Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
und hielt es Cian an. »Besser mit Waffe als ohne.«
»Wahre Worte.« Dann beugte er sich ebenfalls zu Glenna herunter und küsste sie rasch und flüchtig. »Mir passiert auch nichts.« Schweigend gingen sie nebeneinander her. Von der früheren Vertrautheit war kaum noch etwas zu spüren. Früher einmal, dachte Hoyt, hatten sie, ohne ein Wort zu sagen, gewusst, was der andere dachte. Jetzt jedoch hatte er keinen Zugang zu den Gedanken seines Bruders, und Cian ging es bei ihm wohl nicht anders.
»Die Rosen hast du behalten, aber den Kräutergarten hast du sterben lassen. Dabei hatte sie so viel Freude daran.«
»Die Rosen sind schon unzählige Male erneuert worden, seitdem ich das Haus gekauft habe. Die Kräuter waren schon lange weg, bevor ich den Besitz erworben habe.«
»Es ist kein Besitz, so wie dein Haus in New York, es ist unser Zuhause.«
»Für dich vielleicht.« Hoyts Zorn prallte an Cian ab wie der Regen. »Wenn du mehr erwartest, als ich geben kann oder will, wirst du ständig enttäuscht werden. Ich habe das Grundstück und das Haus mit meinem Geld gekauft, und es wird von meinem Geld unterhalten. Man sollte meinen, du müsstest bessere Laune haben heute Früh, nachdem du letzte Nacht mit der hübschen Hexe gevögelt hast.«
»Pass auf, was du sagst.«
»Kein Problem. Sie ist ein Sahneschnittchen und bestimmt kein Fehler. Aber ich hatte einige Jahrhunderte länger als du Erfahrungen mit Frauen, und in diesen faszinierend grünen Augen steht mehr als die reine Lust. Sie malt sich eine Zukunft mit dir aus. Wie willst du denn das machen?«
»Mach dir darüber keine Gedanken.«
»Nein, nicht im Geringsten, aber es ist unterhaltsam, darüber zu spekulieren, zumal ich im Moment gerade keine Frau habe, die mich ablenkt. Sie ist kein rotbackiges Dorfmädchen, das sich mit ein bisschen Wälzen im Heu und einem billigen Schmuckstück zufriedengibt. Sie ist eine kluge Frau und erwartet mehr von dir.«
Instinktiv blickte er prüfend zum wolkenverhangenen Himmel. Das irische Wetter konnte schnell umschlagen, und dann würde die Sonne durch die Wolken dringen. »Wenn du diese drei Monate überlebst, willst du dann deine Götter um das Recht bitten, sie mit zurücknehmen zu dürfen?«
»Spielt das für dich eine Rolle?«
»Nicht jeder stellt eine Frage, weil die Antwort für ihn eine Rolle spielt. Kannst du sie dir wirklich vorstellen in deinem Cottage auf den Klippen in Kerry? Kein Strom, kein fließendes Wasser, kein Saks um die Ecke. In einem Topf über dem Feuer kocht sie dir dein Essen. Wahrscheinlich verkürzt du ihre Lebenserwartung um die Hälfte, aber nun gut, was tut man nicht alles aus Liebe.«
»Was weißt du schon davon?«, fuhr Hoyt ihn an. »Du bist doch zur Liebe gar nicht fähig.«
»Oh, da irrst du dich aber. Auch wir können lieben, tief, sogar verzweifelt. Und ganz bestimmt unklug, was wir anscheinend gemeinsam haben. Also wirst du sie nicht mit zurücknehmen, denn das wäre egoistisch, und dazu bist du viel zu heilig und zu rein. Außerdem gefällt dir die Rolle des Märtyrers auch viel zu gut. Du wirst sie hier zurücklassen, und sie wird sich nach dir verzehren. Vielleicht amüsiere ich mich ja damit, ihr Trost anzubieten, und da wir uns so ähnlich sehen, geht sie vermutlich auch darauf ein und lässt sich von mir trösten.«
Der Schlag brachte ihn aus dem Gleichgewicht, warf ihn jedoch nicht um. Er schmeckte Blut und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Es hatte länger gedauert, seinen Bruder zu reizen, als er gedacht hatte.
»Nun, das liegt doch schon die ganze Zeit in der Luft.« Wie Hoyt legte er sein Schwert ab. »Dann los.«
Cians Fäuste bewegten sich so schnell, dass Hoyt sie erst wahrnahm, als Sterne vor seinen Augen explodierten und ein Blutstrahl aus seiner Nase schoss. Wie zwei Böcke verkeilten sie sich ineinander.
Cian bekam einen Schlag in die Nieren und einen weiteren, bei dem ihm Hören und Sehen verging. Er hatte ganz vergessen, wie Hoyt kämpfen konnte, wenn man ihn provozierte. Er wich einem Schlag aus und fand sich selber auf dem Boden wieder, weil ihm sein Bruder von unten die Beine wegschlug.
Wenn er gewollt hätte, hätte er den Kampf mit einem Fingerschnipsen beenden können, aber er war hitzig und zog es vor, mit Hoyt zu rangeln.
Fluchend wälzten sie sich auf der aufgeweichten Erde, aber plötzlich wich Cian zischend zurück und entblößte seine Reißzähne. In seiner Hand war eine Verbrennung in Form des Kreuzes, das Hoyt
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