Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
glauben die Menschen nicht. Jeder, der herumläuft und offen über Vampire, Zauberer, apokalyptische Kämpfe und göttliche Aufträge spricht, wird – im besten Fall – entweder als Exzentriker betrachtet oder gleich in eine Gummizelle eingesperrt.«
Sie fuhr ihm mit der Hand über den Arm. »Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass uns keine Armee rettend zur Hilfe kommen wird. Wir sind die Armee.«
»Du zeigst nur Probleme auf, keine Lösungen.«
»Vielleicht.« Sie seufzte. »Vielleicht. Aber Lösungen kann man erst finden, wenn man sich die Probleme klar gemacht hat. Wir sind lächerlich in der Minderzahl und wollen gegen … Wesen – in Ermangelung eines besseren Ausdrucks – kämpfen, die nur auf sehr begrenzte Art und Weise getötet werden können. Sie werden beherrscht und angeführt von einem Vampir mit enormer Macht und, na ja, Durst. Ich verstehe nicht viel von Kriegsführung, aber ich weiß, wann die Umstände nicht zu meinen Gunsten sind. Also müssen wir die Umstände ein wenig verbessern.«
»Und wie?«
»Nun, da wir nicht hingehen und Tausende von Köpfen abschlagen können, müssen wir einen Weg finden, um den Kopf der gesamten Armee, nämlich Liliths Kopf, abzuschlagen.«
»Wenn es so einfach wäre, wäre es schon längst geschehen.«
»Wenn es unmöglich wäre, wären wir nicht hier.« Frustriert ballte sie die Fäuste. »Arbeite mit mir daran, ja?«
»Ich habe keine andere Wahl.«
Verletzt blickte sie ihn an. »Ist es wirklich so unangenehm für dich? Bin ich so unangenehm?«
»Nein.« Beschämt erwiderte er ihren Blick. »Es tut mir leid. Nein, überhaupt nicht unangenehm, nur schwierig. Du lenkst mich ab, so wie du aussiehst, wie du riechst, wie du bist.«
»Oh.« Langsam verzog sie die Mundwinkel nach oben. »Das ist interessant.«
»Ich habe in dieser Hinsicht keine Zeit für dich.«
»In welcher Hinsicht? Drück dich bitte genauer aus.« Es war nicht fair, ihn zu necken und in Versuchung zu führen, das musste sie zugeben. Aber es tat gut, einfach nur wieder ein Mensch zu sein.«
»Unser Leben steht auf dem Spiel.«
»Was hat man denn von einem Leben ohne Gefühle? Ich habe Gefühle für dich. Du berührst etwas in mir. Ja, es ist schwierig, und es lenkt auch ab, aber es sagt mir, dass ich hier bin und dass das Leben nicht nur aus Angst besteht. Ich brauche das, Hoyt. Ich muss mehr als Angst empfinden.«
Er strich ihr mit dem Finger über die Wange. »Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich schütze, ich kann es nur versuchen.«
»Ich verlange gar nicht von dir, dass du mich beschützt. Ich bitte dich nur um Wahrheit.«
Langsam umfasste er mit beiden Händen ihr Gesicht, und ihre Lippen trafen sich in einem langen Kuss.
Es war so leicht, dachte er, in der Wärme und Weichheit zu versinken. Sich von ihr in der Dunkelheit einhüllen zu lassen und einen Moment lang einfach zu vergessen, was vor ihnen lag.
Glenna schlang die Arme um ihn und reckte sich auf die Zehenspitzen, um seinen Kuss leidenschaftlicher erwidern zu können. Er schmeckte ihre Lippen, ihre Zunge und dachte, das alles konnte ihm gehören. Und nichts wünschte er sich sehnlicher.
Ihre Lippen formten seinen Namen, und zwischen ihnen flammte ein Funke auf und brannte sich ein in sein Herz.
Das Feuer im Kamin loderte hell, und als er sich von ihr löste und ihr in die Augen blickte, sah er die Flammen darin tanzen.
»Es liegt Wahrheit darin«, flüsterte er. »Aber ich weiß nicht, was es ist.«
»Ich auch nicht. Aber ich fühle mich besser. Stärker.« Sie blickte zum Feuer. »Zusammen sind wir stärker. Das bedeutet etwas.«
Sie trat einen Schritt zurück. »Ich hole jetzt meine Sachen, dann können wir zusammen arbeiten, um es herauszufinden.«
»Glaubst du, es ist die Antwort, wenn wir zusammenliegen?«
»Vielleicht, vielleicht aber auch nur eine davon. Aber ich bin noch nicht bereit, mit dir zusammenzuliegen. Mein Körper schon, aber mein Geist noch nicht. Wenn ich mich jemandem hingebe, dann ist das eine große Verpflichtung für mich. Wir müssen beide sicher sein, dass wir uns mehr schenken wollen.«
»Und was war das eben?«
»Berührung«, erwiderte sie leise. »Trost.« Sie griff nach seiner Hand. »Verbindung. Wir machen Magie zusammen, Hoyt, ernsthafte Magie. Das ist für mich genauso intim wie Sex. Ich hole jetzt, was ich brauche.«
Frauen, dachte er, waren auch ohne Hexenkunst mächtige, mythische Geschöpfe. Fügte man noch eine gewisse Dosis Macht hinzu, war ein Mann
Weitere Kostenlose Bücher