Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
mit beiden Händen und schubste sie auf Hoyt zu. »Räche sie. Greif mich an.«
»Ich greife keinen Mann an, der in meinem Rücken kämpft.«
»Ich bin doch jetzt gar nicht hinter dir, oder? Zeig ein bisschen Mut, oder haben die Männer von Geall keinen?«
»Doch, wir haben sogar viel Mut.« Larkin ergriff sein Messer erneut und begann, Cian zu umkreisen.
»Spiel nicht herum«, reizte ihn Cian. »Ich bin unbewaffnet, du bist im Vorteil. Nutze ihn – schnell.«
Larkin sprang auf ihn zu – und dann lag er plötzlich auf dem Rücken, und sein Messer rutschte über den Fußboden.
»Bei einem Vampir bist du nie im Vorteil. Erste Lektion.«
Larkin fuhr sich grinsend durch die Haare. »Du bist besser als die anderen heute Abend.«
»Ja, beträchtlich.« Amüsiert reichte Cian ihm die Hand und half ihm, aufzustehen.
»Wir beginnen mit ein paar grundlegenden taktischen Übungen, damit ich mir ein Bild von euch machen kann. Wählt euch einen Gegner aus. Ihr habt eine Minute Zeit, um den anderen zu Boden zu zwingen – mit bloßen Händen. Wenn ich ›Wechsel‹ rufe, geht ihr zum Nächsten. Bewegt euch schnell und kontrolliert. Los.«
Er sah, dass sein Bruder zögerte. Die Hexe nutzte es aus, brachte ihn mit ihrem Körper aus dem Gleichgewicht und hakte ihren Fuß hinter seinen, sodass er zu Boden fiel.
»Selbstverteidigung«, verkündete Glenna grinsend. »Ich lebe in New York.«
In diesem Moment schlug ihr Hoyt von unten die Füße weg, und sie plumpste hart auf den Boden. »Aua. Können wir Matten auf den Fußboden legen?«
»Wechsel!«
Sie bewegten sich und kämpften miteinander. Es war mehr ein Wettbewerb als Training. Trotzdem, dachte Glenna, würde sie einige blaue Flecke davontragen. Bei Larkin hatte sie das Gefühl, dass er sie gewinnen ließ. Sie lächelte ihn an, und als er ihr Lächeln erwiderte, warf sie ihn mit einem Schultergriff zu Boden.
»Entschuldigung. Ich gewinne eben gerne.«
»Wechsel.«
Der mächtige Körper von King versperrte ihr die Sicht, und sie blickte hoch, um ihm in die Augen zu sehen. »Ich auch«, sagte er zu ihr.
Sie ging instinktiv vor, bewegte ihre Hände, sagte rasch einen Zauberspruch. Als er nur lächelte, berührte sie seinen Arm. »Warum setzt du dich nicht?«
»Ja, klar.« Er gehorchte.
Sie blickte zu Cian und errötete ein wenig, als sie sah, dass er sie beobachtete. »Das war wahrscheinlich gegen die Regeln – es ist unwahrscheinlich, dass ich es in der Hitze des Kampfes anwenden kann, aber ich finde, es gilt trotzdem.«
»Es gibt keine Regeln. Sie ist nicht die Stärkste«, rief Cian den anderen zu. »Sie ist auch nicht die Schnellste, aber sie ist auf jeden Fall die Cleverste von euch. Sie benutzt List und Verstand ebenso wie Muskeln und Tempo. Du musst stärker werden«, wandte er sich an Glenna. »Und schneller.« Zum ersten Mal lächelte er. »Und nimm dir ein Schwert. Wir arbeiten jetzt mit Waffen.«
Am Ende der nächsten Stunde war Glenna schweißüberströmt. Ihr Schwertarm schmerzte wie ein fauler Zahn von der Schulter bis zum Handgelenk. Die anfängliche Begeisterung darüber, etwas zu tun, war längst bitterer Erschöpfung gewichen.
»Ich dachte, ich wäre gut in Form«, beklagte sie sich bei Moira. »Stundenlang habe ich Pilates und Yoga gemacht, Gewichte gehoben – ich merke nichts davon.«
»Du machst deine Sache gut.« Moira fühlte sich selber schwach und unbeholfen.
»Ich kann kaum noch stehen. Dabei trainiere ich regelmä ßig. Aber du siehst auch völlig erledigt aus.«
»Es war ein langer, harter Tag.«
»Das ist noch milde ausgedrückt.«
»Meine Damen? Wenn ihr euch bitte zu uns bemühen möget. Oder möchtet ihr euch lieber hinsetzen und euch über Mode unterhalten?«
Glenna setzte ihre Wasserflasche ab.
»Es ist fast drei Uhr morgens«, sagte sie. »Eine gefährliche Zeit für Sarkasmus.«
»Und die beste Zeit für euren Gegner.«
»Das mag sein, aber wir haben uns noch nicht alle auf die neue Zeit eingestellt. Moira und Larkin zum Beispiel haben heute eine weite Reise hinter sich gebracht und sind auch nicht gerade freundlich empfangen worden. Du hast natürlich völlig Recht damit, dass wir trainieren müssen, aber wenn wir uns nicht auch ausruhen, werden wir weder stark noch schnell. Sieh sie dir doch an«, Glenna wies auf Moira, »sie kann sich ja kaum noch aufrecht halten.«
»Mir geht es gut«, warf Moira ein.
Cian blickte sie nachdenklich an. »Dann liegt es wohl an deiner Müdigkeit, dass du so schlecht in Form
Weitere Kostenlose Bücher