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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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eingesammelt?“
    „Nein.“ Sie biss sich auf die Lippen. „Alain hat das auch
schon angesprochen, der hat natürlich das Austrittsloch bemerkt. Wir haben uns
aber beide nicht getraut, noch einmal an diese Stelle zu fahren, um dort zu
suchen. Das könnte nur die Aufmerksamkeit von anderen wecken. Aber es kann
eigentlich auch nicht von dieser Kugel auf mich geschlossen werden. Es war doch
ihre Pistole, nicht meine. Wie sollte jemand mich damit in Verbindung bringen?“
    „Man wird sehen!“, sagte Anselm. „Und was ist mit den
Schmauchspuren?“
    Valerie besah nachdenklich ihre Hände. Sie waren gepflegt,
perfekt manikürt und zeigten keinerlei Merkmale körperlicher Arbeit. Die
schmalen, kurz gehaltenen Fingernägel waren korallenfarben lackiert. „Ich habe
meine Kleidung mehrmals gewaschen und war stundenlang schwimmen. Da kann nichts
mehr sein, was nachweisbar wäre.“
    „Also doch Profikiller. Eiskalt und berechnend. Aber du
täuscht dich gewaltig. Schmauchspuren sind relativ flüchtig und leicht
übertragbar, weswegen das FBI dies nicht mehr zur Beweisführung einsetzt. Aber
sie sind als sogenannte unspezifische Schmauchspuren auch in deinem Auto
nachweisbar. So kann deren Zusammensetzung mit der, die man am Einschussloch
bei Melissa Lindner gefunden haben wird, abgeglichen werden. Vermutlich würde
man sogar an mir Schmauchspuren finden, die von dem Schuss stammen.“
    „Alain hat den Wagen gründlich gereinigt.“
    Anselm schüttelte ungläubig den Kopf, sagte aber nichts.
    „Du zeigst mich nicht an?“
    „Weiß ich noch nicht. Aber ich glaube dir eigentlich,
dass es ein Unfall war. Und momentan haben wir auch wichtigere Dinge zu tun.
Denn irgendwo gibt es schließlich jemanden, der Drahtschlingen um Hälse legt.
Und wenn man die zuzieht, ist das garantiert kein Unfall, sondern brutaler
Mord.“
     
Eigentümliche Kräuter
    Ein betörender Duft von Thymian umfing sie. Es waren
nuancenreiche Facetten eines Themas, die der Artenvielfalt dieses Gartens der
Düfte und Kräuter entströmten, um zu einer einmaligen Komposition von Aromen zu
verschmelzen. Selbst Pauline hatte die verschiedenen Thymianpflanzen nie
gezählt, die hier standen. Sie wusste nur, dass es zweihundertvierzehn
verschiedene Arten der Gattung Thymus gab, die hier beständig weiter
zusammengetragen wurden, um vielleicht einmal eine vollständige Sammlung zu
ergeben.
    Sie sah von den tiefen Furchen auf, die der gestrige
Wolkenbruch in die Beete gegraben hatte und verlor sich beim Anblick der
ineinander verwobenen Klostergebäude auf dem sanft vor ihr ansteigenden Hügel,
der schartigen, uralten Mauern und versetzten Dächer in Gedanken an die Mönche,
die genau an dieser Stelle vielleicht schon vor Jahrhunderten Küchenkräuter und
Gemüse gezogen haben mochten. Thymian wäre dabei wohl eines der
hervorragendsten Kräuter gewesen, dessen Nutzen und Einsatz als Gewürzpflanze
den Mönchen ebenso vertraut gewesen war wie der als Arzneipflanze. Die Alten
hatten bereits sehr genau gewusst, dass nur wenige Arten des Thymians dabei
tatsächlichen Nutzen boten. Der Feld-Thymian, Thymus pulegioides , zum
Beispiel. Seine blühenden getrockneten Zweige, das würzig-aromatische, leicht
bittere Quendelkraut, helfen bei der Behandlung von Katarrhen der Atemwege,
Magen-Darmstörungen und Appetitlosigkeit. Und der Echte Thymian, Thymus
vulgaris , dessen stark aromatischer Duft und Geschmack ihn gleichermaßen
für die Küche wie für die Medizin geeignet machten und dessen ätherische Öle
aus Laubblättern und Blüten in Aufgüssen, Spül- und Gurgelmitteln
schleimlösend, auswurffördernd und krampflindernd wirken. Für eine
pharmazeutische Nutzung als Droge, Thymi herba, kam neben dem Echten
Thymian auch noch der Joch-Thymian , Thymus zygis , in Betracht. Pauline war stolz auf ihr Wissen. Es wäre
tatsächlich fantastisch gewesen, dies in einer Stiftung der Allgemeinheit
zugänglich zu machen und Menschen so auf natürliche, schonende und preiswerte
Weise gesundheitlich helfen zu können. Sie seufzte und widmete sich wieder
einer ersten Bestandsaufnahme der Unwetterschäden.
    Die blütentragenden Pflanzen waren am schwersten von dem
peitschenden Regen getroffen worden. Ein vielfarbiges Desaster aus
abgeschlagenen und aufgeweichten Blütenblättern gruppierte sich um sie. Daneben
waren die Pflanzen von filigraner Wuchsform zu liederlich zerzausten Fragmenten
verkommen, von denen lediglich noch kümmerliche Stängel aus der Schlammwüste
ihrer Beete

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