Grün. Le vert de la Provence
habe mir eine Zigarette angezündet. Sie hat immer weiter
gequatscht. Ich glaube, die stand ziemlich unter Drogen. Und während sie
quatscht, holt sie diese Pistole aus der Tasche und sagt, sie könne auch
anders. Ja, und dann war es plötzlich vorbei.“
„Aber dann war es ein Unfall! Ein unglücklicher Umstand,
aber kein Mord.“
Valerie hatte sich ebenfalls eine Gauloises gezogen, sie
rauchte zwei Züge und drückte die Zigarette dann angewidert aus. „Und wer soll
mir das glauben? Mein Mann hat mich mit diesem Mädchen betrogen, sie hatten
zusammen Sex bis er starb und ich komm zufällig auf einem einsamen Feldweg an
den Abzug der Pistole, die ich ihr vorher abgenommen habe? Da würde sich jeder
Staatsanwalt, jeder Richter und jeder Geschworene kaputtlachen. Wenn Vidal mich
kriegt, lande ich für zwanzig Jahre im Gefängnis. Ohne Wenn und Aber.“
Anselm nickte, sagte aber nichts. Er drehte die
Zigarettenpackung wie ein Spielzeug auf dem Tisch herum, kickte mit dem Finger
dagegen und blies schließlich lautstark die Luft aus. „Ich bin ratlos!“
„Ich auch!“
„Wie ist die Tote denn überhaupt zum Pass gekommen. Und
wie konntest du dass in der kurzen Zeit alles erledigen, ohne dass die in der
Anwaltskanzlei etwas gemerkt haben?“
„Ich war zunächst völlig perplex. Ich dachte, dass gleich
mit großem Sirenengeheul die Polizei käme, dass irgendwo Menschen ständen, die
mich beobachtet hätten. Da war aber nichts. Es geschah absolut nichts. So als
wäre das alles nicht real. Dann habe ich Alain angerufen. Alain wusste Rat.
Spontan. Und es klang alles so einfach, so furchtbar logisch, so zwingend, dass
ich nicht weiter nachgedacht und alles so ausgeführt habe, wie er es mir gesagt
hat.“
„Konkret wie?“
„Ich sollte etwas um den Kopf der Leiche wickeln, damit
kein Blut auslaufen könnte und sie in den Kofferraum bugsieren. Das war eine
ziemliche Asterei, da war ich fast verzweifelt. Dann sollte ich den Tatort
gründlich absuchen, Erde aufkratzen, dort wo Blut ausgelaufen war und mein
Parfüm im Kofferraum verstäuben, damit nicht irgendwelche Hunde den
Leichengeruch aufnehmen könnten. Alain hat sich von mir die Gegend beschreiben
lassen und entschieden, dass ich meinen Wagen auf dem Parkplatz eines Baumarkts
an der Straße nach Carpentras abstellen sollte. Von dort sollte ich mit dem Bus
wieder in die City fahren und bei meinem Anwalt auf seinen Anruf warten. Das habe
ich gemacht. Ich hatte das Gefühl, ich wäre stundenlang unterwegs gewesen, das
war aber gar nicht so. Die haben nicht einmal richtig mitbekommen, dass ich
länger weg war und gedacht, ich sei nur eine Kleinigkeit essen gewesen.“
„Und die haben dir nichts angemerkt? Konntest du so cool
sein, nach allem, was passiert ist?“
„Natürlich nicht. Ich war völlig fertig und dem Kollaps
nahe. Aber in der Kanzlei sind sie davon ausgegangen, dass Eds Tod die Ursache
dafür war. Dass diese ganzen Formsachen mich zusätzlich so sehr belasten. Und
eigentlich war es auch so.“
„Und dein Auto mit der Toten, was habt ihr damit
gemacht?“
„Alain hat den Zweitschlüssel für den Wagen geholt, ist
mit der Enduro zu dem Baumarkt gefahren, hat meinen Wagen genommen und ist zum
Pass gefahren. Der Rest ist bekannt. Er hat sie ins Gebüsch geschleppt, sie
entkleidet, den Schmuck abgenommen und ist wieder zum Baumarkt gefahren. Von
dort hat er mich angerufen und ist mit der Enduro zurück.“
Anselm schüttelte ungläubig den Kopf. „Ihr beide seid
Profikiller!“
„Zufall. Als hätte das alles so sein sollen. Planbar wäre
das nicht gewesen. Als ich wieder zu meinem Auto kam, sind mir die Knie weich
geworden. Mir war kotzschlecht und ich dachte, dass jeder sofort erkennen
würde, dass ich eine Mörderin bin. Es passierte aber nichts. Ich bin völlig
unbehelligt nach Hause gefahren.“
„Und die Bekleidung von dem Mädchen? Der Schmuck und all
das?“
„Hat Alain in einem Plastiksack mit zu sich aufs Plateau
genommen und in der Brennkammer der Destille verbrannt.“
„Und die Pistole?“
„Hat er versteckt und will sie irgendwo versenken, wenn
Gras über die Sache gewachsen ist.“
Sie waren während des Gesprächs immer leiser geworden und
Anselm sah sich mehrfach besorgt um. Aber es näherte sich niemand ihrem Tisch
soweit, dass er mithören konnte.
„Ich habe Sonntag auf dem Kommissariat zufällig
mitbekommen, dass sie nach der Kugel suchen. Die ist seitlich am Kopf wieder
ausgetreten. Hast du die auch
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