Grün war die Hoffnung
zerbrochen, aber laut, unglaublich laut, und das Geräusch jagte sich selbst über die Wiese, durch die Hügel und wieder zurück. Für einen atemlosen Augenblick stand alles still, und dann knallte der zweite Schuss, und die ganze Herde stob davon. Rita lief los und sah einen dunklen Schemen durch das hohe Gras rasen. Die Schafe waren in Panik geraten und rannten in wilder Flucht zu den Hügeln, und was war das, was war hier los? Dann erkannte sie es: Es war ein Schwein, ein Wildschwein – der Kopf mit den angelegten Ohren und den dicken Nackenmuskeln war gestreckt, die Beine bewegten sich so schnell, dass sie verschwammen –, und bevor sie einen Gedanken fassen konnte, waren die drei Männer mit den Gewehren und den Maschinen da.
»He!« schrie sie. Sie keuchte, der Sombrero war ihr vom Kopf gerutscht und lag durchweicht auf dem Boden. Sie rannte, so schnell sie konnte, pumpte mit den Armen und zog die Knie hoch. Da waren sie, die Eindringlinge, und sie hätte nicht entgeisterter sein können, wenn ein Raumschiff vom Mars auf der Wiese gelandet wäre: Die Männer saßen auf Gefährten, auf Geländemaschinen mit drei Rädern, die sich in die nasse Erde gruben und sie in dunklen Schlammschnüren nach hinten schleuderten, und sie hatten offenbar nicht vor, für irgend etwas anzuhalten. Das Wildschwein war bereits im Unterholz am Bach verschwunden. Und bevor sie etwas tun konnte, bevor sie sie zur Rede stellen, eine Erklärung verlangen, sie ein für allemal verjagen konnte, waren die Männer ebenfalls verschwunden, und das Knattern und Röhren ihrer Maschinen verklang in der Ferne. Sie sah Anise mit einem allen Ausdrucks beraubten Gesicht auf sich zurennen, sie sah Francisco erregt den Stock schwenken, sie sah Bumper, der einem erschreckten Schaf nachjagte. Und dann sah sie die Raben.
Rechts von ihr, in etwa hundert Meter Entfernung – und sie rannte, sie schrie und ruderte mit den Armen –, stieß der erste auf ein Lamm herab und hackte mit dem Schnabel nach dem Kopf, immer nach dem Kopf. Verwirrt, verlassen stand es auf unsicheren, wackligen Beinen und fiel wie von einem Keulenschlag getroffen. Der Vogel landete, das breite Kreuz der Schwingen weit ausgestreckt, und pickte dem Lamm die Augen aus, während ein zweiter ihm bereits die Brust aufriss, wo die dünne Haut so weich und nachgiebig war wie Schlagrahm. Sie bückte sich und hob Steine auf, sie rannte, außer Atem und brennend vor Wut, Hass und Panik. Ein zweites Lamm ging zu Boden und dann ein weiteres, die Raben stürzten sich auf sie und hüpften vom einen zum anderen wie Damesteine, die über sämtliche Felder der Wiese sprangen. Sie schleuderte die Steine nach ihnen. Sie hob noch mehr Steine auf. Sie rannte wie eine Verrückte, wie eine Geistesgestörte, sie rannte, weil sie nichts anderes tun konnte als rennen.
Jedesmal wenn sie ein paar der Vögel verscheuchte, flogen sie weiter zum nächsten toten Lamm, und ihr blieben nur die toten und sterbenden Tiere, die wie Fleischabfälle zu ihren Füßen lagen: Die dünnen Beinchen zuckten noch, die Augenhöhlen waren blutig und leer, aus den Bäuchen hingen die bläulichen Eingeweide. Die Raben hatten es eilig. Sie wollten das Herz, das warme, noch schlagende Herz, sie wollten die Leber und die Nieren – den Rest konnten sie sich später noch holen. Sekunden später war sie beim nächsten Lamm – es lag keine fünfzehn Meter entfernt – und trat nach den schwarz schimmernden Flügeln und den blutig glänzenden, reptilienartig hackenden Schnäbeln, doch es war zu spät: Die Vögel wichen ihr mit kurzen, geringschätzigen Sprüngen aus, breiteten die Flügel aus und glitten davon, und das Lamm blieb liegen und starb. Sie sah, wie ein Schauer es überlief, wie es versuchte, den Kopf zu heben, wie es strampelte und sich hochrappeln wollte, aber es hatte keine Augen mehr, und die weiße, wie ein Trommelfell gespannte Haut des Bauches war voller Blut. Das Geräusch, das es machte – kein Blöken, sondern ein Flüstern, ein ersticktes Gurgeln tief in der Kehle –, ließ sie für einen Augenblick erstarren. Dann rannte sie weiter zum nächsten, während ringsum die Raben schreiend niederstießen.
Da war eins, links vor ihr, das unverletzt war. Es stand schwankend da, als würde es von einem heftigen Wind geschüttelt, und blökte schwach und verwirrt. Sie hob es auf und klemmte es sich unter den Arm, und dann hatte sie noch eins, an dem die Nabelschnur baumelte und dessen Kopf und Ohren vom Fruchtwasser
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