Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
ihr, wo ihr uns finden konntet?«
»Wir haben euch im Feuer gesehen.« Glenna kramte in ihrer Tasche, um die richtige Salbe herauszuholen.
»Du bist die Hexe.«
»Hmm. Ah, da ist sie ja.«
»Und Hoyt ist der Zauberer.«
»Er ist auch nicht aus dieser Welt – oder besser, nicht aus dieser Zeit. Es sieht so aus, als ob sie uns von überall her geholt haben. Wie fühlt sich das an?«
»Kühl.« Moira stieß einen Seufzer aus, als die Salbe die Wunde bedeckte. »Wunderbar, danke. Und Cian, was für ein Mann ist er?«
Glenna zögerte. Nein, beschloss sie dann, sie musste völlig offen sein. Aufrichtigkeit und Vertrauen waren die Schlüsselworte ihrer kleinen Truppe.
»Er ist ein Vampir.«
Moira wurde blass und sprang auf. »Warum sagst du das? Er hat doch gegen sie gekämpft und mir das Leben gerettet. Und jetzt ist er unten im Haus in der Küche. Warum bezeichnest du ihn dann als Ungeheuer und Dämon?«
»Das habe ich nicht getan, weil ich ihn auch nicht so sehe. Er ist seit über neunhundert Jahren ein Vampir. Die ihn dazu gemacht hat, heißt Lilith, und sie ist es, um die wir uns Gedanken machen müssen. Er ist Hoyts Bruder, Moira, und er ist genauso für diesen Kampf ausgewählt wie wir anderen.«
»Wenn das, was du sagst … er ist kein Mensch.«
»Dein Vetter verwandelt sich in ein Pferd. Das macht ihn auch mehr als nur zu einem Menschen.«
»Das ist nicht dasselbe.«
»Vielleicht nicht. Ich weiß die Antworten nicht. Cian hat damals nicht darum gebeten, dass ihm dies widerführe. Er hat uns geholfen, hierher zu kommen, und er war der Erste aus dem Haus, der dir zu Hilfe gekommen ist, als er dich im Feuer gesehen hat. Ich verstehe, wie du dich fühlst.«
Im Geiste durchlitt Moira noch einmal, was ihrer Mutter angetan worden war, hörte die Schreie, roch das Blut. »Das kannst du nicht verstehen.«
»Nun, ich weiß, dass ich ihm anfangs auch nicht getraut habe. Aber das hat sich jetzt völlig geändert. Und ich weiß, dass wir ihn brauchen, wenn wir siegen wollen. Hier, ich habe dir ein paar Kleider mitgebracht. Ich bin größer als du, aber du kannst ja die Hosenbeine einfach hochkrempeln, bis wir etwas Passenderes gefunden haben. Und jetzt gehen wir hinunter, essen etwas und reden über das, was passiert ist.«
Anscheinend wollten sie in der Küche essen, wie eine Familie oder wie Dienstboten. Moira fragte sich, ob sie überhaupt etwas essen konnte, stellte dann jedoch fest, dass sie großen Appetit hatte.
Der Vampir aß nur wenig.
»Wir haben uns zusammengetan«, begann Hoyt, »und müssen zu einem späteren Zeitpunkt, den wir noch erfahren werden, weitere sammeln. Aber mit uns sollte es beginnen. Morgen beginnen wir zu lernen und uns zu üben. Cian, du weißt am besten, wie man sie bekämpft. Glenna und ich übernehmen die Zauberei.«
»Ich muss doch auch trainieren.«
»Dann hast du ja genug zu tun. Wir müssen unsere Stärken und Schwächen herausfinden, damit wir bereit sind, wenn die große Schlacht stattfindet.«
»In der Welt von Geall«, sagte Moira. »Im Tal des Schweigens, in den Bergen des Nebels. An Samhain.« Sie wich Cians Blick aus und wandte sich direkt an Hoyt. »Morrigan hat es mir gezeigt.«
»Ja.« Er nickte. »Ich habe dich dort gesehen.«
»Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir wieder durch den Tanzplatz der Götter gehen und zum Schlachtfeld marschieren. Es ist ein Fünftagesmarsch, deshalb müssen wir zeitig aufbrechen.«
»Gibt es Menschen in Geall, die mit uns kämpfen?«
»Alle werden kämpfen. Um unsere Heimat und die Welten zu retten, würde jeder Einzelne von ihnen sterben.« Die Last erdrückte sie fast. »Ich muss sie nur darum bitten.«
»Du hast viel Vertrauen in dein Volk«, warf Cian ein.
Jetzt zwang sie sich, seinen Blick zu erwidern. So schöne, blaue Augen dachte sie. Ob sie wohl auch dämonenrot wurden, wenn er Blut saugte?
»Ja, das habe ich. Und auch in die Menschheit. Und wenn es nicht so wäre, dann würde ich es befehlen. Denn wenn ich nach Geall zurückkomme, muss ich zum Königsstein, und wenn ich es wert bin, ziehe ich das Schwert heraus, das darin steckt. Und dann werde ich Königin von Geall sein. Ich will mein Volk nicht von dem abschlachten lassen, was dich zu dem gemacht hat, was du bist. Wenn sie sterben, dann sollen sie wenigstens im Kampf sterben.«
»Du solltest wissen, dass das kleine Scharmützel von heute Abend gar nichts war. Es war nichts. Wie viele waren da? Acht oder zehn? Bei der Schlacht werden Tausende sein.« Er
Weitere Kostenlose Bücher