Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
Zeichen, keine Vorboten, keine schönen Hexen. Er kannte seinen Weg jetzt, hätte ihn auch in hundert Jahren noch gekannt. Er ließ sein Pferd über eine niedrige Steinmauer springen und galoppierte über das letzte Feld auf sein Zuhause zu.
Schon von weitem sah er das Kochfeuer. Er stellte sich vor, wie seine Mutter im Gesellschaftszimmer saß, Spitze klöppelte oder an einem ihrer Wandbehänge stickte. Und wie sie auf Nachricht von ihren Söhnen wartete. Er wünschte, er könnte ihr bessere Neuigkeiten bringen.
Sein Vater war wahrscheinlich mit dem Verwalter unterwegs, und seine verheirateten Schwestern hielten sich in ihren eigenen Cottages auf. Die kleine Nola war sicher in einem der Ställe und spielte mit den Welpen aus dem neuen Wurf.
Das Haus – ein Steingebäude mit echten Glasfenstern – lag mitten im Wald, weil seine Großmutter, die ihre Macht an ihn und in geringerem Maß an Cian weitergegeben hatte, es so gewollt hatte. Es stand nahe an einem Fluss, und der Garten war der ganze Stolz seiner Mutter.
Ihre Rosen blühten in voller Pracht.
Einer der Diener eilte herbei, um sein Pferd zu nehmen. Hoyt schüttelte nur den Kopf, als er die Frage in den Augen des Mannes sah. Er ging zur Tür, wo immer noch die schwarze Trauerfahne hing.
Drinnen nahm ihm ein anderer Diener den Umhang ab. Hier in der Eingangshalle hingen die Wandbehänge seiner Mutter und deren Mutter.
Einer der Wolfshunde seines Vater kam angelaufen, um ihn zu begrüßen.
Es roch nach Bienenwachs und frisch geschnittenen Rosen. Im Kamin glühte das Torffeuer. Rasch ging er die Treppe zum Zimmer seiner Mutter hinauf.
Sie wartete bereits auf ihn. Sie saß in ihrem Sessel, die Hände im Schoß so fest verschränkt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Ihrem Gesicht war die Trauer anzusehen, und es wurde noch bedrückter, als sie las, was in seinen Augen stand.
»Mutter …«
»Du lebst. Du bist gesund.« Sie erhob sich und streckte ihm die Arme entgegen. »Ich habe meinen jüngsten Sohn verloren, aber mein Erstgeborener ist wieder nach Hause zurückgekehrt. Du wirst nach der Reise hungrig und durstig sein.«
»Ich habe Euch viel zu erzählen.«
»Sprich nur.«
»Wenn es Euch recht ist, Madam, möchte ich mit Euch allen sprechen. Ich kann nicht lange bleiben. Es tut mir leid.« Er küsste sie auf die Stirn. »Es tut mir leid, aber ich muss Euch wieder verlassen.«
Er aß und trank, und die ganze Familie – außer Cian – saß um den Tisch. Aber es war kein Mahl wie die, an die er sich erinnerte, voller Lachen und Gesprächen. Hoyt musterte die Gesichter, als er ihnen berichtete, was geschehen war.
»Wenn es einen Kampf gibt, will ich mit dir kommen und mit dir kämpfen.«
Hoyt blickte seinen Schwager Fearghus an. Er hatte breite Schultern und hielt die Fäuste geballt.
»Wohin ich gehe, kannst du mir nicht folgen. Dieser Kampf geht dich nichts an. Du musst mit Eoin hier bleiben, um mit meinem Vater zusammen die Familie und das Land zu beschützen. Ich würde schwereren Herzens gehen, wenn ich nicht wüsste, dass du und Eoin mich vertreten. Ihr müsst das hier tragen.«
Er holte die Kreuze heraus. »Jeder von euch, und auch alle Kinder, die noch geboren werden. Tag und Nacht, Nacht und Tag. Das«, sagte er und hob eins hoch, »ist Morrigans Kreuz, geschmiedet von den Göttern in magischem Feuer. Der Vampir kann niemanden anrühren, der das Kreuz trägt. Ihr müsst es weitergeben an die, die nach euch kommen, und ihr müsst die Geschichte überliefern. Jeder von euch wird einen Eid schwören, dass er dieses Kreuz bis zu seinem Tod tragen wird.«
Er stand auf, hängte jedem ein Kreuz um den Hals und wartete ab, bis der Schwur ausgesprochen war, bevor er zum Nächsten trat.
Dann kniete er sich vor seinen Vater. Die Hände seines Vaters waren alt, fuhr es Hoyt durch den Kopf. Er war mehr Bauer als Krieger, und schlagartig wurde ihm bewusst, dass sein Vater als Erster sterben würde, noch vor dem Julfest. Und er wusste auch, dass er nie wieder in die Augen des Mannes blicken würde, der ihn gezeugt hatte.
Sein Herz blutete.
»Ich nehme meinen Abschied von Euch, Sir, und erbitte Euren Segen.«
»Räche deinen Bruder und komm zu uns zurück.«
»Das werde ich.« Hoyt erhob sich. »Ich muss noch packen, was ich mitnehmen muss.«
Er ging in sein Zimmer, das sich im höchsten Turm befand, und begann Kräuter und Salben einzupacken, ohne recht zu wissen, was er eigentlich brauchte.
»Wo ist dein Kreuz?«
Nola stand auf der
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