Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
mehr in dir ist, dann lass es uns hier und jetzt beenden.«
Hoyt zog sein Schwert.
Einen langen Augenblick lang musterte Cian das Schwert, blickte auf die Pistole in seiner Hand. Dann steckte er seine Waffe in die Tasche. »Leg dein Schwert weg. Um Himmels willen, Hoyt, du könntest mich im Kampf Mann gegen Mann nicht einmal besiegen, wenn ich lebendig wäre.«
Hoyt warf ihm einen herausfordernden Blick zu. »Als wir das letzte Mal gekämpft haben, hast du dich nicht besonders gut geschlagen.«
»Das ist wohl wahr. Ich habe Wochen gebraucht, um mich zu erholen. Ich bin fast verhungert, weil ich mich tagsüber in irgendwelchen Höhlen verstecken musste. Damals habe ich nach ihr gesucht, nachts, während ich auf der Jagd war, um zu überleben. Sie hat mich im Stich gelassen, ich habe also allen Grund, böse auf sie zu sein. Leg das verdammte Schwert weg.«
Als Hoyt zögerte, sprang Cian im Bruchteil einer Sekunde über den Kopf seines Bruders hinweg, sodass er ihm im Rücken stand und ihn mit einer Drehung des Handgelenks mühelos entwaffnete.
Hoyt drehte sich langsam um. Die Schwertspitze drückte sich ihm an den Hals. »Gut gemacht«, stieß er hervor.
»Wir sind schneller, und wir sind stärker. Wir haben kein Gewissen, das uns behindert. Wir müssen töten, um uns zu ernähren. Um zu überleben.«
»Und warum bin ich dann nicht tot?«
Cian zuckte mit den Schultern. »Es hat wohl etwas mit Neugier zu tun, aber auch mit den alten Zeiten.« Er warf das Schwert quer durch das Zimmer. »Na, komm, lass uns etwas trinken.«
Er trat zu einem Schrank und öffnete ihn. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie das Schwert wieder in Hoyts Hand zurückflog. »Gut gemacht«, sagte er milde und nahm eine Flasche Wein heraus. »Du kannst mich mit Stahl zwar nicht töten, aber mit ein wenig Glück könntest du mir Körperteile abhacken, die ich lieber behalten würde. Gliedma ßen wachsen uns nicht nach.«
»Ich lege meine Waffen weg und du ebenfalls.«
»Ja, in Ordnung.« Cian nahm die Pistole aus seiner Tasche und legte sie auf den Tisch. »Allerdings hat ein Vampir immer eine Waffe dabei.« Er entblößte kurz seine Eckzähne. »Daran kann ich nichts ändern.« Er schenkte zwei Gläser ein, während Hoyt Schwert und Dolch ablegte. »Setz dich, dann kannst du mir erzählen, warum ich mich an der Rettung der Welt beteiligen soll. Ich bin ein viel beschäftigter Mann. Ich besitze Unternehmen.«
Hoyt nahm das Glas entgegen, das sein Bruder ihm reichte, und schnüffelte misstrauisch daran. »Was ist das?«
»Ein sehr schöner italienischer Rotwein. Ich habe nicht das Verlangen, dich zu vergiften.« Um es zu beweisen, trank er selbst einen Schluck. »Ich könnte deinen Hals wie einen Zweig brechen.« Cian setzte sich und streckte die Beine aus. »In der heutigen Welt würde man das, was wir gerade tun, als Sitzung bezeichnen, und du willst mir gerade etwas verkaufen. Also … klär mich auf.«
»Wir müssen unsere Kräfte sammeln und eine kleine Armee bilden. Wir brauchen einen Gelehrten und eine Hexe, einen Gestaltwandler und einen Krieger. Das musst du sein.«
»Nein. Ich bin kein Krieger, ich bin Geschäftsmann.« Cian lächelte Hoyt träge an. »Dann haben dir die Götter also wie immer erbärmlich wenig an die Hand gegeben. Das ist doch eine unmögliche Aufgabe! Mit den paar Leuten und wer sonst noch dumm genug ist, sich dir anzuschlie ßen, sollst du eine ganze Armee vernichten, die von einem mächtigen Vampir angeführt wird? Vermutlich besteht ihr Heer auch aus ihresgleichen und anderen Dämonen. Und wenn du sie nicht besiegst, wird die Welt zerstört.«
»Welten«, korrigierte Hoyt ihn. »Es gibt mehr als eine.«
»Na ja, damit hast du immerhin Recht.« Cian trank einen Schluck Wein und überlegte. Für ihn in seiner jetzigen Gestalt existierten so gar keine Herausforderungen mehr, und das war doch zumindest eine interessante Angelegenheit.
»Und welche Rolle soll ich nach Meinung der Götter dabei spielen?«
»Du musst mit mir kommen und mich all dein Wissen über Vampire lehren und wie man sie vernichtet. Was sind ihre Schwächen? Wo liegen ihre Stärken? Welche Waffen und welcher Zauber wirken gegen sie? Bis Samhain müssen wir das alles beherrschen und den ersten Kreis gebildet haben.«
»So lange?«, fragte Cian sarkastisch. »Und was würde für mich dabei herausspringen? Ich bin ein reicher Mann und muss meine Interessen schützen.«
»Würde sie dir erlauben, deinen Reichtum zu behalten, wenn sie
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