Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
Menschen. Vor allem nicht von Hexen.«
»Weil du die Menschheit so sehr liebst.«
»Weil es nur Probleme macht. Wenn du Menschen beißt, musst du sie entweder töten, oder es gibt Gerede. Selbst wenn du dein Opfer verwandelst, läufst du Gefahr, entdeckt zu werden. Auch Vampire verbreiten Gerüchte.«
Glenna überlegte. »Klingt vernünftig. Na gut, vernünftige Aufrichtigkeit ist mir lieber als Lügen.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass er dir nichts tun wird.«
»Ich wollte es aber gerne von ihm selbst hören.« Sie wandte sich wieder an Cian. »Ich könnte dir mein Wort geben, falls du dir Sorgen machst, dass ich dir etwas antun könnte – aber warum solltest du mir vertrauen?«
»Klingt vernünftig«, sagte Cian.
»Allerdings hat dein Bruder mir schon gesagt, er würde mich davon abhalten, wenn ich es versuchte. Möglicherweise fiele es ihm zwar schwerer, als er glaubt, aber … angesichts der Situation, in der wir uns befinden, wäre es dumm von mir, dich zu töten und ihn damit wütend zu machen. Ich habe Angst, aber ich bin nicht dumm.«
»Auch da muss ich mich auf dein Wort verlassen können.«
Beiläufig befingerte sie den Ärmel ihres Morgenmantels und schenkte ihm ein verführerisches Lächeln. »Wenn ich vorhätte, dich zu töten, hätte ich es schon mit einem Zauberspruch versucht. Und du würdest es wissen, denn du hättest es gespürt. Und wenn so wenig Vertrauen zwischen uns dreien herrscht, dann sind wir von Anfang an zum Scheitern verurteilt.«
»Ein Punkt für dich.«
»Und jetzt möchte ich duschen und frühstücken. Und dann gehe ich nach Hause.«
»Sie bleibt.« Hoyt trat zwischen sie. Als Glenna einen Schritt vorwärts machen wollte, hob er nur eine Hand und zwang sie mit der Kraft seines Willens, stehen zu bleiben.
»Nur ganz kurz.«
»Schweig. Keiner von uns verlässt diesen Ort alleine. Keiner von uns. Unser Zusammenschluss beginnt jetzt. Unser Leben und die ganze Welt liegen in unseren Händen.«
»Wende nicht noch einmal deine Macht auf mich an.«
»Was ich tun muss, werde ich tun. Ich hoffe, wir haben uns verstanden. »Hoyt blickte von Glenna zu Cian. Dann wandte er sich wieder an Glenna. »Zieh dich an«, befahl er. »Und dann werden wir holen, was du brauchst. Beeil dich.«
Statt einer Antwort knallte sie die Tür hinter sich zu.
Cian lachte auf. »Na, du verstehst es ja, die Damenwelt zu bezaubern. Ich gehe ins Bett.«
Hoyt stand alleine im Wohnzimmer und fragte sich, wie die Götter bloß auf die Idee gekommen waren, dass er mit zwei solchen Geschöpfen an der Seite Welten wollte retten können.
Sie sagte nichts, aber ein Mann, der Schwestern hat, weiß, dass Frauen Schweigen oft als Waffe gebrauchen. Und ihr Schweigen erfüllte den Raum wie mit Pfeilen, während sie eine Art Karaffe mit Wasser aus dem silbernen Rohr in Cians Küche füllte.
Die Mode der Frauen mochte sich ja in neunhundert Jahren radikal verändert haben, aber ihr Innenleben war sicher noch dasselbe.
Allerdings war es ihm trotzdem ein Rätsel.
Sie trug das Kleid vom Abend zuvor, war jedoch noch nicht in ihre Schuhe geschlüpft. Er war sich nicht sicher, warum der Anblick ihrer bloßen Füße ihn erregte.
Sie hätte nicht mit seinem Bruder flirten sollen, dachte er verärgert. Sie befanden sich im Krieg und hatten keine Zeit für Tändeleien. Und wenn sie vorhatte, mit entblößten Armen und Beinen herumzulaufen, dann …
Er rief sich selbst zur Ordnung. Was gingen ihn ihre Beine an? Er durfte nur die Aufgabe sehen, die sie in dem Ganzen hatte. Dass sie so hübsch war, spielte keine Rolle. Und es spielte auch keine Rolle, dass ihr Lächeln in seinem Herzen ein kleines Feuer entfachte.
Und wenn er sie anschaute, hätte er sie am liebsten berührt.
Er beschäftigte sich mit den Büchern, schwieg ebenfalls und hielt sich innerlich einen Vortrag über gute Manieren.
Plötzlich hing ein verführerisches Aroma in der Luft. Misstrauisch warf er ihr einen Blick zu und überlegte, ob sie vielleicht irgendeinen Frauenzauber anwandte. Aber sie hatte ihm den Rücken zugewandt und reckte sich auf ihre hübschen Zehenspitzen, um eine Tasse aus einem Schrank zu nehmen.
Der Duft kam aus der Karaffe, stellte er fest, die jetzt mit einer schwarzen, dampfenden Flüssigkeit gefüllt war.
Er verlor den Schweigekampf. Aber so ging es den Männern immer, jedenfalls nach Hoyts Erfahrung.
»Was braust du da?«
Sie goss die schwarze Flüssigkeit aus der Karaffe in die Tasse und drehte sich zu ihm um. Aus
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