Grün war die Hoffnung
Geschirren der Hunde. Er war spät dran, sehr spät, und er hatte noch knapp zwanzig Kilometer vor sich, dabei dachte er an Pamela, die im Camp der Hippies auf ihn wartete, an Weihnachten und an das Geschenk, das er schon in der hinteren Hundehütte versteckt hatte, als sie noch nicht seine Frau, sondern nur eine vage funkelnde Hoffnung am Horizont gewesen war. Jetzt lag es im Schlitten, eingewickelt in buntglitzerndes Papier mit Kerzen und Glöckchen und Stechpalmenzweigen und solchen Sachen drauf, er hatte es vor drei Tagen hineingemogelt, als Pamela am Morgen noch in Pantoffeln herumging und es noch gar nicht hell am Himmel war. Er hatte die Hunde angeschirrt, ihr an der Tür noch einen Kuß gegeben, dann war er über den Hof und in den Wald hineingefahren, ein Versprechen zurücklassend: in drei Tagen, zu Weihnachten, beim Hippiecamp.
Die Hunde wußten, daß es nach Hause ging, sie waren nur noch zu sechst, weil Sky nie wieder würde rennen können. Sie liefen als Team, so flüssig und gut aufeinander abgestimmt wie das Räderwerk einer Lokomotive, und sie schienen sich kaum bewußt, daß er bei ihnen war. Sie legten gut fünfzehn Kilometer pro Stunde hin, schätzte er, also dürfte er bald dort sein – zu Mitternacht ungefähr, nach den Sternen zu urteilen. Sein Geschenk hatte er weder selbst hergestellt noch gekauft, denn so etwas konnte man nicht per Post bestellen oder in einem Laden finden. Es war ein Geschenk der Natur, so wie die Pelze, die Lachse, die Elche, so wie das Gold. Er hatte es eines Tages nach der Eisschmelze aus der Uferböschung herausragen sehen, als die treibenden Schollen viel Erde mitgerissen und es dabei freigelegt hatten: ein knochengelbes Schimmern im grauen Schwemmland der Kiesböschung. Er wußte sofort, was das war – Charlie Jimmy von der Indianersiedlung am Eagle Creek hatte ihm mal einen gezeigt –, der geschwungene, fein gekörnte Stoßzahn eines Mastodons, völlig intakt, höchstens von der Erde etwas fleckig, aber ein magisches Objekt, ein Zauber, ein Totem, das Ängste vertreiben und Mut beflügeln konnte, bis man eins war mit der Kälte und der Schmelze und dem ewigen Kreislauf des Lebens, das immer wieder verging und neu erstand.
Er blinzelte in den Fahrtwind und stellte sich das Tier selbst vor, die mächtigen Pfeiler seiner Beine, das dichte rote Fell auf riesigen Flächen von Leder, das polternde, träge Winterleben schattenhafter Mastodonherden, die wie Phantome auf den dichtgestaffelten Hügelrücken und den windgepeitschten Ebenen auftauchten und gleich wieder verschwanden. Aber würde es auch ihr gefallen? Er hatte keine Ahnung. Sicher könnte man etwas daraus schnitzen, Schmuckstücke oder Schachfiguren, irgendeinen Ziergegenstand, aber in seinen Augen wäre das eine Entweihung. Sie könnte es auch mit ins Bett nehmen, als Fruchtbarkeitszauber, aber dafür brauchte sie keinen Zauber, nicht Pamela. Er lachte bei dem Gedanken, und dabei bröckelte das Eis in seinen Mundwinkeln auf.
Er war spät dran, weil er einen Unfall gehabt hatte, einfach Pech, wie es jeden Winter ein-, zweimal geschah, egal, wie vorsichtig man war. Es war ein Stück hinter dem Unterschlupf am No Name Creek passiert, von wo er sowohl mit den neuen Pelzen von dieser Tour als auch mit denen aufgebrochen war, die er in der Woche zuvor hatte zurücklassen müssen, um Platz für die sterblichen Überreste von Bosky und Pan zu schaffen, die zwei steifgefrorenen Leichen, und ihm war leider bei einem Bach der Irrtum unterlaufen, das frisch überfrorene Eis zu übersehen. Es war ein paar Tage wärmer gewesen und hatte dann wieder harten Frost gegeben, so daß der Bach eine Zeitlang durch die dicke Eisschicht gesprudelt war und beim Zufrieren Schichten gebildet hatte, jedenfalls sackte er mit beiden Füßen bis zu den Waden ein, ehe er es zurück auf die Schlittenkufen schaffte. Er war nicht bis auf die Haut durchnäßt – drei Paar Socken und zwei Filzeinlagen bewahrten ihn davor –, trotzdem gab es keine andere Möglichkeit, als anzuhalten, die Hunde zu versorgen, im Windschatten von ein paar Felsen ein Feuer zu machen und alles wieder zu trocknen.
Es war nicht weiter schlimm. Nur eben Pech. Und er hatte die Zeit gut genutzt, hatte die Pfoten seiner Hunde nach Eissplittern, Schrammen und offenen Wunden untersucht und sie mit Salbe behandelt, und dann hatte er eine Zeitlang einfach nur unter seiner Plane gelegen und ins Feuer gestarrt, während der Schnee durch die Zweige rieselte und den Himmel
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