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Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Höhlen mit ihr im Bett. Sie hatte dieses Kind in einen Vampir verwandelt.«
    »Ja, das schockiert dich und macht dich wütend. Gut so. Schock und Wut in der richtigen Hand können starke Waffen sein. Aber denk daran: Wenn du dieses Kind oder ein anderes wie diesen Jungen siehst, hab kein Mitleid mit ihm, denn es wird dich erbarmungslos töten, wenn du ihm nicht zuvorkommst.«
    Sie betrachtete Cians Profil, das so sehr dem seines Bruders glich und doch völlig anders war.
    Ihr lag die Frage auf der Zunge, ob er jemals ein Kind verwandelt oder sich von einem genährt hatte. Aber sie hatte Angst, dass sie ihm die Antwort nie verzeihen würde, und sie brauchte ihn.
    »Könntest du das, ein Kind vernichten, ganz gleich, was aus ihm geworden ist?«
    »Ohne jedes Erbarmen.« Er warf ihr einen Blick zu, und sie sah, dass er wusste, welche Frage ihr durch den Kopf gegangen war. »Und du nützt uns oder auch dir selber gar nichts, wenn du nicht ebenso handeln kannst.«
    Wortlos ging sie zurück in den Passagierraum und streckte sich neben Hoyt aus. Bei der Unterhaltung mit Cian war ihr kalt geworden, deshalb zog sie sich ihre Decke bis ans Kinn und wandte sich in die Richtung von Hoyts Wärme.
    Erschreckt fuhr sie hoch. Cian beugte sich über sie. Sie wollte schon aufschreien, als sie bemerkte, dass er lediglich Hoyt wach rüttelte.
    Rasch fuhr sie sich mit den Händen durch die Haare und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Die beiden redeten leise miteinander, offensichtlich auf Irisch.
    »Sprecht bitte Englisch, ich verstehe euch sonst nicht so gut, vor allem nicht bei eurem Akzent.«
    Zwei strahlend blaue Augenpaare wandten sich ihr zu, und Cian richtete sich auf. »Ich habe Hoyt nur gesagt, dass es noch ungefähr eine Stunde dauert.«
    »Wer fliegt das Flugzeug?«
    »King hat das Steuer übernommen. Wir landen im Morgengrauen.«
    »Gut. Toll.« Sie unterdrückte ein Gähnen. »Ich setze Kaffee auf und mache uns Frühstück … Morgengrauen?«
    »Ja. Ich brauche eine dichte Wolkendecke. Regen wäre auch nicht schlecht. Kannst du dafür sorgen?«, wandte sich Cian an Hoyt. »Sonst muss King das Flugzeug landen, das kann er auch. Ich muss dann den restlichen Flug und den Tag hinten im Flugzeug verbringen.«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich es machen kann«, erwiderte sein Bruder.
    »Wir können es machen«, korrigierte Glenna ihn.
    »Könnt ihr euch dann bitte beeilen? Ich bin ein oder zwei Mal versengt worden, und es ist unangenehm.«
    »Gerne«, murmelte sie, als Cian wieder gegangen war. »Ich brauche ein paar Dinge aus meinem Koffer.«
    »Ich brauche gar nichts.« Hoyt erhob sich und stellte sich in den Gang. »Ich mache es dieses Mal auf meine Art. Schließlich ist er mein Bruder.«
    »Gut, also auf deine Art. Wie kann ich dir helfen?«
    »Ruf dir den Anblick vor Augen. Wolken und Regen. Regen und Wolken.«
    Er ergriff seinen Stab. »Sieh es, spüre es, rieche es. Dicke Wolken, hinter denen die Sonne völlig verschwunden ist. Dämmriges Licht, kraftlos und unschädlich. Sieh es, spüre es, rieche es.«
    Er hielt den Stab in beiden Händen, stellte sich breitbeinig hin, um das Gleichgewicht besser halten zu können, und hob den Stab in die Luft.
    »Ich rufe den Regen, die schwarzen Wolken, die den Himmel bedecken. Ich rufe die Wolken, schwer von Regen, der aus dem Himmel strömt. Sammelt euch und deckt alles zu.«
    Sie spürte, wie die Luft umherwirbelte. Das Flugzeug bebte und schwankte, aber Hoyt stand so ruhig da wie auf festem Boden. Die Spitze seines Stabes glühte blau.
    Dann wandte er sich zu Glenna und nickte. »Das müsste reichen.«
    »Gut. Dann koche ich jetzt Kaffee.«
     
    Sie landeten im Dämmerlicht, und Regen strömte vom Himmel wie ein grauer Vorhang. Nach Glennas Meinung war es ein bisschen übertrieben, weil die Fahrt vom Flughafen in ihr Domizil dadurch sehr deprimierend werden würde.
    Aber als sie aus dem Flugzeug stieg und irischen Boden betrat, war die Verbindung sofort da. Sie war selbst überrascht, wie schnell die Erinnerung an eine Farm in ihr aufstieg – grüne Hügel, Steinwälle und ein weißes Haus mit einer Wäscheleine davor, an der Wäsche im Wind flatterte. Im Garten wuchsen Dahlien mit tellergroßen Blütenköpfen und schneeweißen Callalilien.
    So schnell, wie es erschienen war, war das Bild auch wieder verschwunden. War es wohl ihre Erinnerung an eine andere Zeit und ein anderes Leben, oder steckte es ihr einfach nur im Blut? Die Mutter ihrer Großmutter stammte aus Irland, von

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