Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
deiner Seite kämpfen. Aber bis zum Kampf darfst du dieses Land nicht betreten.«
»Wie werde ich wieder hierher finden?«
»Es wird dir gezeigt werden.«
»Wir sind nur vier.«
»Es kommen noch mehr. Schlaf jetzt, denn wenn du erwachst, musst du handeln.«
Während er schlief, lichtete sich der Nebel. Auf demselben Hochplateau stand ein junges Mädchen. Sie war schlank, und braune Haare fielen ihr lose über den Rücken. Sie trug ein Trauergewand, und ihre Augen waren rot gerändert von Tränen. Jetzt jedoch waren sie trocken, während sie auf die trostlose Landschaft blickte. Die Göttin sprach zu ihr, aber ihre Worte waren nicht für ihn bestimmt.
Ihr Name war Moira, und ihr Land hieß Geall. Ihr Land, ihr Herz und ihre Pflicht. Es hatte Frieden geherrscht, seit die Götter das Land geschaffen hatten, und die von ihrem Blut hatten diesen Frieden bewahrt. Und jetzt wusste sie, dass der Frieden gebrochen würde, so wie ihr Herz gebrochen war.
Sie hatte an jenem Morgen ihre Mutter beerdigt.
»Sie haben sie abgeschlachtet wie ein Frühlingslamm.«
»Ich kenne deine Trauer, Kind.«
Moira blickte aus geschwollenen Augen durch den Regenschleier. »Trauern die Götter auch, Herrin?«
»Ich kenne deine Wut.«
»Sie hat in ihrem ganzen Leben niemandem etwas zuleide getan. Welch ein Tod für jemanden, der so gut und so freundlich war?« Moira ballte die Fäuste. »Du kennst weder meine Trauer noch meine Wut.«
»Andere werden einen schlimmeren Tod sterben. Willst du dabeistehen und nichts tun?«
»Was kann ich denn schon tun? Wie sollen wir uns gegen solche Kreaturen verteidigen? Wirst du mir mehr Macht geben?« Moira streckte die Hände aus, die ihr noch nie so klein und leer vorgekommen waren. »Mehr Weisheit und Geschick? Was ich habe, ist nicht genug.«
»Dir ist alles gegeben, was du brauchst. Nutze es. Es gibt schon andere, die auf dich warten. Du musst heute aufbrechen.«
»Ich soll weggehen?« Fassungslos blickte Moira die Göttin an. »Mein Volk hat seine Königin verloren. Wie kann ich es jetzt verlassen? Wie kannst du so etwas von mir verlangen? Die Prüfung muss hingenommen werden; die Götter selbst haben es so bestimmt. Auch wenn ich nicht die Nachfolge meiner Mutter antrete und Krone und Schwert übernehme, so muss ich doch hier bleiben, um der neuen Königin zu helfen.«
»Du hilfst, indem du gehst, und auch das haben die Götter so bestimmt. Das ist deine Aufgabe, Moira von Geall. Du musst aus dieser Welt reisen, damit du sie retten kannst.«
»Du willst also, dass ich an einem solchen Tag mein Zuhause und mein Volk verlasse? Die Blumen auf dem Grab meiner Mutter haben noch nicht einmal zu welken begonnen.«
»Würde deine Mutter denn wollen, dass du hier um sie weinst und zusiehst, wie dein Volk stirbt?«
»Nein.«
»Du musst gehen, du und der, dem du am meisten vertraust. Reise zum Tanzplatz der Götter. Dort werde ich dir einen Schlüssel geben, der dich dorthin bringt, wohin du gehen musst. Finde die anderen und bildet eure Armee. Und wenn ihr an Samhain hierher, in dieses Land, zurückkommt, werdet ihr kämpfen.«
Kämpfen, dachte Moira. Sie war noch nie zum Kämpfen herausgefordert worden und hatte bisher nur Frieden gekannt. »Herrin, werde ich denn hier nicht gebraucht?«
»Doch, eines Tages. Ich sage dir, wohin du jetzt gehen musst und wo du jetzt gebraucht wirst. Wenn du bleibst, bist du verloren. Und dein Land ist ebenso verloren wie die Welten. Das war schon vor deiner Geburt deine Bestimmung, und deshalb bist du.
Geh sofort. Beeil dich. Sie warten nur auf den Sonnenuntergang.«
Hier war das Grab ihrer Mutter, dachte Moira verzweifelt. Ihr Leben war hier und alles, was sie kannte. »Ich bin in Trauer. Nur noch ein paar Tage mehr, Mutter, ich bitte dich.«
»Wenn du auch nur noch einen Tag länger bleibst, wird dies hier deinem Volk und deinem Land widerfahren.«
Morrigan machte eine weit ausholende Handbewegung, und der Nebel lichtete sich. Dahinter lag schwarze Nacht, erleuchtet nur vom kalten, silbernen Schein des Mondes. Schreie zerrissen die Luft. Rauch stieg auf, und lodernde Flammen färbten den Himmel rötlich.
Moira sah das Dorf wie aus ihrem eigenen Heim. Die Läden und Häuser brannten, und wer da schrie, waren ihre Nachbarn und Freunde. Männer und Frauen, in Stücke gerissen, Kinder, die von diesen schrecklichen Kreaturen, die ihre Mutter genommen hatten, gefressen wurden.
Sie sah, wie ihr Onkel kämpfte und das Schwert schwang, während ihm das Blut
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