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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Hammer zugeschlagen: Mit einemmal lodern Hass, Wut und Frustration aus seinem Bauch empor bis zu den Haarwurzeln, so dass sie schmerzen, ja, tatsächlich schmerzen. Jede Klage, die er eingereicht hat, ist abgelehnt worden, weil die Richter für das System arbeiten, und das System ist der National Park Service. Und jetzt haben sie mit ihrer typischen Anmaßung die Insel gesperrt, ganz gleich, was das Volk will, ganz gleich, wie viele Petitionen sie bekommen und wie viele Demonstranten vor dem Gebäude stehen, denn sie glauben, dass niemand über den Kanal fahren wird, wenn die See rauh ist. In den Zeiten der Bürgerrechtsbewegung konnte man sich in einen Bus setzen und nach Mississippi fahren, in den Zeiten des Vietnamkriegs konnte man die Leute in Wagen, Bussen, Zügen und Flugzeugen nach Washington bringen. Hier nicht. Und das wissen die genau. Diese Mistkerle.
    In diesem Augenblick – die Arbeiter rollen den Rasen aus, der Wind streicht durch die Bäume, und seine Gedanken stehen in Flammen – sieht er Anises Wagen und ihren hübschen, weißen, nackten Arm, den sie ausstreckt, um den Code einzugeben, damit das Tor beiseite rollt und sie mit ihrer Mutter vorfahren und der Tag beginnen kann.
    Auf dem Wasser ist es kaum wärmer als zehn Grad, und die gefühlte Temperatur ist noch viel niedriger, aber Anises Mutter besteht darauf, während der ganzen Überfahrt auf dem Deck zu sitzen. Noch bevor die beiden überhaupt ausgestiegen waren, hat er versucht, ihr zu sagen, dass es recht kühl werden würde, aber sie hat das beiseite gewischt. »Glaubst du, ich kenne diese Inseln nicht?« hat sie gesagt und die Augenbrauen hochgezogen, bis sie in den Furchen schwebten, die in ihrem Haaransatz verschwanden. Ihr Gesicht war wie die Vorlage für das von Anise, es war geradezu unheimlich, exakt bis ins Detail, als wäre ihre Tochter nicht auf die übliche Weise entstanden, sondern geklont: dieselbe breite Stirn, das runde Gesicht, das starke Kinn, die Augen, die einen aus drei Metern Entfernung ansprangen, die vollkommen geformten Ohrmuscheln und die enorm attraktive leichte Wölbung der Oberlippe, das Ganze eingerahmt von einem Wirbelsturm aus schmutzigblondem, in langen Strähnen ergrauendem Haar. Sie war groß, mit straffen Schultern, und schlanker als Anise, aber kräftig, noch immer kräftig, obwohl sie Mitte Fünfzig sein musste. Mindestens. Sie hatte Jeans und Cowboystiefel an, eine kurzärmlige Bluse und ein Halstuch. Die abgewetzte Lederjacke mit dem Vliesfutter, ihr einziges Zugeständnis an das Wetter, hatte sie um die Taille gebunden. Sie trug weder Schmuck noch Make-up.
    Nach dieser rhetorischen Frage legte sie einen Arm um Anise und sagte: »Jetzt, wo Bax tot ist und Francisco vermutlich ebenfalls, gibt’s wohl keinen, der die Inseln – oder jedenfalls die, zu der wir heute fahren – besser kennt als ich.« Sie lächelte und wandte sich zu Anise, als wollte sie ihr einen Kuss geben – und das tat sie auch wirklich, auf die Nasenspitze, ein kurzes Picken, das ihm auf eine Art, die er nicht benennen konnte, unbehaglich war. »Stimmt’s, Schatz?«
    Aber das ist in Ordnung. Alles ist in Ordnung. Das Meer ist wie eine Wolke, auf der er jetzt dahintreibt, er lebt im Augenblick, kommt mal raus aus allem und spürt, wie sich seine Stimmung mit jeder Minute bessert. Es gibt eine leichte Dünung. Die Sonne scheint, keine Spur von einer Wolke oder einem Nebelschwaden. Delphine begleiten sie. Der Motor läuft rund. Und wenn er Vollgas gibt, dann nur, weil er so begierig ist, zur Insel zu gelangen, und sei es bloß, um zu kundschaften, doch er hofft – sie alle hoffen –, in Scorpion Bay an Land gehen zu können, und wenn nicht dort, dann in Smugglers’ Cove, damit Rita zum erstenmal nach all den Jahren sehen kann, was davon noch übrig ist. Damit sie sich erinnern kann, damit sie Geschichten erzählen kann, von Schafen und Raben und wie es damals war, wenn sie an Sommerabenden am Feuer saß und Gitarre spielte und ihre Stimme mit der ihrer hochaufgeschossenen pubertierenden Tochter verschmolz, während über dem Kanal der fette Mond aufging und alle Zwergfüchse und Skunks die Ohren anlegten und heulten. Oder bellten. Oder die Geräusche machten, die sie eben machten. Die meiste Zeit ist Anise auf Deck bei ihrer Mutter, die beiden plaudern, und Rita ist so entspannt, als hätte sie seine ganze Packung Xanax intus, und auch das ist in Ordnung. Es ist ihm ein Vergnügen – eine Ehre –, sie zu begleiten, und wenn

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