Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
einer Farm in Kerry.
Sie hatte ihre Bettwäsche und ihre besten Gerichte – und ihre Magie – mit nach Amerika gebracht.
Sie wartete, bis Hoyt aus dem Flugzeug stieg. Dies würde immer seine Heimat sein, das sah sie an der Freude in seinem Gesicht. Ob belebter Flughafen oder ein stilles Feld – dies war sein Zuhause. Und sie begriff auch, dass er sterben würde, um es zu retten.
»Willkommen zu Hause.«
»Es sieht völlig anders aus.«
»An manchen Stellen hat es sich bestimmt nicht verändert.« Sie ergriff seine Hand und drückte sie. »Das mit dem Wetter hast du übrigens gut gemacht.«
»Na ja, das ist ja wenigstens vertraut.«
King trat zu ihnen, nass wie ein Seehund. Aus seinen dicken Dreadlocks tropfte das Wasser. »Cian sorgt dafür, dass das Gepäck gebracht wird. Nehmt jetzt nur mit, was ihr tragen könnt oder unbedingt braucht, der Rest kommt dann in zwei Stunden oder so.«
»Wohin fahren wir?«, wollte Glenna wissen.
»Er hat hier irgendwo ein Haus.« King zuckte mit den Schultern. »Dorthin fahren wir jetzt.«
Sie hatten einen Kombi, aber es war trotzdem eng. Und Glenna entdeckte, dass es ein richtiges Abenteuer war, durch den strömenden Regen auf nassen Straßen zu fahren, von denen manche nicht breiter als ein Weidenzweig waren.
Sie fuhren an blühenden Fuchsienhecken vorbei, und die smaragdgrünen Hügel leuchteten vor dem trübgrauen Himmel. In den Vorgärten blühten Blumen, und sie musste lächeln.
Irgendetwas hier hatte ihr früher einmal gehört. Und jetzt würde es ihr vielleicht wieder gehören.
»Ich kenne diesen Ort«, murmelte Hoyt. »Ich kenne dieses Land.«
»Siehst du!« Glenna tätschelte ihm die Hand. »Ich wusste doch, dass dir manches vertraut vorkommt.«
»Nein, diesen Ort und dieses Land.« Er packte Cian an der Schulter. »Cian.«
»Stör den Fahrer nicht«, befahl Cian und schüttelte die Hand seines Bruders ab, bevor er zwischen den Hecken auf einen schmalen Feldweg einbog, der in einen dichten Wald führte.
»Gott«, hauchte Hoyt. »O Gott.«
Zwischen den Bäumen stand ein Steinhaus. Es war still wie in einem Grab. Alt und groß, mit einem Turm und von Terrassen umgeben.
Im Dämmerlicht wirkte es verlassen und außerhalb der Zeit.
Und doch blühten im Garten vor der Tür Rosen, Lilien und prächtige Dahlien. Dunkelroter Fingerhut ragte zwischen den Bäumen empor. »Es ist still hier«, sagte Hoyt mit erstickter Stimme. »Es hat überlebt. Es steht noch.«
Jetzt erst verstand Glenna und drückte ihm erneut die Hand. »Es ist dein Zuhause.«
»Das Haus, das ich erst vor wenigen Tagen verlassen habe. Das ich vor fast tausend Jahren verlassen habe. Ich bin nach Hause zurückgekehrt.«
7
Es war nicht dasselbe. Die Einrichtung, die Farben, das Licht, selbst die Geräusche, die seine Schritte auf dem Fußboden machten, verwandelten das Vertraute in Fremdes. Ein paar Gegenstände erkannte er – Kerzenleuchter und eine Truhe. Aber sie standen an den falschen Stellen.
Im Kamin lagen Holzscheite, sie waren jedoch noch nicht angezündet. Und es lagen auch keine Hunde in der Halle, die zur Begrüßung mit dem Schwanz wedelten.
Hoyt bewegte sich durch die Zimmer wie ein Geist. Vielleicht war er das ja auch. Sein Leben hatte in diesem Haus begonnen, und hier hatte er gespielt und gearbeitet, gegessen und geschlafen.
Aber das lag Hunderte von Jahren in der Vergangenheit, und deshalb war sein Leben hier vielleicht auch zu Ende gegangen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Seine ursprüngliche Freude beim Anblick des Hauses wurde plötzlich überschattet von einer tiefen Traurigkeit um all das, was er verloren hatte.
Und dann sah er, in einem Glaskasten, einen der Wandbehänge seiner Mutter. Er berührte das Glas mit den Fingern, und plötzlich war sie, ihr Gesicht, ihre Stimme, ihr Duft, so wirklich wie die Luft um ihn herum.
»Es war der Letzte, den sie fertig gestellt hat, bevor …«
»Bevor ich starb«, beendete Cian den Satz für ihn. »Ich weiß. Ich habe ihn, zusammen mit ein paar anderen Sachen, bei einer Auktion entdeckt. Das Haus konnte ich dann vor etwa vierhundert Jahren erwerben, ebenso wie das meiste Land hier.«
»Aber du wohnst hier nicht mehr.«
»Es liegt für meine Arbeit und mein Vergnügen ein wenig abgelegen. Ich habe einen Verwalter, den ich jetzt gerade weggeschickt habe, und für gewöhnlich komme ich einmal im Jahr hierher.«
Hoyt ließ die Hand sinken und blickte sich um. »Es hat sich verändert.«
»Veränderungen sind
Weitere Kostenlose Bücher