Grün. Le vert de la Provence
Heilpflanzen
gesucht hat.“ Vidal hatte sich wieder in das Verhör eingeschaltet, nachdem er
Anselm eine Zeitlang sehr abwesend erschienen war. „Da gibt es noch mehr,
Monsieur Bernhard, von dem Sie uns erzählen sollten.“
Anselm schüttelte den Kopf. „Hören Sie, ich bin in dieser
Sache völlig ratlos. Ich habe eine Frau gesucht, die Kräuter verkauft und die
Ed Baumann aus irgendwelchen Gründen in sein Herz geschlossen hatte. Mehr weiß
ich nicht über sie, außer, dass vermutlich jeder in der Gegend von Prades und
Montigny sie gut kennt, mir aber nichts über sie erzählen wollte. Das gilt
ebenso für den ermordeten Käsehändler. Wenn der mir die Adresse von Pauline
genannt hätte, statt dort nach unserem Gespräch selber hinzufahren, wäre ich
jetzt ermordet.“ Er fasste unwillkürlich mit der Hand an den Hals.
„Vermutlich wären Sie jetzt tot. Das ist richtig! Also erzählen
Sie uns, was Sie von Pauline wollten.“ Vidal klang gequält, er schloss mehrfach
die Lider, während er sprach.
„Woher sie Ed kennt. Was beide verbindet oder verband …
ich habe keine konkrete Vorstellung davon, was ich sie gefragt hätte oder
fragen würde. Ich versuche, der Witwe eines Freundes einen Gefallen zu tun und
für mich auch etwas Klarheit darüber zu bekommen, was Ed hier gemacht hat. Auf
was er sich eingelassen hat, was ihn zum Beispiel in diese abenteuerliche
Affäre mit einer blutjungen Frau getrieben hat und warum er dermaßen
unvorsichtig rumgebumst hat. Sie würden doch vielleicht auch herausfinden
wollen, was einen Freund von Ihnen in den Tod getrieben hat.“
Gauthier trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den
Tisch. „Und Aix? Was wollten Sie in Aix? Auch dort nach Pauline suchen?“
Anselm strich mit einem Finger über das geschlossene
linke Augenlid, als würde diese Handlung ihm helfen, eine passende Antwort zu
finden. „Es gibt einen Bekannten des verstorbenen Ed Baumann aus Köln. Sie
hatten sich hier in der Provence offensichtlich mehrfach getroffen. Ich hatte
gehofft, etwas mehr Klarheit darüber zu gewinnen, welche Pläne Monsieur Baumann
gehabt hat und womit er sich in der Provence hauptsächlich beschäftigte.“
„Der Mann heißt wie?“ Gauthier hatte einen Stift in die
Hand genommen.
„Seefelder, Christoph Seefelder. Ein Unternehmer. Pharma
oder so etwas.“
Gauthier erkundigte sich über jedes Detail zu Seefelder
und von Anselms Aufenthalt in Aix. Er machte sich beständig Notizen und klopfte
stets ungeduldig mit dem Stift auf die Tischplatte, wenn eine Antwort nicht
schnell genug kam oder nicht vollständig seiner Erwartung entsprach. Zum
Schluss kam er noch auf Ed Baumanns Interesse am Zweiten Weltkrieg zu sprechen.
„Er hat sich für die Befreiung der Provence durch die Alliierten im August
vierundvierzig interessiert.“
Anselm nickte. „Die Operation Dragoon. Ja, ich weiß
davon. Valerie meinte, er würde versuchen, die Spuren seines Vaters
nachzuzeichnen, der während der Besetzung hier als Soldat stationiert gewesen
war.“
„Interessant!“, sagte Vidal. Gauthier und er sahen sich
kurz an.
„Was wissen Sie noch darüber?“
„Nicht viel. Ed sammelte Bücher über diese Zeit, auch
Militaria. Das hat zumindest der Antiquar hier in Avignon berichtet, von dem
wir Ihnen ja schon beim letzten Verhör erzählt haben.“
„Sie haben aber nicht von Baumanns Recherchen zu dieser
Zeit erzählt.“
„Ich hielt es für nebensächlich. Das Interesse eines
Sohnes an dem, was der Vater im Krieg gemacht hat.“
„Und was hat der im Krieg hier gemacht?“
„Seine Sprachkenntnisse waren wohl sehr gefragt.“
Vidal war im Laufe des Verhörs zunehmend bleicher
geworden, seine Augenlider immer dunkler und geschwollener. Er verließ für
einige Minuten den Raum, kam aber nur noch angespannter wirkend mit einigen
Blättern Papier in der Hand zurück. „Was macht Ihrer Meinung nach Thomas Engler
hier? Er ist gestern mit dem TGV aus Köln gekommen und war heute bei Madame
Baumann, als wir Sie dort gesucht haben.“
„Engler?“, fragte Anselm verblüfft. „Ich habe keine Ahnung.
Wo ist er jetzt?“
Vidal sah kurz in sein Notizbuch. „Heute Mittag war er
noch bei Valerie Baumann. Er hat angegeben, dass der Verlag ihn geschickt habe,
weil man sich dort wohl Sorgen über die Situation hier machen würde.“
„Kann gut angehen. Ich habe Donnerstag mit ihm
telefoniert und er hat dabei erzählt, dass in dem Unternehmen Fronten zwischen
unterschiedlichen
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