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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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waren von
dunklen Rändern umgeben und wirkten tief in die Augenhöhlen versunken. „Kannst
du nicht schneller fahren!“, zischte Vidal seinen Partner an.
    „Migräne?“
    „Höllisch, aber es klingt grade etwas ab! Ich habe vorhin
Triptane eingeworfen, die helfen meist für einige Stunden. Heute Nacht kommt es
vermutlich zurück und dann sterbe ich wieder einen kleinen Tod mit
unerträglichen Schmerzen im Gehirn. Jedes kleinste Geräusch, jeder Lichtstrahl,
jeder noch so schwache Duft wird zur gelebten Hölle. Meist kotze ich mir dann
auch noch die Seele aus dem Leib.“
    „Wirst du morgen wieder fit sein?“
    „Ich hoffe! Man sollte bei diesem Scheißleiden keine zwei
Mordfälle an der Hacke haben.“
    „Gibt’s keine Möglichkeit, das zu behandeln?“
    „Nicht wirklich. Was bleibt sind die Tabletten. Wenn es
etwas gäbe, man, dann würde ich dafür stehlen! Ich hab das schon seit Jahren.
Mal bleibe ich monatelang beschwerdefrei, und dann haut es mich in kurzen
Abständen von den Füßen. Dieser Wetterumschwung ist vermutlich der Auslöser.“
    „Vielleicht hat ja Pauline Bouchet ein wirksames Mittel
in petto. Wir sollten sie schnellstmöglich finden.“
    „Hoffen wir mal, dass sie vorher nicht von dem Falschen
gefunden wird. Aber dazu kann uns Monsieur Bernhard möglicherweise etwas
berichten.“
    Sie fuhren schweigend weiter. Die Lüftung hatte in der
Zwischenzeit die Feuchtigkeit von der Scheibe getrocknet. Sie hatten einen
freieren Blick und kamen etwas schneller voran. Immer wieder glitt der Wagen
dabei durch Aquaplaning aus der Spur und baute Bugwellen auf, die in Fontänen
über sie hereinbrachen. Die Wischer schlugen in schnellem Rhythmus mit ermüdend
monotonem Geräusch über die Scheibe, ohne wirklich das Wasser beiseiteschieben
zu können. Gauthier wusste oft nicht, ob er tatsächlich noch auf der Straße
fuhr. Die anderen Fahrzeuge kamen dicht dahinter, blindlings seiner
Orientierungslosigkeit folgend.
    „Ich frage mich die ganze Zeit, welche Rolle Bernhard
eigentlich spielt.“ Vidal hatte sich wieder aufrecht hingesetzt und kniff
mehrmals die Augenlider fest aufeinander, schüttelte leicht den Kopf, als müsse
er Schnee von den Haaren entfernen, und rieb mit den Fingern über die Stirn.
    „Geht’s wieder?“, fragte Gauthier mitfühlend.
    „Für den Augenblick ja.“
    „Er sucht die Bouchet. Vermutlich im Auftrag von Valerie
Baumann oder aber als ihr Komplize. Vielleicht weiß oder hat Pauline Bouchet
etwas, was von ganz enormer Bedeutung für die beiden ist. Mir ist bloß schleierhaft,
was das sein könnte … Was glaubst du, kommt Bernhard als Täter im Fall
Jean-Noël Baudouin infrage?“
    „Wenn seine Angaben stimmen, die er in Aix gemacht hat,
dann nicht. Von dem einzigen Markthändler, den die Kollegen aus Montigny
bislang als Zeugen vernehmen konnten, wissen wir, dass Baudouin bis zum Ende
des Markts mit seinem Stand dort war. Das war so gegen zwölf. Dann wird er etwa
eine Stunde benötigt haben, um zum Hof von Pauline Bouchet zu gelangen. Er wird
also kaum vor halb zwei dem Täter begegnet sein.
    Nehmen wir an, der flieht unmittelbar nach der Tat über
die Piste zurück zur Straße. Bernhard hätte das zwar mit seinem Fahrzeug auf
diesem Weg geschafft, aber er hätte nur Schritttempo fahren können und
mindestens eine halbe Stunde benötigt. Mit einer Enduro, einem Quad oder auch
mit einem Mountainbike wäre man vermutlich schneller gewesen.
    Von der Landstraße bis zur nächsten Autoroute sind es
etwa weitere fünfundvierzig Minuten und von dort bis Aix bei normalem Verkehr
rund anderthalb Stunden. Damit hätte er nicht vor vier oder halb fünf in Aix
sein können. Nach Bernhards Aussage hat er sich aber bereits um kurz nach zwei
in seinem Hotel dort angemeldet. Die Kollegen überprüfen das grade. Wenn es
stimmt, scheidet er in diesem Fall definitiv aus. Aber offensichtlich hat er
mit dem Käsehändler in Montigny gesprochen und ihm seine Telefonnummer gegeben,
und damit irgendetwas in Gang gesetzt, das für den armen Baudouin grausam
endete.“
    „Ziegenkäse und Kräuter werden kaum ausschlaggebend
gewesen sein.“
    „Nein, kann ich mir auch nicht vorstellen. Es muss aber
eine Verbindung zwischen Anselm Bernhard und Pauline Bouchet geben, von der wir
noch nichts wissen. Der Käsehändler ist sonst immer im Anschluss an den Markt
direkt zurück zu seinem Hof gefahren. Das hat seine Frau ausgesagt. Und
gestern, nachdem er Bernhard gesprochen hat, fährt er urplötzlich

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