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Grounded (German Edition)

Grounded (German Edition)

Titel: Grounded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy A. Luvers
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den Kopf. Es war wirklich peinlich, dass ich beim besten Willen nicht einmal sagen konnte, wann diese Verabredung hatte stattfinden sollen. Mir dröhnte der Kopf.
    „Naja“, sagte sie zerknirscht, „schon gut. Du hast zur Zeit andere Dinge im Kopf.“
    „Mhmm. Ja. Das stimmt wohl.“
    Wir schwiegen uns eine Weile ratlos an, dann verselbstständigten sich meine Worte. „Ich will dich nicht nochmal versetzen. Das war echt scheiße.“
    „Ist jetzt auch nicht mehr zu ändern.“
    Ohne dass ich vorher jemals über so etwas nachgedacht hätte, sagte ich: „Ich weiß. Aber du hast Recht, im Moment habe ich einfach anderes im Kopf. Deshalb … Nathalie, ich glaube es wäre besser, wenn wir uns eine Weile nicht sehen.“
    „Was?!“ Ihre Stimme klang ernstlich erschr ocken.
    „Nur bis sich alles bei mir und Ell ein wenig normalisiert hat“, beschwichtigte ich rasch. „Du siehst ja, was dabei rauskommt, wenn ich versuche, alles auf einmal auf die Reihe zu kriegen. Nicht besonders viel. Ich will dich nicht unnötig vor den Kopf stoßen.“
    „Ich verstehe nicht, was du meinst.“
    „Wie soll ich das erklären? Du machst dir totale Sorgen, weil ich mich nicht melde, ich vergesse Verabredungen. Und selbst wenn ich käme, wäre ich zur Zeit keine besonders gute Gesellschaft. Erstmal muss ich Ell und mich und mein Leben wieder in den Griff kriegen. Vorher haben wir beide nicht besonders viel von unserer Beziehung, glaub ich.“
    Nathalie schwieg eine lange Zeit und kämpfte mit sich. Ich drängte sie nicht weiter, sondern starrte einfach an meine Wand, beobachtete und zählte die kleinen Unebenheiten in der Raufasertapete. Bei vierundvierzig sagte Nathalie schließlich: „Wahrscheinlich hast du Recht. Wenn es nichts gibt, wobei ich dir irgendwie helfen könnte--?“
    „Nein. Nicht wirklich. Ist halt einfach eine bl öde Phase grade. Da muss ich alleine durch.“
    „Okay. Verstehe.“
    „Ja. Also dann. Mach dir keine Sorgen, das wird schon. Ich meld mich dann“, sagte ich. „Ich liebe dich.“
    „Ich dich auch.“
    „Mach’s gut. Und grüß alle.“
    „Mach ich.“
    Ich legte auf. Ein großer und sehr schwerer Stein fiel mir vom Herzen. Erleichtert war ich trotzdem nicht.
     
    *
     
    Ich musste doch noch einmal weggenickt sein. Als ich das nächste Mal zu mir kam, hörte ich rhythmisches Schlagzeuggehämmer und schnarrende Elektrogitarren.
    Verschlafen und mit schweren Knochen folgte ich dem Geräuschpegel.
    Ell saß vornübergebeugt an ihrem Schreibtisch und ließ sich lautstark beschallen, während sie gleichzeitig konzentriert an etwas arbeitete. Es war mir seit jeher ein Rätsel, warum Elena sich beim Lernen oder Arbeiten von Lärm nicht gestört fühlte. Tatsächlich war eher das Gegenteil der Fall; „Es ist einfach so“, hatte sie einmal gesagt, „je lauter und aggressiver die Musik ist, desto ruhiger werde ich. Mich entspannt das quasi. Das ist viel besser, als wenn es so superleise ist, das macht mich wahnsinnig.“
    Wenn sie mein Eintreten überhaupt bemerkt hatte, so war es Ell zumindest nicht anzumerken. Langsam, beinahe zaghaft, näherte ich mich und blickte ihr über die Schulter. „Was tust du?“ Meine Schwester zuckte niemals erschrocken zusammen, wenn jemand ohne Vorwarnung hinter ihr auftauchte oder sie ansprach.
    Man sollte meinen, dass es sie überraschen würde, bei dem Lärm konnte sie unmöglich bemerkt haben, dass ich in den Raum gekommen war. Trotzdem schien sie weder heute noch in einer vergleichbaren Situation jemals auch nur im Mindesten irritiert. Vielleicht hatte sie schlicht und ergreifend Nerven aus Stahl? Obwohl – nein.
    „Wonach sieht es denn aus? Du hast Augen im Kopf, oder nicht?“
    Sie zeichnete.
    Es handelte sich um eine noch sehr vage Skizze, mit der sie offenbar erst vor Kurzem angefangen hatte. Das Bild zeigte schemenhaft eine Gestalt, die in sich zusammengesunken an einem Tisch saß und sich eine Tasse, hier noch als plumper ovaler Körper dargestellt, an die Stirn hielt. Neben dem Papier lagen Zeichenkohle und Bleistifte, dazu mehrere weiche Radiergummis. Ihre Finger waren schmuddelig vom Verreiben der Kohlelinien.
    „Die Proportionen sind wirklich gut getro ffen.“
    „Hmm.“
    „Ist ewig her, dass du das letzte Mal gezeichnet hast.“
    „Ja. Meine Hand fühlt sich auch noch ein bis schen eingerostet an, aber das wird schon.“
    „Dafür, dass es so lange her ist, sieht es echt gut aus. Was soll es denn werden?“
    „Wirst du doch sehen.“ Ell

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