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Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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trug.
    »Verdammt«, murmelte er und saugte an der Wunde, aus der das Blut strömte. »Na ja, du brauchst wohl eine Waffe, um mich zu besiegen.«
    »Nein, ich brauche nur meine Fäuste.« Hoyt griff sich an den Hals und wollte die Kette gerade abreißen, als ihm klar wurde, wie dumm das wäre.
    »Na, das ist ja wunderbar!« Er spuckte die Worte förmlich aus. »Einfach wunderbar! Wir prügeln uns hier wie die Straßenjungen und bieten uns als leichte Beute an. Wenn jemand in der Nähe gewesen wäre, wären wir jetzt tot.«
    »Das bin ich schon – kümmere du dich um dich selbst.«
    »Ich will mich nicht mit dir schlagen.« Allerdings war sein Gesichtsausdruck immer noch kampfbereit, als er sich das Blut vom Mund wischte. »Es bringt doch nichts.«
    »Es war aber ein gutes Gefühl.«
    Hoyts geschwollene Lippen zuckten. »Ja, das ist wohl wahr. Heiliger Märtyrer!«
    »Ich wusste, dass dich das in Rage bringt.«
    »Du hast es immer schon verstanden, mich wütend zu machen. Wenn wir nicht mehr Brüder sein können, Cian, was sind wir dann?«
    Cian rieb nachdenklich über die Gras- und Blutflecken an seinem Hemd. »Wenn du siegst, bist du in ein paar Monaten wieder weg. Oder ich sehe dich sterben. Weißt du, wie viele ich schon habe sterben gesehen?«
    »Wenn die Zeit kurz ist, hat es wahrscheinlich mehr Bedeutung.«
    »Du weißt nichts von der Zeit.«
    Cian stand auf. »Möchtest du noch ein wenig spazieren gehen? Komm, ich bringe dir etwas über die Zeit bei.«
    Er marschierte durch den strömenden Regen, sodass Hoyt gezwungen war, hinter ihm herzulaufen.
    »Gehört das gesamte Land noch dir?«
    »Das meiste davon. Ein Teil davon wurde vor ein paar Jahrhunderten verkauft – und einen anderen Teil haben sich die Engländer während eines Krieges angeeignet und an einen Kumpel von Cromwell verschenkt.«
    »Wer ist Cromwell?«
    »War. Ein Bastard, der Irland für die britische Krone gebrandschatzt und geplündert hat. Politik und Kriege – anscheinend können weder Götter, Menschen noch Dämonen ohne sie auskommen. Ich habe einen der Söhne des Mannes, der es geerbt hatte, überredet, es wieder an mich zu verkaufen. Sogar zu einem ganz guten Preis.«
    »Überredet? Du hast ihn getötet.«
    »Und wenn schon«, erwiderte Cian mürrisch. »Es ist lange her.«
    »Bist du so zu deinem Reichtum gekommen? Indem du andere umgebracht hast?«
    »Ich hatte über neunhundert Jahre Zeit, um meine Truhen zu füllen, und habe es auf verschiedene Arten getan. Ich mag Geld, und ich hatte schon immer einen Kopf für Finanzen.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Anfangs waren es magere Jahre, Jahrzehnte sogar, aber ich kam herum. Ich bin viel gereist. Es ist eine große, faszinierende Welt, und ich möchte daran teilhaben. Deshalb würde ich auch niemals Lilith in ihrem Kampf unterstützen.«
    »Du willst deine Investitionen schützen.«
    »Ja. Ich habe mir das, was ich besitze, erarbeitet. Ich spreche fließend fünfzehn Sprachen, was mir bei meinen Geschäften sehr zugute kommt.«
    »Fünfzehn?« Das Sprechen fiel jetzt, beim Gehen, leichter. »Du konntest doch noch nicht einmal richtig Latein.«
    »Ich hatte reichlich Zeit zum Lernen und noch mehr Zeit, um die Früchte zu genießen. Und das tue ich in vollen Zügen.«
    »Ich verstehe dich nicht. Sie hat dir dein Leben, deine Menschlichkeit genommen.«
    »Und mir die Ewigkeit gegeben. Ich bin ihr zwar nicht besonders dankbar dafür, weil sie es nicht zu meinem Wohl getan hat, aber ich sehe auch keinen Sinn darin, eine Ewigkeit zu schmollen. Meine Existenz ist lang, und dies hier bleibt dir und deinesgleichen. Er wies auf einen Friedhof. »Eine Hand voll Jahre und dann nichts als Erde und Staub.«
    In der Ecke stand eine von Dornenranken überwucherte Steinruine, deren hintere Mauer stehen geblieben war. Am Rand waren Figuren in den Stein gehauen, so verwittert, dass sie kaum noch zu erkennen waren. Aus den Rissen wuchsen Blumen und kleine Sträucher.
    »Eine Kapelle? Mutter sprach davon, dass sie eine bauen wollte.«
    »Es wurde auch eine gebaut«, bestätigte Cian. »Das ist davon übrig geblieben. Steine, Moos und Gräser.«
    Hoyt schüttelte nur den Kopf. Er ging zwischen den Grabsteinen umher, die in den Boden eingelassen waren. Der Boden war hier uneben, und das hohe Gras war tropfnass.
    Wie die Figuren auf der Mauer der Kapelle waren auch die Namen auf den Grabsteinen von der Zeit und vom Regen ausgewaschen, und Flechten und Moos wucherten auf den Steinen. Manche Namen konnte er lesen. Es

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