Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
wollte sich abwenden, aber er ergriff ihre Hand und stand auf, als er sie an sich zog. Ihre Lippen fanden sich zu einem unendlich zärtlichen Kuss.
»Ich glaube, das Schicksal hat dich hierher geschickt, Glenna, damit ich verstehe, dass es nicht nur um Tod, Blut und Gewalt geht. Es gibt so viel Schönes und Gutes auf der Welt. Und ich habe es. Ich halte es hier im Arm.« Fest schlang er die Arme um sie.
Sie legte den Kopf an seine Schulter. Am liebsten hätte sie gefragt, was aus ihnen würde, wenn es vorbei wäre, aber sie wusste, wie wichtig, ja wesentlich es war, jeden Tag so zu nehmen, wie er kam.
Schließlich löste sie sich von ihm. »Wir sollten arbeiten. Ich habe einige Ideen, wie wir eine Sicherheitszone um das Haus herum ziehen können. Ein geschützter Bereich, in dem wir uns freier bewegen können. Und ich glaube, Larkin hat Recht. Wir sollten Kundschafter ausschicken. Wenn wir tagsüber zu den Höhlen kommen, finden wir davor vielleicht etwas. Möglicherweise sogar Fallen.«
»Du hast viel nachgedacht.«
»Ich brauche das. Es hält mich davon ab, Angst zu haben.«
»Dann arbeiten wir jetzt.«
»Wenn wir erst einmal einen Ansatz gefunden haben, kann Moira uns vielleicht helfen«, fügte Glenna hinzu, als sie die Küche verließen. »Sie liest alles, was sie in die Finger bekommt, deshalb ist sie unsere beste Informationsquelle. Und sie hat auch ein bisschen Macht, roh und ungeübt zwar, aber immerhin.«
Während Glenna und Hoyt sich in den Turm zurückzogen, brütete Moira in der Bibliothek über einem Band mit Dämonensagen. Es war faszinierend, fand sie. So viele verschiedene Theorien und Legenden. Ihre Aufgabe bestand ihrer Meinung nach darin, die Wahrheit in den Geschichten zu suchen.
Cian wusste sicher eine ganze Menge, schließlich hatte er jahrhundertelang Zeit zum Lernen gehabt. Und jemand, der einen solchen Raum mit Büchern füllte, suchte und respektierte Wissen. Aber sie war noch nicht bereit, ihn zu fragen – und sie war sich auch nicht ganz sicher, ob sie sich jemals dazu durchringen konnte.
Wenn er nicht wie die Kreaturen war, über die sie gelesen hatte, die Nacht für Nacht nach menschlichem Blut dürsteten und töten wollten – was war er dann? Im Moment bereitete er sich wie sie alle darauf vor, seine Artgenossen zu bekämpfen, und sie verstand es nicht.
Sie musste noch mehr erfahren, mehr über das, was sie bekämpften, über Cian, über all die anderen.
Wie konnte man verstehen und vertrauen, wenn man nichts wusste?
Sie machte sich Notizen auf dem Papier, das sie in einer Schublade des großen Schreibtischs gefunden hatte. Sie liebte das Papier und das Schreibinstrument. Den Füller, korrigierte sie sich, der in seinem Kolben Tinte enthielt. Ob sie wohl Papier und Füller nach Geall mitnehmen konnte?
Sie schloss die Augen. Sie vermisste ihr Zuhause, und diese Sehnsucht lag ihr wie ein Stein im Magen. Sie hatte ihren Wunsch niedergeschrieben, das Papier versiegelt, und sie würde es zu ihren Sachen legen, damit Larkin es dort fände.
Wenn sie auf dieser Seite sterben sollte, wollte sie in Geall beerdigt werden.
Sie schrieb weiter, während die Gedanken in ihrem Kopf kreisten. Einer war besonders hartnäckig. Sie würde Glenna fragen müssen, ob die Möglichkeit bestand und ob die anderen damit einverstanden wären, das Portal zu versiegeln, die Tür nach Geall zu schließen.
Seufzend blickte sie zum Fenster. Ob es in Geall jetzt wohl auch regnete oder ob über dem Grab ihrer Mutter die Sonne schien?
Sie hörte Schritte sich nähern und packte instinktiv den Knauf ihres Dolchs fester. Als King eintrat, ließ sie die Waffe wieder los. Aus Gründen, die sie selbst nicht verstand, fühlte sie sich in seiner Gegenwart wohler als bei den anderen.
»Hast du was gegen Stühle, Kleine?«
Ihre Lippen zuckten. Ihr gefiel es, wie die Worte aus seinem Mund polterten, wie Felsbrocken von einem steinigen Hügel. »Nein, aber ich sitze gerne auf dem Fußboden. Müssen wir weiter trainieren?«
»Nein, wir machen eine Pause.« Er setzte sich in einen breiten Sessel, einen riesigen Becher mit Kaffee in der Hand. »Larkin könnte pausenlos weitermachen. Im Moment ist er oben und übt ein paar Katas.«
»Die Katas gefallen mir. Das ist wie Tanzen.«
»Du musst nur dafür sorgen, dass du derjenige bist, der führt, wenn du mit einem Vampir tanzt.«
Müßig blätterte sie eine Seite in ihrem Buch um. »Hoyt und Cian haben sich geprügelt.«
King trank einen Schluck Kaffee.
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