Grün war die Hoffnung
auf dem Schlitten, ein Schatten, ein toter Klumpen Nichts, das sich im Tod gegen den toten Klumpen Joe Bosky drückte – und das waren seine Stiefel, Joe Boskys Stiefel, die da ganz unten auf der Ladefläche an seinen gefrorenen toten Füßen steckten. Sie wollte weinen, aber es waren keine Tränen da. »Ich möchte ihn sehen«, sagte sie, und ihre Stimme verriet sie.
Marcos Atem zog Bahnen von seinen Lippen, silberweiß und lebendig. »Nein, das würde ich nicht tun. Wirklich nicht. Komm, wir gehen wieder rein. Legen wir uns erst mal hin, und morgen früh entscheiden wir, was wir unternehmen. Gut so?«
Es war nicht gut so. Sie trat vor, die Hunde schepperten an ihren Ketten, die Sterne rasten hoch über ihr am Himmel dahin, bis diese ganze Nacht um Fürsprache zu bitten schien, dann zog sie die Decke zurück, und der Mond zeigte ihr, was es zu sehen gab.
»Das ist nicht Pan«, sagte sie.
Und er war es auch nicht. Es war ein zur Unmöglichkeit verzerrtes Abbild, nichts Natürliches, nichts, das sie identifizieren konnte, es besaß nicht einmal ein Gesicht, weil es in seiner festgefrorenen Kapuze von ihr abgewandt lag, nur eine Seitenansicht, sonst nichts, und das hätte sonstwer sein können. »Komm jetzt, Star«, flüsterte Marco. Dann sah sie eine Haarsträhne, die nicht von der Kapuze verdeckt war, und die hatte endlich die ersehnte Länge, hip, wirklich sehr hip, so hip, wie jeder sie sich nur wünschen konnte, und sie zog sich den Handschuh aus, nur ganz kurz, weil sie die Strähne zwischen ihren fünf nackten Fingern noch einmal spüren wollte.
Zu Heiligabend, gerade als das Licht am Himmel verblaßte, begann es zu schneien. Marco und Jiminy hatten einen Baum gefällt und in der hinteren Ecke des Versammlungsgebäudes aufgestellt, und alle umringten ihn, um ihn mit Gottesaugen aus Garn, kleinen Stückchen Silberfolie, Glasperlen und Papiergirlanden zu schmücken. Dabei tranken sie Rum-Ei-Punsch (aus Rum und Kondensmilch, verquirlt mit Muskatnuß, Zucker und Eipulver). Die Zwölf-Volt-Batterie, frisch aufgeladen in Boynton und mit Iron Steves Schneemobil zurücktransportiert, war an die Anlage im Loft angeschlossen, also gab es sogar Musik, jeder durchwühlte die LP-Sammlung nach seinen Lieblingsplatten, nichts Religiöses, keine Choräle oder Weihnachtslieder, eher mystische Sachen: Ravi Shankar, Mahavishnu John McLaughlin, Coltrane, Rollins, Dylan.
Es gab vier Öfen auf Drop City, einen in jedem der drei fertiggebauten Blockhäuser, dazu den uralten Küchenherd der Marke »Great Majestic«, den sie mit dem Boot flußaufwärts geschleppt hatten, um etwas für die Kommuneküche im Versammlungsgebäude zu haben, und alle vier wurden befeuert. Sie grillten zwei Truthähne und eine Gans, die Sess Harder tiefgefroren im Lebensmittelladen von Boynton für sie besorgt hatte, dazu zwei Tannenhühner, die Marco unter irgendeinem Baum geschossen hatte, mit Kartoffeln, Füllung und Sauce, und für die Vegetarier gab es überbackene Brokkoliröschen, eine fleischlose Lasagne und Rübenmus. Und Kekse. Eintausend Kekse.
Star stand mittendrin, jonglierte mit den Töpfen auf dem Herd, hantierte mit Gemüsemesser, Zwiebelwürfler und Schneebesen, und die Musik durchströmte ihren ganzen Körper, schuf einen neuen Kreislauf, der in Symbiose mit ihrem ursprünglichen lebte, und als ihr jemand einen Joint reichte, nahm sie ihn entgegen, hielt ihn einen Moment lang an die Lippen und reichte ihn wieder zurück. Sie sang vor sich hin, summte und machte eigene Texte für die Melodien, die keine hatten. Die Sauce wurde dicker, der Schneefall ließ nach. Lydia tanzte mit Tom Krishna und Deuce, und Jiminy tanzte mit sich allein, Harmony und Alice verteilten an jeden der achtzehn Bewohner von Drop City selbstgetöpferte Keramiktassen, jede mit einem einigermaßen naturgetreuen Porträt des Beschenkten, dann kam Marco zu ihr und überraschte sie mit einem Paar Ohrringen – Peace-Zeichen, die er aus einem Stück Karibugeweih geschnitzt hatte. Und gerade als sie glaubte, schöner könne es nicht mehr werden, erschien Pamela in der Tür, mit zwei Blechen Obstkuchen und einer Flasche Brandy im Arm.
Es gab eine Plauderei zur Begrüßung, ein Extrateller wurde auf der Sperrholzplatte aufgelegt, mit der sie den Tisch verlängert hatten, das Essen dampfte, der Hund – Freak – wedelte hoffnungsfroh mit dem Schwanz, und dann nahm Star Pamela den Mantel ab und schleuderte ihn zu Mendocino Bill auf das Loft hinauf, denn dort wurden die
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