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Grounded (German Edition)

Grounded (German Edition)

Titel: Grounded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy A. Luvers
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ersten Mal aus ihrer kleinen Welt auf und sah mir direkt ins Gesicht. Ihre Augen waren rot und verquollen, ihre Haut kalkweiß. Vor allem ihre Lippen waren alarmierend farblos. „Ich will nicht sterben, Danny.“ Sie sah derart unglücklich und verzweifelt aus, dass mir vorübergehend der Atem stockte.
    „Du stirbst doch nicht“, wiederholte ich in Ermangelung einer klügeren Bemerkung.
    „Doch“, sie schniefte, „jeden Tag komme ich dem Ende ein Stück näher. Und theoretisch kann es auch jeden Tag schon soweit sein.“
    Mein Puls normalisierte sich ein wenig. Ell war wieder ansprechbar, das, zumindest gesundheitlich, Gröbste ihrer Panikattacke schien überstanden. Ihr Hang zur Theatralik sorgte üblicherweise für unterhaltsame Szenen und viel Heiterkeit bei allen Beteiligten, hier jedoch war eine sehr gefährliche Symbiose mit ihrer aktuellen pessimistischen Grundeinstellung entstanden. Es war nicht sicher, ob ich sie sich von mir beruhigen lassen würde, aber dass sie mit mir sprach, war schon mal die halbe Miete.
    „Ja.“
    „Aber ich will nicht. Ich will nicht … nicht mehr aufwachen. Ich will nicht, dass alles zu Ende geht.“
    „Ell.“ Ich robbte den fehlenden Meter an sie heran und zog sie in meine Arme. Ihr Körper war angespannt, ihre Schultern hart und steif. Jede Pore ihrer Haut sträubte sich gegen meine Nähe. „Bis zu diesem Tag hast du noch unvorstellbar viel Zeit.“
    „Aber ich will nicht, dass dieser Tag jemals kommt. Ich will nicht aufhören zu existieren“, beharrte sie traurig.
    „Vielleicht hörst du ja gar nicht auf zu existi eren. Religionsgemeinschaften quatschen ja schon seit Urzeiten von Wiedergeburten und Zwischenwelten und solchem Zeug.“
    „Hm. Mag sein. Vielleicht höre ich aber doch auf zu existieren. Und dann? Ich will das nicht.“ Mit dem Handrücken wischte sie sich über die verheulten Augen, aber es nützte nichts; es dauerte nicht lange, bis ihr Gesicht wieder tränenüberströmt war. Als ich Elena den Rücken streichelte, stellte ich mit Erleichterung fest, dass allmählich die Wärme in ihren Körper zurückkehrte und ihre langen, schmalen Gliedmaßen wieder weicher wurden.
    „Danny, was ist, wenn nicht genug Zeit ist? Wenn ich zu früh gehen muss?“
    „Es ist nie genug Zeit.“
    „Was ist, wenn ich gehen muss, bevor ich irgendetwas von dem erreicht habe, was ich wollte?“ So verkrampft und angespannt sie vorher gewirkt hatte, so schlapp und kraftlos erschien sie mir nun. „Was, wenn ich sterbe, bevor ich so richtig verliebt war? Was ist, wenn mich niemals jemand so richtig lieben wird? Wenn ich nie ein Baby haben werde? Was ist, wenn es keine zweite Chance gibt und danach nichts weiter geht; was, wenn dann alles zu Ende ist, für immer?“
    Ich küsste ihre Stirn und streichelte mit dem Zeigefinger über die trockene, fahle Haut an ihrer Wange. „Du wirst viele süße Babys haben. Und jedes einzelne von ihnen wird munter auf meine Klamotten kotzen. Ich werde nach jedem Mal Babysitting neue Sachen brauchen.“
    Ein Kichern zuckte durch Ells Körper.
    „Vermutlich wirst du sogar mehrfach heiraten“, verfolgte ich den Gedanken weiter. „Wir werden dann auf jeder Familienfeier Witze über dich machen und Wetten darauf abschließen, wann du den armen Tropf dieses Mal vor die Tür setzt.“
    „Ich will gar nicht mehrmals heiraten. Ein ei nziges Mal würde mir schon reichen.“ Ell wischte sich mit dem Handrücken über die Nase und schniefte geräuschvoll.
    „Ich weiß.“ Gedankenverloren ließ ich ihr leicht nach Chemie riechendes Haar durch meine Finger gleiten.
    „ Du wirst all das haben, Danny. Eine süße, kleine Familie. Eine wundervolle Hochzeitsfeier, das hübsche Haus mit Garten. Du hast schließlich Nathalie. Aber ich, ich hab doch niemanden.“
    „Ell, du bist sechzehn. Und wenn es noch zehn Jahre dauern sollte, bis du jemanden findest, ist es auch egal. Du hast doch Zeit.“
    „Was, wenn nicht? Was, wenn ich keine Zeit habe? Oder was, wenn es niemals jemanden geben wird?“ Ihr Kinn lag auf den Knien, die Hände hatte Ell um ihre Waden geschlungen und zusammengefaltet.
    „Du könntest jeden Tag jemanden kennenle rnen. Man weiß nie, vielleicht läuft dir morgen schon ein umwerfender Typ über den Weg. Möglicherweise hast du Ende der Woche an jedem Finger sogar drei, auch das kann passieren.“
    „Kann. Möglicherweise. Ja. Aber es könnte g enauso gut nichts passieren. Niemals.“
    Ich wusste darauf nichts mehr zu entgegnen. Es gab

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