Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
Kräutergarten, bei seiner Mutter Freude und Trost gefunden. Und jetzt stand er hier wie an ihrem Grab, trauerte und dachte an sie. Wut stieg in ihm auf, weil sein Bruder sich nicht darum gekümmert hatte.
»Hast du das hier gesucht?« Larkin musterte das Gras und richtete dann seinen Blick durch den Regen hindurch auf die Bäume. »Scheint nicht mehr viel übrig zu sein.«
Hoyt hörte ein Geräusch und wirbelte im gleichen Moment wie Larkin herum. Glenna kam auf sie zu, einen Pflock in der einer, ein Messer in der anderen Hand. Regentropfen hingen wie winzige Perlen in ihren Haaren.
»Du solltest doch im Haus bleiben. Es könnten noch mehr da sein.«
»Wenn es so ist, sind wir jetzt zu dritt.« Sie wies mit dem Kopf auf das Haus. »Sogar zu fünft, weil Moira und King uns Deckung geben.«
Hoyt blickte zum Haus. Moira stand mit gespanntem Bogen am Fenster. Auf der Türschwelle, links von ihr, stand King mit dem Breitschwert.
»Das sollte reichen.« Larkin grinste seiner Kusine verschmitzt zu. »Wehe dir, wenn du einem von uns in den Hintern schießt.«
»Dann müsste ich schon darauf zielen«, rief sie zurück.
Glenna stand neben Hoyt und musterte den Boden. »War der Garten hier?«
»Ja. Und er wird es auch wieder sein.«
Irgendetwas stimmte nicht, stimmte absolut nicht, dachte sie. Er hatte so einen harten Zug im Gesicht. »Ich habe einen Verjüngungszauber, und er funktioniert bei Heilpflanzen hervorragend.«
»Ich glaube nicht, dass ich ihn brauche.« Er rammte sein Schwert in den Boden, damit er die Hände frei hatte.
Er sah genau vor sich, wie es ausgesehen hatte, und dieses Bild vergegenwärtigte er sich, als er die Arme ausbreitete und die Finger spreizte. Dies war ein Tribut an die Frau, die ihm das Leben geschenkt hatte.
Und deshalb würde es schmerzlich werden.
»Samen zu Blatt, Blatt zu Blüte. Erde und Sonne und Regen. Erinnert euch.«
Seine Augen veränderten sich, und sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt. Larkin wollte etwas sagen, aber Glenna legte den Finger an die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Jetzt sollte keine andere Stimme ertönen als die von Hoyt. Die Kraft machte die Luft bereits schwer.
Bei der Visualisierung konnte sie ihm nicht helfen, da Hoyt ihr den Garten nicht beschrieben hatte. Aber sie konnte sich auf den Duft von Rosmarin, Lavendel und Salbei konzentrieren.
Er wiederholte die Beschwörung drei Mal, und mit jeder Wiederholung wurden seine Augen dunkler und seine Stimme lauter. Der Boden unter ihren Füßen bebte leicht.
Wind erhob sich und begann zu wirbeln.
»Erhebt euch! Kehrt zurück! Wachst und gedeiht! Gaben der Erde und der Götter. Für die Erde, für die Götter. Airmed, du Uralter, spende uns deine Gaben! Airmed, von den Tuatha de Danaan, nähre diese Erde. Lass es zurückkehren, wie es einmal war.«
Sein Gesicht war so bleich wie Marmor, seine Augen dunkel wie Onyx. Und die Kraft strömte aus ihm in den bebenden Boden.
Die Erde öffnete sich.
Glenna hörte, wie Larkin scharf die Luft einzog, und ihr selber schlug das Herz bis zum Hals. Die Pflanzen wuchsen empor, entfalteten Blätter, öffneten ihre Blüten. Vor purem Entzücken musste sie lachen.
Silbriger Salbei, die glänzenden Nadeln des Rosmarins, Büschel von Thymian und Kamille, Lorbeer und Raute, Lavendel und vieles mehr breitete sich auf dem Boden aus.
Der Garten bildete einen keltischen Knoten mit schmalen Gängen und Bögen, um die Ernte leichter zu machen.
Als der Wind sich legte und die Erde wieder zur Ruhe gekommen war, stieß Larkin die Luft aus. »Mann, das war hervorragende Gartenarbeit.«
Glenna legte Hoyt die Hand auf die Schulter. »Es ist wunderschön, Hoyt. Einer der hübschesten Zauber, die ich je gesehen habe. Der Segen sei mit dir.«
Er zog sein Schwert aus dem Boden. Sein Herz, das sich für die Magie geöffnet hatte, schmerzte wie eine Wunde. »Nimm, was du brauchst, aber mach schnell. Wir waren lange genug draußen.« Mit ihrer Sichel schnitt sie sorgfältig ab, was sie brauchte. Am liebsten wäre sie hier draußen geblieben, um den Garten zu genießen.
Sie war von Düften umgeben und wusste, dass die Kräuter, die sie erntete, umso stärker wirkten, weil sie auf so besondere Art gemacht worden waren.
Der Mann, der sie in der Nacht berührt hatte, der sie im Arm gehalten hatte, besaß mehr Macht, als sie sich jemals vorgestellt hatte.
»Das fehlt mir in der Stadt«, sagte sie. »Ich habe zahlreiche Töpfe auf der Fensterbank, aber es ist einfach
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