hinsehen sehr zittrig.
    „Ja, du hast Recht. Bis Freitag.“
    Danny hatte sich bereits abgewandt und war auf dem Weg zu Elena.
     
    *
     
    Wir hatten gemeinsam unsere Handys abgeschaltet und in einer Schublade versteckt. Das war unsere erste Amtshandlung gewesen, nachdem wir Großmutter zum Flughafen gebracht und mit besten Grüßen an die Familie und einem tapferen Gesicht in den Flieger gesetzt hatten.
    Es gab einfach niemanden, mit dem wir spr echen wollten. Oder konnten. Wir gestanden uns das aber erst endgültig ein, als Ell zwei Tage später nach einem kurzen, besorgten Anruf einer Schulfreundin auf dem Festnetzapparat einen Weinkrampf bekam. Eine halbe Stunde lang hatte sie sich in Embryonalstellung auf dem Sofa eingerollt und wie Espenlaub gezittert. Kurzerhand stöpselte ich das Telefon, erneut, aus der Buchse aus.
    In ihrem Zimmer ruhte Ells Rechner seit Tagen in ungewohnter Einsamkeit, während wir uns die langen Stunden zwischen Aufstehen und

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