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Grounded (German Edition)

Grounded (German Edition)

Titel: Grounded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy A. Luvers
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Stoff zu verlieren.
    Jetzt aber, zumindest für eine kleine Weile, ha tten wir es uns verdient, gar nichts zu tun.
    Die Beerdigung inklusive des Besuchs von Oma war ein Alptraum gewesen, doch hatten wir sie mit wächserner Gelassenheit hingenommen.
    Ells Gesicht war eine puppenhafte Maske, als sie eine Beileidsbekundung nach der anderen über sich ergehen ließ. Ihre Mundwinkel zuckten gelegentlich, ansonsten war sie stark, nickte ernst, bedankte sich. Sie spielte ihre Rolle nahezu perfekt. Ebenso wie ich. Ich stand neben ihr, ließ meine Hand schütteln, meine Schulter tätscheln und mir Worte sagen, die ich doch nicht hörte. Hören wollte. Ich nickte, schüttelte zurück, nickte erneut.
    Dennoch war alles wie ein großer, surreal ve rzerrter Traum. Nichts von dem, was geschah, drang wirklich zu mir durch. Hinterher hätte ich nicht einmal sagen können, wer überhaupt da gewesen war.
    Oma versuchte uns zu unterstützen, wo sie nur konnte, indem sie den üblichen deprimierenden Leichen-Smalltalk, den Beerdigungsgäste zu halten pflegten, auf sich nahm. Sie beantwortete geduldig Fragen darüber, wo Ell und ich ab jetzt leben, was wir tun würden und wie es uns allen denn nach diesem furchtbaren Schicksalsschlag ging. Ich hatte unsere Oma immer gemocht. Sie war Mitte sechzig, wirkte aber so robust und gesund wie eine Vierzigjährige. Ihr nach wie vor naturdunkles Haar trug sie nicht in einer langweiligen Alte-Damen-Frisur, sondern zu einem langen Zopf geflochten. Ihre Haut war wettergegerbt und gebräunt von der vielen Arbeit an der frischen Luft.
    Trotz der täglichen, vor Allem auch körperlich anstrengenden, Arbeit war sie eher pummelig. Sie kochte gut und gern, wahrscheinlich lag es daran.
    Zu jeder anderen Gelegenheit wäre ich gern in ihrer Nähe gewesen und hätte mich gefreut, über die Familie zu reden und zu erfahren, wie es allen ging, welche Schafe trächtig waren oder bereits Lämmer zur Welt gebracht hatten, welche Tiere Krankheiten ausstehen mussten und wie die Fleisch- und Wollpreise sich momentan verhielten. So hingegen war niemandem von uns nach normaler Konversation zumute, denn auch Oma konnte nur mühsam die Fassung bewahren und kämpfte regelmäßig mit den Tränen. Es fiel mir schwer, sie anzusehen. Der Schmerz in ihrem Gesicht erinnerte mich zu sehr an meinen eigenen.
    Die ganze Veranstaltung rann wie zähflüss iger, klebriger Sirup durch meine Sinne hindurch und an mir vorbei. Es gab nur eine einzige Szene, die ein wenig aus der verschwommenen, schmierigen Masse in meiner Erinnerung herausragte.
     
    *
     
    Nathalies Finger schlossen sich um Dannys Hand.
    Sein Blick war glasig, sein Verhalten besor gniserregend beherrscht. Mechanisch bewegte er sich von A nach B und bewahrte seine Fassade dabei erstaunlich gut. Unter der Oberfläche brodelte es allerdings, Nathalie kannte ihren Freund gut genug, um das zu wissen.
    Sie konnte das nicht. Bei der Grabrede hatte sie geheult wie ein Schlosshund und auch jetzt machte es ihr große Mühe, sich zusammenzureißen. Es war ihr nahezu unmöglich zu begreifen, dass Rupert nicht mehr existierte. Bei dem Gedanken daran, wie es ihm in seinen letzten Stunden und Momenten ergangen sein musste, wie er sich gefühlt haben musste, als er langsam, trotz fortwährender ärztlicher Aufsicht, seinen Verletzungen erlag, zog sich alles in ihrem Innern in schmerzhafter Verkrampfung zusammen.
    „Nehmen wir nachher das Taxi?“, flüsterte sie Danny zu, als die Beileidsbekundungen zum Großteil ausgestanden zu sein schienen und die ersten Trauergäste sich bereits verabschiedeten. Nach diesem aufwühlenden Ereignis war ihr nicht nach einer Odyssee mit Bus und Bahn zumute.
    „Was?“
    „Können wir nachher das Taxi nehmen?“, wiederholte sie.
    Das Auto war zuhause geblieben. Ell hatte ke inen Führerschein und seine Großmutter hätte Danny unter keinen Umständen hinters Steuer seines Autos gelassen.
    Er selbst spielte mit dem Gedanken, sich die Beerdigung mit größeren Mengen Likör angenehmer zu gestalten, also musste der Wagen unangetastet bleiben.
    „Du fährst doch mit Anna und Jan, dachte ich“, antwortete Danny zerstreut.
    „Oh. Ich dachte, ich komme mit zu euch. Wir haben uns die letzten Tage ja auch nicht weiter gesehen und … naja.“
    Danny fuhr sich durchs Haar und schnaufte.
    „Nathalie, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“
    Sie schluckte. „Okay?“
    Einige von Dannys Haarsträhnen fielen wirr durcheinander um seine Stirn. Die

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