Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
Vom Netzwerk:
zum Hof von
Pauline. Und außer ihm hat es noch jemanden dorthin getrieben, der entschieden
etwas dagegen hatte, entdeckt oder erkannt zu werden.“
    „Und der bei seiner Suche nach etwas von Baudouin gestört
worden ist.“
    „Richtig. Bei einer Suche im Bücherregal. Zwischen alten
Schinken und öden Pflanzenbüchern.“
    „Das kann Geld gewesen sein, Aktien, Dokumente …“
    „Ich kann mir aber ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass
dort etwas von materiellem Wert versteckt gewesen war. Nichts, was es dieser
Frau unter Umständen ermöglicht hätte, ihr Leben etwas komfortabler zu
gestalten. Vielleicht hatte sie belastende Informationen über ein Ereignis oder
über eine Person gesammelt. Ich meine, sie wird viel in der Natur unterwegs
gewesen sein, in Gegenden, in denen sich sonst kaum jemand aufhält.
Möglicherweise ist sie dabei irgendeiner Umweltkatastrophe auf die Schliche
gekommen und damit einem Konzern unbequem geworden.“
    „Es könnte auch ein wohlbehütetes Geheimnis sein, das
über lange Zeit in der Familie aufbewahrt worden ist und bis heute seine
Brisanz nicht verloren hat …“ Gauthier hielt einen Moment inne und suchte in
seiner Erinnerung nach einem Anknüpfungspunkt. Er wusste, dass der da war. Er
sah förmlich das Ende eines Fadens in seinem Kopf baumeln und musste nur einen
Weg finden, diesen Faden zu ergreifen.
    „Es kann nichts sein, was außerhalb dieser entlegenen
Ödnis seine Ursache hat. Dazu ist die Familie vermutlich zu allen Zeiten viel
zu unbedeutend gewesen. Die sind nie von hier weggekommen und die wird nie
jemand ins Vertrauen gezogen habe, außer in lokalen Angelegenheiten. Kleine
Misslichkeiten, ein gestohlenes Schaf, ein uneheliches Kind, ein diskreter
Brudermord oder so etwas.“
    „Das ist es!“, triumphierte Gauthier. „Es gab nur einen
einzigen Zeitraum, in der diese Ödnis Bedeutung erlangt hat. Als die Nazis
Frankreich besetzt hatten und die Résistance von diesen entlegenen Bergland aus
operierte. Vielleicht gibt es aus der Zeit ein Dokument, das die Familie auf
dem Hof versteckt hat. Und das fügt sich zu Baumanns Recherchen über die
Operation Dragoon. Erinnerst du dich? Baumann hatte zu diesem Thema Anzeigen
aufgegeben, um Zeitzeugen zu finden, die sich an die Befreiung der Provence
vierundvierzig erinnerten. Nehmen wir einmal an, Pauline Bouchet besaß
Dokumente, die jemand aus dieser Zeit schwer belasten. Durch Baumanns Recherche
ist das alles wieder hochgekommen und hat diese folgenschwere Entwicklung
genommen!“ Gauthier blies lautstark Luft aus. Vidal starrte stumm in den Regen.
    „Das würde bedeuten, dass uns diese Ereignisse nach über
sechzig Jahren wieder überrollen. Aber du hast Recht, es kann gut die Ursache
für diesen Mord sein. Und damit wäre auch das Mädchen vom Pass ein Teil des
Puzzles. Nach Baumanns Tod hat sich der Täter oder haben sich die Täter an sie
gehängt und umgebracht. Obwohl die beiden Morde von der Brutalität der
Durchführung für mich nicht zusammenpassen. Auch die fast penible
Spurenbeseitigung bei dem Mädchen passt nicht zu der ungestümen Tötung von
Baudouin. Aber es wird alles schlüssiger so.“
    „Vielleicht war der Abgang von Baumann auch gar kein
Unglücksfall, sondern ein sehr kreativ geplanter Mord?“
    „Und das Mädchen die Mordwaffe, deren man sich nach
vollbrachter Tat entledigt hat!“
    Wieder schwiegen die beiden.
    „Und Valerie Baumann?“, fragte Vidal, weiter den Regen
betrachtend und mehr zu sich selbst sprechend.
    „Entweder sie steckt als mindestens eine der treibenden
Kräfte dahinter oder …“ Gauthier stockte bei dem Gedanken, dass sie ein
potenzielles Mordopfer in einem weiteren einsam gelegenen Haus zurückgelassen
hatten.
    „Ich weiß, was du denkst!“, griff Vidal die
unausgesprochene Sorge seines Partners auf, „aber es gibt nicht genug Personal,
um das Baumann-Anwesen bewachen zu lassen. Sie fahren von Prades aus so oft wie
möglich dort vorbei und zeigen Präsenz. Mehr ist momentan nicht drin.“
     
Tiefschlag für Anselm
    Die Sintflut könnte so ihren Anfang genommen haben,
sinnierte Anselm, während er aus dem Fenster die schier unerschöpflichen
Regenmengen betrachtete, die die Schwärze über ihnen entband. Vielleicht
beginnt so aber auch der Weltuntergang, der Tag des Jüngsten Gerichts, das
Armageddon in der Provence: sieben Engel, die sieben Schalen des Zorns Gottes
über die Erde gießen. Die Schalen mussten riesig sein. Bei welcher Schale waren
die Engel jetzt

Weitere Kostenlose Bücher