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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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schwören.“
    „Ein Potenzmittel?“
    „Na klar doch! Ihr Ruf reicht weit über die Region hier
hinaus. Sie verkauft das in kleinen Fläschchen. Die tragen so ein altmodisches
Etikett, auf dem steht Le vert de la Provence, Das Grün der Provence .“
     
Valeries Bekenntnis
    „Was hat Engler gesagt?“ Valerie hielt die Tasse mit
beiden Händen vor ihrem Kinn. Sie nippte einen Schluck Kaffee, dann sah sie
Anselm wieder erwartungsvoll an.
    „Wir treffen uns später. Er fährt jetzt erst einmal nach
Avignon, um zu sehen, wie weit es mit der Überführung von Ed gediehen ist.“
    „Der hat sich nicht in meine Angelegenheiten
einzumischen!“
    „Tut er ja auch nicht. Er fragt bloß nach und hilft. Das
ist doch eigentlich nett von ihm. Und überhaupt, ohne Thomas würde euch
vermutlich ein gutes Stück eures Vermögens fehlen. Deines Vermögens! Er hat Eds
Kapital immer gut durch Krisen geschifft und hochinteressante Investments
aufgetan. Manchmal vielleicht etwas zu riskant, aber es ist in der Regel
gutgegangen. Und seine Ideen für den Verlag haben sich auch immer ausgezahlt.“
    „Der heilige Thomas. Dass ich nicht lache! Der hat in
erster Linie selber eingestrichen. Der braucht Leute wie Ed. Leute mit Kapital,
einer gewissen Unbedarftheit und viel zu wenig Zeit, um neben ihren
eigentlichen Aktivitäten das Erwirtschaftete weiter zu vermehren. Ohne das Geld
anderer Leute wäre der nichts.“
    „Das gilt auch für Banker!“
    „Banker sind auch keine Heiligen!“
    „Du willst dich streiten!“
    „Quatsch!“
     
    Sie schwiegen. Anselm beobachtete eine junge Frau auf der
gegenüberliegenden Seite des kleinen Platzes, die Ständer mit Taschen und
Gürteln aus einer winzigen Boutique schob und vor dem Eingang drapierte. Sie
begrüßte mit strahlendem Lachen einige Geschäftsnachbarn und begann ein
gestenreiches Gespräch.
    Sie hat das ganze Leben noch vor sich, dachte Anselm. Wie
lange wird diese sprühende gute Laune bei ihr anhalten können? Diese wunderbare
Unbeschwertheit an diesem verträumten Flecken, an dem es in diesem Moment
unvorstellbar schien, dass es Winter würde; dass sie einmal kein Einkommen mehr
haben könnte; dass sie älter würde.
     
    „Hast du dich wieder beruhigt?“
    Valerie nickte. „Was machen wir mit Vidal? Er wollte doch
gegen zwei in die Bastide kommen?“
    „Kommt er aber nicht.“
    „Bist du sicher?“
    „Ja!“
    „Warum?“
    „Sieh dich mal um. Wo sitzen die Einheimischen hier?“
    „Ich sehe draußen keine. Die stehen doch alle in den Bars
am Tresen. Da wo es kühl ist und wo sie ungestört von den Touristen quatschen
können.“
    „Richtig. Und die Touristen?“
    „Sitzen unter den Sonnenschirmen, wie wir, und fächern
sich mit den Speisekarten Luft zu.“
    „Auch richtig. Aber schau mal ganz diskret nach rechts
auf die Bar an der gegenüberliegenden Ecke. Da sitzt einer in der prallen Sonne
und sieht ziemlich angespannt aus.“
    „Weil er keinen Platz im Schatten gekriegt hat.“
    „Auch richtig. Aber dann wäre er vermutlich schnell
wieder aufgebrochen. Ist er aber nicht. Außerdem ist das ein Platz, von dem aus
er uns gut beobachten kann.“
    „Du meinst, der ist von der Polizei?“
    „Hundertprozentig. Kurz nachdem du bei Sophie angerufen
hast, hat der wie zufällig auch telefoniert. Ganz kurz nur und sehr um
Diskretion bemüht. Und nachdem ich eben mit Engler gesprochen habe, gab es das
gleiche Manöver wieder. Der ist uns garantiert von Alains Haus aus bis hierher
gefolgt. Vidal lässt uns beschatten. Der traut uns nach wie vor nicht.“
    „Warum, meinst du, traut er uns nicht?“ Valerie hatte
angefangen, mit ihrem Löffel zu spielen. Sie rührte in der fast leeren Tasse
angestrengt den verbliebenen Milchschaum.
    „Das tote Mädchen. Vidal hat noch keinen Mörder und du
hast ein Motiv.“ Anselm begann ebenfalls, mit dem Löffel zu spielen.
    „Ich habe ein Alibi, warum sollte er mich weiter
verdächtigen?“
    „Ich fand das Alibi ausgesprochen schwach. Dein Anwalt
hat lediglich gesagt, dass du den ganzen Tag über immer wieder Gespräche mit
ihm hattest und viel mit seinen Mitarbeiterinnen bearbeitet hast. Formulare
ausfüllen, Urkunden unterschreiben und so weiter. Aber dazwischen muss es
Zeiten gegeben haben, in denen du allein warst. Mich wundert eigentlich, dass
Vidal da nicht mehr nachgehakt hat.“
    „Verdächtigst du mich auch immer noch?“
    Anselm schwieg einen Moment. „Nein!“, sagte er
schließlich sehr bestimmt und sah ihr in die

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