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Grounded (German Edition)

Grounded (German Edition)

Titel: Grounded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy A. Luvers
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antwortete ich im Brustton naiver Übe rzeugung.
    „Okay, dann erzähl mir mal Folgendes.“ Sie überlegte und ich wappnete mich. Es gab nichts, was ich meiner Schwester verheimlichen müsste. Oder wofür ich mich ihr gegenüber schämte. „Okay. Gut. Was für ein Gesicht machst du, wenn du kommst? Schmeckt dein Sperma salzig oder eher säuerlich oder ganz anders? Was stellst du dir vor, während du dich selbst befriedigst? Wie riecht Nathalie zwischen den Beinen? Hatte sie schon mal ihre Tage, als du sie geleckt hast?“
    Es war, als hätte sie mir mit voller Wucht ein hartes Holzbrett gegen den Kopf geknallt. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass meine Schwester keine halben Sachen machte und schwere Geschütze auffahren würde, um ihren Standpunkt zu verteidigen, dennoch schaffte sie es, mich in vollständiger Sprachlosigkeit erstarren zu lassen. Meine Wangen fühlten sich heiß an, so, als würde ich auch noch erröten. „Äh …“ Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen und eine Antwort zu formulieren. Nur, wo sollte ich anfangen?
    Himmel. Keine dieser Fragen war besonders angenehm für mich. Bevor ich mich von meinem Gefühl der Befremdung und Verwirrung erholt hatte, ergriff Elena erneut das Wort: „Wenn du wirklich allen Ernstes vorhattest, auch nur eine dieser Fragen zu beantworten: Igitt, pfui! Ich will das gar nicht hören. Und du kannst mir nicht erzählen, dass du willst, dass ich so was über dich weiß. Und falls doch, dann bist du echt krank.“
    Mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können.
    Eins zu null für Ell.
    „Und nun umgekehrt. Willst du wissen, in welcher Stellung ich am liebsten gevögelt werde? Willst du wissen, ob ich schlucke? Willst du wissen, wo ich überall rote Flecken bekomme, wenn ich erregt bin?“
    Mir lief es kalt den Rücken herunter und ich war geneigt, mir die Ohren zuzuhalten. „Nein“, gab ich widerwillig zu. Es kostete mich viel Mühe, die unerträglichen Bilder, die sich sofort in den unterschiedlichsten Variationen hinter meiner Stirn manifestierten, anzuhalten und zu verdrängen.
    Mir wurde schlecht.
    „Eben. Ich meine, ich bin mir sicher, wenn ich ernsthaft mit dir darüber reden wollen würde, dann würdest du bestimmt zuhören und probieren mir zu antworten. Aber schau, diese Dinge will ich gar nicht mit dir besprechen. Das geht dir andersrum ja genauso. Solche Sachen gab es natürlich nicht, als wir Kinder waren. Aber heute halt schon. So ist das Leben einfach.“
    Ich musste mich geschlagen geben und starrte nach einem weiteren Schauer des Grauens und einem unglücklichen Seufzen ratlos an die Decke.
    „Aber ich werde trotzdem immer deine Schwester sein.“ Ihre warme, zierliche Hand legte sich auf meine.
    Ich lehnte meine Wange an Ells Haar. Es fühlte sich trocken an und roch nach diesem grässlichen Haarspray, das sie andauert verwendete.
    „Jetzt hab ich nur noch dich“, murmelte sie. I hre Formulierung erschien mir absonderlich. Es wirkte seltsam, dass sie nicht Wir haben jetzt nur noch uns sagte, was richtiger gewesen wäre. „Hast du mich trotzdem lieb, auch wenn wir uns nicht alles erzählen?“
    Das schwarze Loch in meinem Bauch riss einen
    Moment auf und blutete siedend heiß in meine Eingeweide, als ich begriff, dass mein Leben nie mehr genau so sein würde wie vorher. Wir saßen fest, wo wir waren, es gab kein Zurück, keinen Reset-Knopf, keine Zurückspul-Taste. Keinen Speicherstand, den ich neu laden konnte, keine Items, mit denen ich meine Kampfgefährten wiederbeleben konnte.
       Dad war tot.
    Mum war tot.
    Wir saßen fest. Dies hier war unser Leben.
    Und es war endgültig.
    Endgültig.
    Ich verdrängte auch diesen Gedanken kons equent und mit aller Kraft.
    Ein.
    Aus.
    Ein.
    Aus.
    Ein.
    Aus.
    Mein Brustkorb hob und senkte sich, mit ihm Ells Kopf. Jetzt war nicht der richtige Augenblick für Panik.
    Ich musste Ruhe bewahren.
    Für meine Schwester.

 
     
     
     
    but if time is on our side
    then tell me why we have to fall apart

Wir taten nichts.
    Nicht das Geringste.
    Die meisten Formalitäten hatte ich vor der Beerdigung in einem nervenaufreibenden Kraftakt hinter mich gebracht. Eine Krankschreibung für mich und Ell lag für die nächsten drei Wochen vor. Das würde reichen müssen, ich konnte es mir nicht leisten, meine Ausbildung für einen zu langen Zeitraum zu unterbrechen und Ell musste ihre letzten Jahre in der Schule auch noch irgendwie über die Bühne bringen, ohne den Anschluss zum

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