Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
holte Flaschen zusammen. Ihr Arm schmerzte teuflisch, deshalb tat sie rasch das Notwendigste, um den Schmerz auszuschalten. Schließlich waren sie hier in Irland, dachte sie grimmig, und es musste doch viele Kirchen hier geben. In den Kirchen gab es sicher Weihwasser.
Sie trug die Flaschen, ein Schlachtermesser und ein Bündel Holzpflöcke zum Auto.
»Glenna.« Moira kam mit einer Armbrust, einem Langbogen über der Schulter und zwei Schwertern in der Hand zum Wagen gelaufen. Sie legte die Waffen hinein und hielt eins der Silberkreuze hoch.
»Das war im Trainingsraum. Es muss wohl Kings sein. Er hat keinen Schutz.«
Glenna schlug die Kofferraumklappe zu. »Er hat uns.«
Hecken und Hügel waren durch den grauen Regenschleier nur verschwommen zu erkennen. Hoyt sah andere Maschinen – Autos, rief er sich ins Gedächtnis – die nasse Straße entlangfahren.
Er sah Vieh und Schafe auf den Weiden mit den niedrigen Steinmauern. Larkin oder das Auto, in dem sie King transportierten, waren nirgendwo zu entdecken.
»Kannst du sie hiermit aufspüren?«, fragte er Cian.
»Nein.« Er drehte das Lenkrad, und eine Wasserfontäne spritzte auf. »Sie bringen ihn zu Lilith. Sie wollen ihn ihr lebend präsentieren.« Er musste es einfach glauben.
»In die Höhlen?« Hoyt dachte daran, wie lange er gebraucht hatte, um von den Klippen nach Clare zu gelangen. Aber er war natürlich auch mit dem Pferd unterwegs gewesen, war verwundet gewesen und hatte Fieber gehabt. Aber trotzdem würde die Fahrt Zeit brauchen. Zu viel Zeit.
»Lebendig? Cian, werden sie ihn lebendig dorthin bringen?«
»Er wird eine Trophäe für sie sein. Sie wird ihn selber töten wollen. Wir können nicht so weit hinter ihnen sein. Der Jag ist viel schneller als der blöde Lieferwagen, den sie fahren.«
»Sie werden ihn nicht beißen. Das verhindert das Kreuz.«
»Aber es kann ein Schwert oder einen Pfeil nicht aufhalten. Auch keine Kugel. Aber diese Waffen wird sie nicht verwenden«, sagte er wie zu sich selber. »Das ist viel zu distanziert. Wir lieben es, den Schmerz in den Augen unserer Opfer zu sehen. Sie wird ihn zuerst foltern. Sie will bestimmt nicht, dass es so schnell geht.« Seine Hände umklammerten das Lenkrad. »Das gibt uns ein bisschen Zeit.«
»Die Nacht bricht an.«
Hoyt sprach es nicht aus, aber sie wussten beide, dass bei Einbruch der Dunkelheit mehr Vampire auftauchen würden.
Cian überholte eine Limousine in einem solchen Tempo, dass der Jaguar auf der nassen Straße ins Schleudern geriet, aber er hatte ihn sofort wieder unter Kontrolle. Scheinwerfer blendeten ihn, Zweige schrammten an der Seite vorbei und Kies spritzte auf, aber er fuhr immer weiter.
»Wir müssten sie jetzt schon eingeholt haben. Wenn sie einen anderen Weg genommen haben oder sie vielleicht einen neuen Unterschlupf hat …« Es gibt viel zu viele Möglichkeiten, dachte Cian und trat das Gaspedal durch. »Kannst du etwas tun? Einen Zauber, um sie zu orten?«
»Ich habe keine … doch, warte.« Hoyt griff nach dem Kreuz, das er um den Hals trug, und ließ Macht hineinfließen.
»Schild und Symbol. Leite mich. Lass mich sehen.«
Er sah den Puma, der durch den Regen rannte. Das Kreuz schlug ihm wie eine Silberpeitsche gegen die Brust.
»Larkin, er ist hinter uns. Er bleibt auf den Weiden, aber er wird langsam müde.« Suchend tastete er sich im Licht des Kreuzes weiter. »Glenna – und Moira ist bei ihr. Sie sind nicht im Haus geblieben, sie bewegen sich. Sie hat Schmerzen.«
»Sie können mir nicht helfen. Wo ist King?«
»Ich kann ihn nicht sehen. Er ist im Dunkeln.«
»Tot?«
»Ich weiß nicht. Ich kann ihn nicht erreichen.«
Cian trat auf die Bremse und riss das Steuer herum. Der Jaguar schleuderte um die eigene Achse und rutschte gefährlich nahe auf den schwarzen Lieferwagen, der mitten auf der schmalen Straße stand. Es gab einen dumpfen Knall, als Metall auf Metall traf.
Noch bevor der Wagen zum Stehen gekommen war, war Cian bereits herausgesprungen. Er zog sein Schwert und riss die Tür des anderen Autos auf. Es war leer.
»Hier ist eine Frau«, rief Hoyt. »Sie ist verletzt.«
Fluchend lief Cian um den Wagen herum und öffnete die Heckklappe. Er sah Blut – dem Geruch nach zu urteilen, Menschenblut. Aber für Tod war es nicht genug.
»Cian, sie ist gebissen worden, aber sie lebt.«
Cian blickte über die Schulter. Eine Frau lag auf der Stra ße. Sie blutete aus zwei Löchern am Hals. »Sie haben sie nicht ausgesaugt, dazu war nicht
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