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Grounded (German Edition)

Grounded (German Edition)

Titel: Grounded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy A. Luvers
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Ells Finger dann meine Schulter und holten mich mit einem Ruck zurück in die Gegenwart. In die Realität.
    Warum schmeckte die Realität so viel fahler und unwirklicher als meine Träume?
    Ell verbrachte die Stunden nach der Schule, bis ich nach Hause kam, zeichnend oder am PC. Auf ihren Single-Webseiten hatte ich sie seit einer Weile nicht surfen sehen. Ich hegte die Hoffnung, dass sie dieses Unterfangen inzwischen vollständig aufgegeben hatte.
    Gut so. Ein oder zwei Mal kam es vor, dass meine kleine Schwester erst einige Stunden nach mir heimkam, weil sie noch bei einer Freundin gewesen war. Ich fand, dass sie sich großartig schlug und war stolz darauf, wie sie sich nach und nach immer mehr aufraffte.
    Das war eine große Erleichterung, denn meine Möglichkeiten ihr zu helfen waren mehr als beschränkt.
    Ich konnte ja nicht einmal mir selbst anständig helfen.
     
    *
     
    Es war Freitag und ich hatte, entgegen dem, was sonst üblich war, früher Feierabend. An normalen Freitagen rannten uns die Kunden den Laden ein und überhäuften mich und meine Kollegen mit Anfragen, Wünschen, hanebüchenen Beschwerden oder Problemchen. Heute hingegen war es so ruhig wie lange nicht mehr. Wir hatten überlegt, ob Ferienbeginn war oder irgendeine Großveranstaltung in der Stadt, die die heutige Kundenarmut erklären würde, aber es war uns nichts Einleuchtendes eingefallen.
    Nach meiner Heimkehr verkündete Ell umg ehend, dass sie bei einer Freundin übernachten werde. Es stand wohl eine nostalgisch begründete Trickfilm-DVD-Session an, die mit Schlafanzug, Eiscreme und einem Fläschchen Sekt abgerundet werden sollte. Sie verließ das Haus kurze Zeit später und ich richtete mich auf einen Abend in meiner eigenen Gesellschaft auf der Couch ein. Gute Aussichten, wie ich fand; es war tröstlich, sich zu verkriechen und nichts tun und mit niemandem sprechen zu müssen.
    Eine seltsame Melodie riss mich nach gar nicht allzu langer Zeit aus meinem noch nicht vollständig erreichten Zustand der Lethargie. Es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, dass das Gedudel von meinem eigenen Handy erzeugt wurde. Während ich dem Geklimper nachging, erinnerte ich mich verschwommen daran, mein Handy nach dem letzten Einschalten nicht wieder ausgemacht zu haben, bevor ich es in sein Exil in der Schublade zurückgestopft hatte. Seltsam, dass der Akku überhaupt bis jetzt durchgehalten hatte. Ob Ell mein Telefon aufgeladen hatte? Aber warum sollte sie?
    „Hallo?“
    „Hey, ich bin’s, Lukas. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass du dich daran erinnerst, dachte ich, ich ruf mal durch. Es geht um die Einweihungsparty nachher. In zwei Stunden geht’s los. Wär nett, wenn du noch ein paar Bier mitbringst, ansonsten ist soweit alles da.“
    Ich war ein wenig überrumpelt. An eine Einweihungsparty konnte ich mich tatsächlich nicht erinnern. Oder? Bei näherer Betrachtung kam mir die Thematik vage bekannt vor.
    „Also? Was ist jetzt?“
    „Naja. Ach, Lukas. Ich weiß nicht recht. So richtig ist mir nicht nach Party.“
    „Du Pfeife, ich diskutiere hier nicht mit dir. Mein Anruf war eine Erinnerung, keine Bitte. Ablehnen ist nicht drin. Oder hast du etwa was anderes vor?“
    „Naja, nicht so wirklich.“
    „Siehste. Schreib dir nochmal die Adresse auf, damit du nachher nicht ziellos durch die Straßen irrst.“ Er diktierte seine Straße und Hausnummer, dann hängte er auf. Genau zehn Sekunden später begann mein Akku nach Strom zu jaulen. Mit einem schicksalsergebenen Seufzen stöpselte ich das Telefon an sein Ladegerät.
    Lukas war ja umgezogen. Das hatte ich ko mplett vergessen. Wie es schien, hatte ich Lukas’ Existenz zum Großteil ebenfalls vergessen. Eigentlich war Lukas, wenn ich mich hätte festlegen müssen, so etwas ähnliches wie mein bester Freund. Wir hatten uns damals in der Informatik-AG unserer Schule kennengelernt, einige Wochen nachdem ich in die Stadt gekommen war. Lukas lachte über die gleichen dämlichen Nerd-Witze wie ich und hielt es, im Gegensatz zu jedem anderen Menschen, den ich kannte, nicht für eine Verschwendung von Lebenszeit und Ressourcen, wenn man das ganze Wochenende in Boxershorts an irgendeinem Rollenspiel zockte, während man sich konsequent von Chips, Pizza und Cola ernährte. Gerade zu Abizeiten hatten Lukas und ich die jahrgangsübliche Lernpanik boykottiert und mindestens zwei Wochenenden im Monat vor der Konsole verbracht, wenn auch vorwiegend bei ihm zuhause. Bei mir liefen wir Gefahr, permanent von

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