Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
machen.« Genau das hatte Hoyt auch vorgehabt, aber das konnte er jetzt wohl kaum sagen, ohne dass es lächerlich wirkte. »Leg die Kugel weg. Es ist noch zu früh, seidem wir sie das letzte Mal benutzt haben.«
»Ich habe sie gereinigt und neu aufgeladen.«
»Das spielt keine Rolle.« Er wandte sich zum Kamin. »Wir machen es auf meine Art.«
»Ein vertrauter Refrain.« Cian trat an eine Vitrine und holte einen schweren Cognacschwenker heraus. »Streitet euch ruhig, ihr beiden. Ich trinke in der Zwischenzeit einen Brandy. Woanders.«
»Bitte bleib.« Glenna lächelte ihn entschuldigend an. »Wenn wir jemanden finden, solltest du dabei sein. Vielleicht müssen wir ja entscheiden, was wir tun sollen. Ich sollte wahrscheinlich auch King holen, damit er dabei sein kann.«
Hoyt ignorierte sie. Allerdings stellte er fest, dass der kleine Stich, der durchaus Eifersucht sein konnte, nicht so leicht zu ignorieren war. Sein Bruder! Brachte ihr den Schwertkampf bei, und sie machte solch ein Getue um den kleinen Kratzer! Er breitete die Hände aus und begann sich auf das Feuer zu konzentrieren.
»Ein netter Gedanke.« Cian wies mit dem Kinn auf Hoyt. »Aber er hat bereits angefangen.«
»Nun, für … Ja, gut, in Ordnung. Aber wir sollten einen Kreis bilden.«
»Dafür brauche ich keinen Kreis. Hexen bilden ständig irgendwelche Kreise und sprechen in Reimen. Deshalb verstehen sie auch nichts von echter Zauberei.«
Glenna fiel der Unterkiefer herunter. Cian grinste sie an und zwinkerte ihr zu. »Er war schon immer ganz erfüllt von sich. Brandy?«
»Nein.« Glenna legte ihre Kugel auf den Tisch und verschränkte die Arme. »Danke.«
Das Feuer knisterte, und die Flammen züngelten gierig an den Holzscheiten empor.
Hoyt benutzte seine eigene Sprache, die Sprache seiner Geburt und seines Blutes, um das Feuer zu entfachen. Tief im Innern wusste er, dass er eine Vorstellung gab, indem er den Moment hinauszögerte.
Und dann begann sich ein Bild in den Flammen zu formen. Schatten und Bewegung, Formen und Silhouetten. Hoyt vergaß alles, und auf einmal zählten nur noch die Magie und ihr Zweck.
Glenna trat neben ihn, und in den Flammen wurden die Silhouetten zu einer Frau mit einem langen Zopf, Köcher und Bogen über der Schulter. Sie saß auf einem schlanken Pferd mit goldener Mähne, das in schnellem Tempo durch den Wald galoppierte. Furcht lag auf dem Gesicht der Frau, zugleich aber auch eine stählerne Entschlossenheit. Sie kauerte sich tief an den Hals des Pferdes und hielt sich mit einer Hand an der Mähne fest.
Der Mann, der kein Mann war, sprang aus dem Wald und wurde weggeschleudert. Aber mehr nahmen Form an, glitten aus der Dunkelheit und umringten die beiden.
Das Pferd bäumte sich auf, und in einem plötzlichen Lichtschimmer war es auf einmal ein großer, schlanker junger Mann. Er und die Frau standen Rücken an Rücken, mit gezogenen Schwertern. Und die Vampire kamen auf sie zu.
»Das ist der Weg, der zum Tanzplatz führt.« Cian griff nach einem Schwert und einer Doppelaxt. »Geh zu King«, befahl er Glenna und rannte zum Fenster. »Bleib hier. Lass niemanden herein. Nichts und niemanden.«
»Aber …«
Er riss das Fenster auf und schien … schien hinauszufliegen.
»Hoyt …«
Aber auch er griff sich bereits ein Schwert und einen Dolch. »Tu, was er sagt.«
Fast so schnell wie sein Bruder war er aus dem Fenster. Glenna zögerte keine Sekunde lang. Sie folgte ihm.
Er rannte zu den Ställen und schickte seine Macht voraus, um die Türen zu öffnen. Als der Hengst herausgaloppiert kam, hob Hoyt die Hände, um ihn aufzuhalten. Es hatte jetzt keine Zeit für Nettigkeiten.
»Geh zurück«, schrie er Glenna an.
»Ich reite mit dir. Verschwende nicht deine Zeit, dich mit mir zu streiten. Ich gehöre auch dazu.« Als er in die Mähne packte und sich auf den Rücken des Tieres schwang, warf sie trotzig den Kopf zurück. »Dann komme ich eben zu Fuß nach.«
Fluchend streckte er ihr die Hand entgegen, um sie hinaufzuziehen. Das Pferd stieg, als King die Stallungen erreichte. »Was zum Teufel ist hier los?«
»Probleme«, schrie Glenna. »Auf der Straße zum Tanzplatz.« Als das Pferd erneut stieg, schlang sie die Arme um Hoyts Taille. »Los!«
Auf der Lichtung kämpfte Moira noch immer, aber nicht mehr um ihr Leben. Es waren zu viele, und sie waren zu stark. Wahrscheinlich würde sie hier sterben. Sie kämpfte nur noch um Zeit, um jeden kostbaren Atemzug.
Sie hatte nicht genug Platz, um ihren Bogen
Weitere Kostenlose Bücher