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Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Schwelle. Ihre dunklen Haare reichten ihr bis zur Taille. Sie war erst acht, hatte aber den größten Platz in seinem Herzen.
    »Sie hat mir keins gemacht«, erwiderte er. »Ich habe einen anderen Schutz, und du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich weiß, worauf ich mich einlasse.«
    »Ich werde nicht weinen, wenn du gehst.«
    »Warum solltest du auch? Ich bin schon häufiger gegangen und immer wiedergekommen, oder?«
    »Du kommst zurück. In den Turm. Sie wird mit dir kommen.«
    Vorsichtig stellte er die Flaschen in seine Reisetruhe, dann drehte er sich zu seiner Schwester um. »Wer wird mit mir kommen?«
    »Die Frau mit den roten Haaren. Nicht die Göttin, sondern eine sterbliche Frau, die das Zeichen der Hexe trägt. Ich kann Cian nicht sehen, und ich kann auch nicht sehen, ob du gewinnst, aber ich kann dich sehen, hier, mit der Hexe. Und du hast Angst.«
    »Sollte ein Mann nicht immer mit Angst in eine Schlacht ziehen? Angst erhält einen am Leben.«
    »Ich verstehe nichts von Schlachten. Ich wünschte, ich wäre ein Mann und ein Krieger.« Ihr junger, weicher Mund wurde hart. »Mich hättest du nicht davon abhalten können, dich zu begleiten, wie Fearghus.«
    »Das hätte ich auch nicht gewagt.« Er schloss die Truhe und trat auf sie zu. »Ich habe Angst. Sag es nicht den anderen.«
    »Nein, ich sage ihnen nichts.«
    Ja, der größte Platz in meinem Herzen, dachte er. Er hob ihr Kreuz an und schrieb mit seiner Magie ihren Namen darauf. »So ist es nur deins«, erklärte er.
    »Meins und das Kreuz derjenigen, die nach mir meinen Namen tragen werden.« Tränen schimmerten in ihren Augen. »Du wirst mich wiedersehen.«
    »Ja, natürlich.«
    »Wenn es so weit ist, wird der Kreis vollständig sein. Ich weiß aber nicht, wie oder warum.«
    »Was siehst du sonst noch, Nola?«
    Sie schüttelte nur den Kopf. »Es ist dunkel. Ich kann nichts sehen. Bis du zurückkehrst, werde ich jeden Abend für dich eine Kerze anzünden.«
    »Ihr Licht wird mich nach Hause führen.« Er beugte sich zu ihr herunter und nahm sie in die Arme. »Du wirst mir von allen am meisten fehlen.« Er küsste sie sanft. »Pass auf dich auf.«
    »Ich werde Töchter haben«, rief sie ihm nach.
    Lächelnd blieb er stehen und drehte sich um. So klein noch, dachte er, und schon so kühn. »Ach ja?«
    »Es ist mein Schicksal«, erwiderte sie mit einer Resignation in der Stimme, die seine Mundwinkel zum Zucken brachte. »Aber sie werden nicht schwach sein. Sie werden nicht herumsitzen und den lieben langen Tag spinnen und backen.«
    Er grinste breit. Das würde er als glückliche Erinnerung mitnehmen. »Ach nein? Was werden deine Töchter denn sonst tun, junge Mutter?«
    »Sie werden Kriegerinnen sein. Und der Vampir, der sich selber für eine Königin hält, wird vor ihnen zittern.«
    Sie faltete die Hände, in einer Geste, die der ihrer Mutter sehr ähnlich sah, jedoch nichts von ihrer Demut hatte. »Geh mit den Göttern, Bruder.«
    »Bleibe im Licht, Schwester.«
    Sie blickten ihm nach – drei Schwestern, die Männer, die sie liebten, die Kinder, die sie hatten. Seine Eltern, selbst die Diener und Stallburschen. Hoyt warf einen letzten, langen Blick auf das Haus, das sein Großvater und dessen Vater aus Stein in diesem Tal, an diesem Fluss, auf diesem Land, das er von ganzem Herzen liebte, gebaut hatten.
    Dann hob er zum Abschied die Hand und ritt auf den Tanz der Götter zu.
    Er befand sich auf einer mit Gras bewachsenen Anhöhe, die gelb von Butterblumen war. Wolken waren aufgezogen, und nur vereinzelt drangen Sonnenstrahlen durch das dichte Grau. Die Welt war so still, dass er das Gefühl hatte, durch ein Gemälde zu reiten. Der graue Himmel, das grüne Gras, die gelben Blumen und der uralte Steinkreis, den es seit Menschengedenken gab.
    Seine Macht lag wie ein Summen in der Luft. Hoyt ging mit dem Pferd darum herum und las die Ogham-Inschrift im Königsstein.
    »Welten warten«, übersetzte er. »Die Zeit fließt. Die Götter beobachten.«
    Als er abstieg, schimmerte es golden jenseits der Wiese. Dort am Waldrand stand eine Hirschkuh. Das Grün ihrer Augen funkelte wie ihr mit Edelsteinen besetztes Halsband. Majestätisch schritt sie auf ihn zu und verwandelte sich vor seinen Augen in die Göttin.
    »Du kommst rechtzeitig, Hoyt.«
    »Es war schmerzlich, meiner Familie Lebewohl zu sagen, deshalb habe ich es lieber schnell hinter mich gebracht.«
    Er verneigte sich. »Herrin.«
    »Kind. Du warst krank.«
    »Ein Fieber, aber jetzt ist es vorbei.

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