Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
das Schießen allein auch Spaß. Die Frau, der das hier nichts ausmacht, muss schon etwas ganz Besonderes sein.« Er tippte sich mit dem Finger aufs Gesicht.
»Ich mag dein Gesicht. Es ist so groß und dunkel.«
Er lachte so heftig, dass er beinahe seinen Kaffee verschüttete.
»Du bist mir die Richtige.«
»Und du bist stark. Du sprichst schön, und du kannst kochen. Du bist deinen Freunden gegenüber loyal.«
Sein großes, dunkles Gesicht wurde ganz weich.
»Bewirbst du dich um die Stelle als Liebe meines Lebens?«
Sie lächelte ihn an. »Ich glaube nicht, dass ich für dich bestimmt bin. Wenn ich Königin werde, muss ich eines Tages heiraten und Kinder bekommen. Ich hoffe, es wird nicht nur eine Pflicht sein, sondern ich finde jemanden, der mir so viel bedeutet wie mein Vater meiner Mutter. Ich möchte einen starken und loyalen Mann haben.«
»Und er muss gut aussehen.«
Moira schwieg, aber das erhoffte sie sich natürlich auch. »Achten die Frauen hier denn nur auf gutes Aussehen?«
»Nein, das nicht, aber es schadet nichts. Wenn jemand zum Beispiel aussieht wie Cian, dann muss er sie sich schon mit der Waffe vom Leib halten.«
»Und warum ist er dann so einsam?«
Er musterte sie über den Rand seiner Tasse hinweg. »Gute Frage.«
»Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?«
»Er hat mir das Leben gerettet.«
Moira schlang die Arme um die Knie und machte es sich gemütlich.
Es gab nur wenig, was sie lieber mochte als eine Geschichte. »Wie?«
»Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. In einer üblen Gegend in East L. A.« Er trank einen Schluck Kaffee und fuhr dann schulterzuckend fort: »Weißt du, mein alter Herr ist noch vor meiner Geburt abgehauen, und meine alte Dame hatte ein kleines Problem mit illegalen Substanzen. Und dann hat sie eines Tages zu viel von irgendeinem schlechten Zeug genommen.«
»Sie ist tot.« Ihr Herz flog ihm entgegen. »Es tut mir so leid.«
»Einfach nur Pech. Weißt du, manche Leute landen einfach in der Gosse. Sie war so jemand. Ich habe also auf der Straße gelebt und versucht, mich durchzuschlagen. Eines Abends war ich gerade auf dem Weg zu einem Platz, den ich kannte. Es war dunkel und drückend heiß. Ich wollte einfach nur noch schlafen.«
»Du hattest kein Zuhause.«
»Ich hatte die Straße. Auf einer Veranda saßen zwei Typen, an denen ich vorbei musste, wenn ich zu meinem Schlafplatz wollte. Da fährt plötzlich ein Auto vor, und jemand fängt an, auf sie zu schießen. Wie in einem Hinterhalt. Und ich mitten drin. Kugeln sausen mir am Kopf vorbei. Es werden immer mehr, und ich weiß, dass ich sterben muss. Auf einmal packt mich jemand, und mir verschwimmt alles vor Augen, aber ich hatte das Gefühl zu fliegen. Und dann war ich irgendwo anders.«
»Wo?«
»In einem schicken Hotelzimmer. So was hatte ich bisher nur im Film gesehen.« Er schlug die Beine übereinander. »Ich lag in einem weichen Bett, das groß genug war für mindestens zehn Leute. Mein Kopf schmerzte wie verrückt, und daran merkte ich, dass ich nicht tot und im Himmel war. Er kam aus dem Badezimmer. Er hatte sein Hemd ausgezogen und einen Verband an der Schulter. Als er mich aus dem Feuergefecht gezogen hatte, war er selber getroffen worden.«
»Was hast du gemacht?«
»Ich nehme an, ich hatte einen Schock. Er setzte sich auf die Bettkante und musterte mich von oben bis unten. ›Du hast Glück gehabt‹, sagte er. Er hatte so einen Akzent, dass ich dachte, er wäre bestimmt ein Rockstar oder so. So, wie er aussah, die tolle Stimme, das schicke Zimmer. Und ich hielt ihn für einen Perversen, der mich … na ja, ich war au ßer mir vor Angst. Ich war ja erst acht.«
»Du warst noch ein Kind?« Moira riss die Augen auf.
»Ich war acht«, wiederholte King. »Und so, wie ich aufgewachsen bin, bleibt man nicht lange ein Kind. Er fragte mich, was zum Teufel ich da draußen getrieben hätte, und ich gab ihm irgendeine freche Antwort. Als er mich fragte, ob ich hungrig wäre, habe ich gleich zurückgeschossen, er bräuchte ja nicht zu glauben, dass ich für etwas zu essen … sexuelle Handlungen an ihm vornehmen würde. Er bestellte einfach Steaks, eine Flasche Wein und Limonade und erklärte, er stehe nicht auf kleine Jungs. Wenn es einen Ort gäbe, an dem ich jetzt lieber wäre, dann sollte ich dorthin gehen. Ansonsten könnte ich bei ihm auf mein Steak warten.«
»Und du hast auf das Steak gewartet.«
»Ja klar.« Er zwinkerte ihr zu. »So hat alles angefangen. Er gab mir zu
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