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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Schiffen gerannt kamen, in den verschwitzten Händen mit Bleistift gezeichnete Karten von Feather Ridge, Coloma und Dutch Flat, und ihnen französisches Porzellan und Silberbesteck aus Sheffield anzubieten, wenn sie mit Taschen voller Gold zurückkehrten, und das war schön und gut. Doch er fühlte sich zu Höherem berufen und sah sich als propriétaire mit einem Château und einem riesigen Weinkeller wie man sie in Bordeaux und der Languedoc sah. Er hatte das terroir , nun brauchte er noch les vignes . (Nicht zu vergessen natürlich eine Frau, eine Chatelaine, mit der er die Dynastie begründen konnte, die er sich jede Nacht vor dem Einschlafen erträumte.) Er fuhr nach Europa, um diese Frau zu finden – es war Maria Cristina Sara Candida Molfino aus Rapallo, einem Bezirk, wo die Reihen der Weinstöcke seit unvordenklichen Zeiten wie ein Gewebe auf den terrassierten Hügeln lagen, wo sich die Menschen mit Trauben und Wein auskannten, wo ihnen der Wein im Blut lag und keine Mahlzeit, auch nicht das Frühstück, seiner heilsamen Wirkung entraten musste –, und kehrte mit den besten französischen Rebstöcken, die er hatte finden können, nach Amerika zurück.
    Er hatte eine gute Wahl getroffen, sowohl in Hinblick auf seine Frau, die ihm neun Kinder schenkte, von denen sechs das Erwachsenenalter erreichten, als auch was die zum terroir passenden Rebstöcke betraf. Das Haupttal mit seiner mineralstoffreichen Erde, den warmen Tagen und kühlen, nebligen Nächten bot ideale Bedingungen für eine Reihe von Rebsorten, und Anfang der neunziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts lieferte die Kellerei Santa Cruz Island hervorragenden Zinfandel, Pinot Noir, Burgunder, Muscat de Frontignan, Chablis und Riesling nach San Francisco. Und als die Reblaus die Weingärten der Alten Welt und auch siebzigtausend Morgen in Kalifornien vernichtete, blieben Monsieur Caires sechshundert Morgen verschont: Weder die Reblausfliegen noch die eigentlichen Rebläuse vermochten den Santa-Barbara-Kanal zu überwinden. Wein war knapp. Die Preise stiegen. Selbst nach dem Tod des Besitzers im Jahr 1897 warf die Kellerei in den Händen seiner beiden Söhne Arthur und Frédéric guten Gewinn ab, bis die menschengemachte Katastrophe der Prohibition sie zweiundzwanzig Jahre später in die Knie zwang. Unberührt von solchen Wechselfällen des Schicksals setzten die Schweine ihre Überfälle fort und grasten die Schafe, wo sie wollten, bis die Söhne schließlich die Rebstöcke ausrissen, auf einen großen Haufen warfen und verbrannten, so dass nur die tiefen horizontalen Furchen auf den Hügelflanken blieben, die aussahen wie die Narben uralter Wunden.
    Monsieur Caire hatte die Insel in seinem Testament in sieben Parzellen aufgeteilt, eine für jedes seiner Kinder und eine – Parzelle 5, die bei weitem größte, auf der auch das Hauptgebäude der Ranch und die Kellerei standen – für ihre Mutter Maria Cristina Sara Candida Molfino Caire oder Albina, wie man sie barmherzigerweise nannte. Die Aufteilung war umstritten. Jedes der Kinder fühlte sich betrogen. So hatte Arthur, der älteste Sohn, die Christy Ranch im Westen erhalten, doch es gab dort keinen Hafen zum Verschiffen, während Edmund Rossi, der Sohn seiner verstorbenen Schwester Amélie, die weit begehrenswertere Parzelle 7 am Ostende der Insel und Arthurs Schwester Aglae die Parzelle 6 bekommen hatte, zu der die Scorpion Ranch und deren exzellenter, geschützter Ankerplatz gehörten. Man zog vor Gericht. Nach und nach starben die ursprünglichen Erben, doch deren Erben führten den Kampf weiter. Die Bedingungen verschlechterten sich, die Weltwirtschaftskrise setzte ein, die Schafe grasten.
    1937 schließlich wurden die Hauptranch sowie die vier westlichen Parzellen, die an sie grenzten, in einem Paket an Edwin Stanton verkauft, einen Ölbaron aus Los Angeles, der die Schafzucht wiederbeleben wollte und eine heimische Rasse auf die Insel brachte, um sie mit den Resten der ursprünglichen Herde zu kreuzen und die verwilderten Tiere anzulocken. Dieses Unternehmen gab er bald auf, denn die Schafe, ob zahm oder verwildert, zerstreuten sich bis in alle Ecken und Winkel der Insel, so dass es zu aufwendig gewesen wäre, sie jedes Jahr zusammenzutreiben, um sie zu scheren, zu kastrieren und mit Brandzeichen zu versehen. Er ließ dreißigtausend Tiere schlachten und verlegte sich auf Rinder, mit wechselndem Erfolg. Nach seinem Tod im Jahr 1963 übernahm sein Sohn Carey die Mehrheit der Anteile und

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