Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
…«
»Die Erregung«, vollendete Cian den Satz. »Ekstase. Es ist ein äußerst intensiver Moment.«
»Du versuchtest dich zu wehren, aber sie war wie ein Tier über dir, und ich dachte, du wärest tot. Aber das warst du nicht. Nicht ganz.«
»Nein, um dich zu ernähren, musst du einfach nur Blut trinken, das Opfer aussaugen. Aber wenn du einen Menschen in einen Vampir verwandeln willst, muss er auch vom Blut seines Schöpfers trinken.«
»Sie schnitt sich selber in die Brust und drückte deinen Mund darauf, und obwohl du versuchtest, dich zu wehren, begannst du zu saugen wie ein Säugling.«
»Das ist ein starker Drang, genau wie der Drang zu überleben. Für mich hieß es: Trink oder stirb.«
»Als sie fertig war, warf sie dich auf die Straße und ließ dich dort liegen. Dort habe ich dich gefunden.« Hoyt trank einen Schluck Wein. »Ich fand dich, bedeckt mit Blut und Staub. Und das nennst du überleben? Dem Hirsch wird mehr Achtung erwiesen.«
»Willst du mir einen Vortrag halten?« Cian erhob sich, um erneut eine Weinflasche zu holen. »Oder möchtest du lernen?«
»Ich muss es erfahren.«
»Manche jagen in Gruppen, manche allein. Am verletzlichsten sind wir, wenn wir erwachen – jeden Abend, nachdem wir den Tag im Grab verschlafen haben. Wir sind Geschöpfe der Nacht. Die Sonne bedeutet den Tod.«
»Ihr verbrennt darin?«
»Manches weißt du also schon.«
»Ich habe es gesehen. Sie jagten mich, als ich nach Hause ritt. Als Wölfe.«
»Nur mächtige Vampire ab einem gewissem Alter, die unter dem Schutz eines anderen mächtigen Herrschers stehen, können die Gestalt verändern. Die Meisten müssen sich mit der Gestalt begnügen, in der sie gestorben sind. Körperlich allerdings altern wir nicht, das ist ein netter Vorzug.«
»Du siehst so aus wie früher«, erwiderte Hoyt. »Und doch auch wieder nicht. Und das liegt nicht nur an deinem Gewand und den Haaren. Du bewegst dich anders.«
»Ich bin nicht der, der ich war, und daran solltest du stets denken. Unsere Sinne sind viel schärfer, und je länger wir leben, desto empfindlicher werden sie. Feuer, wie die Sonne, vernichtet uns. Heiliges Wasser, wenn es gesegnet ist, verbrennt uns, ebenso wie das Kreuz, wenn tiefer Glaube dahinter steht. Dieses Symbol stößt uns ab.«
Kreuze , dachte Hoyt. Morrigan hatte ihm Kreuze gegeben. Ihm fiel ein Stein von der Seele.
»Metall ist ziemlich nutzlos«, fuhr Cian fort, »es sei denn, du kannst uns den Kopf abschlagen. Das würde funktionieren. Aber ansonsten …«
Er erhob sich erneut, trat an den Tisch und ergriff Hoyts Dolch. Er hob ihn hoch, packte das Heft fest und stieß ihn sich in die Brust.
Blut sickerte durch Cians weißes Hemd. Hoyt sprang erschreckt auf.
»Ich hatte ganz vergessen, wie weh das tut.« Cian zuckte zusammen, als er das Messer herauszog. »Das habe ich nun von meiner Demonstration. Wenn du das mit Holz machst, zerfallen wir zu Staub. Aber du musst genau ins Herz treffen. Unser Ende soll qualvoll sein, wie man mir versichert hat.«
Er nahm ein Taschentuch und wischte die Klinge sauber. Dann knöpfte er sein Hemd auf. Die Wunde schloss sich bereits.
»Wir sind schon einmal gestorben und lassen uns so leicht kein zweites Mal aus dem Verkehr ziehen. Und jeden, der es versucht, bekämpfen wir gnadenlos. Lilith ist der älteste Vampir, den ich kenne. Sie kämpft wohl erbitterter als alle anderen.«
Er schwieg und blickte grüblerisch auf seinen Wein. »Deine Mutter. Wie ging es ihr, als du sie verlassen hast?«
»Du hast ihr das Herz gebrochen. Du warst ihr Liebling.« Hoyt zuckte resigniert mit den Schultern. »Das wissen wir beide. Sie bat mich, einen Ausweg zu suchen. In ihrem ersten Schmerz konnte sie an nichts anderes denken.«
»Ich glaube, selbst deine Zauberkünste versagen angesichts der Toten. Oder Untoten.«
»Ich ging in jener Nacht an dein Grab und wollte die Götter bitten, ihrem Herzen Frieden zu schenken, und da sah ich dich, völlig schmutzig.«
»Sich aus einem Grab zu wühlen ist keine saubere Angelegenheit.«
»Du warst dabei, ein Kaninchen zu verschlingen.«
»Vermutlich das Beste, was ich finden konnte. Ich kann mich daran allerdings nicht erinnern. In den ersten Stunden des Erwachens bist du völlig verwirrt, und du hast nur Hunger.«
»Du bist vor mir weggelaufen. Ich sah, was aus dir geworden war – ich hatte früher schon Gerüchte darüber gehört -, und du liefst weg. In der Nacht, als ich dich schließlich wiedersah, war ich auch auf Drängen
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